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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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behindert wurde, waren auch Relyn und Fierral beim Training. Der einarmige Mann hielt den Stab aus Tannenholz selbstbewusst in der linken Hand. Offenbar hatte er schon eine Weile geübt.
    Ryba hob einen Stab auf. »Istril? Wollen wir es versuchen?«
    Istril verneigte sich.
    Nylan holte tief Luft und ging in die Schreinerei hinunter, wo die unvollendete Wiege auf ihn wartete. Was Ryba über die Männer gesagt hatte, schien wahr zu sein, aber gerade die vermeintliche Wahrheit beunruhigte ihn sehr. Waren die meisten Männer denn wirklich so unvernünftig und blind?

 
LXVIII
     
    A uf halbem Weg den Hügel hinauf sah Nylan sich um und rückte die Schneebrille zurecht. Gerlich und Narliat bewegten sich auf der sonnenüberfluteten Ebene. Gerlich rief Narliat einige Befehle zu, als der ehemalige Kämpfer auf seinen kurzen Skiern ins Schlingern kam. Die kürzeren Skier würden wahrscheinlich ausreichen, dachte Nylan, denn die Sonne, die mittags schon recht warm wurde, hatte den Schnee angetaut und eine verharschte Kruste hinterlassen.
    Während er weiter den Hügel hinaufstieg und Gerlich und seinen unglücklichen Schüler auf der Ebene vor dem Turm sich selbst überließ, fragte Nylan sich, warum Gerlich auf einmal so großes Interesse daran hatte, Narliat im Skilaufen zu unterrichten.
    Verwandelte er sich nach und nach in eine männliche Ryba? Traute er keinem Mann mehr? Relyn misstraute er allerdings nicht, auch wenn er den Mann nicht verstand. Relyn schien verändert, als wäre er sich seiner selbst nicht mehr sicher. Gerlich dagegen kam ihm immer fremder vor, verächtlich und stets kurz davor, Ryba herauszufordern.
    Als Nylan die Hügelkuppe erreicht hatte, sah er sich noch einmal um. Narliat lief langsam auf seinen Skiern und folgte einer Loipe, die bereits von anderen durch den Schnee gezogen worden war. Gerlich trieb seinen einheimischen Schüler an.
    Nylan schnürte die Skier mit den Riemen fest und fuhr in eleganten Schwüngen, wie er es nie für möglich gehalten hätte, den Hügel hinunter. Gelegentlich schlingerte er noch und bewegte sich etwas ungeschickt, aber er stürzte nicht mehr.
    Am Fuß des Hügels hielt er an und suchte die Bäume ab, dann folgte er seinen Sinnen und fuhr nach Westen zu einem schmalen Streifen Waldland. Rollten sich die verschrumpelten grauen Blätter der wenigen Laubbäume nicht sogar schon wieder auf? Früher oder später würden sie es gewiss tun und Nylan hoffte, dass dieser Zeitpunkt lieber früher als später kommen würde.
    Als er unter den Bäumen war, auf deren Zweigen kein Schnee mehr lag, zog der Ingenieur das Tuch vom Mund herunter. Unter dem Wollstoff wurde ihm zu warm und er konnte kaum atmen, wenn er mit den schweren Skiern durch den Wald fuhr, die Wahrnehmung weit gespannt, um Wild aufzuspüren, das er erlegen konnte.
    Er sah ein paar alte Fährten von Hasen, die in der Mittagssonne etwas angetaut waren, auch einige Spuren von Baumratten, aber keine frischen Abdrücke von größerem Wild.
    Er bewegte sich langsam, blieb öfter stehen und suchte mit den Sinnen nach Zeichen von Wild, das er mit bloßem Auge nicht aufspüren konnte. Mit den Fingern tastete er unwillkürlich nach dem Bogen auf dem Rücken.
    Unter einem schneebedeckten Hügel regte sich etwas, ganz leicht nur, aber Nylan schüttelte sofort den Kopf. Das war ein Bär, der vorläufig noch nicht auftauchen würde. Es kam sowieso nicht in Frage, dass Nylan ein Tier ausgrub, das mehr als doppelt so groß war wie er.
    Als er eine Spur entdeckte, die ihm wie eine Hirschfährte vorkam, nur etwas größer, blieb Nylan wieder stehen. Er lenkte die Skier ein wenig weiter bergab, um der Spur zu folgen, und suchte mit den Sinnen.
    Wenn seine Wahrnehmung ihn nicht trog, schien es ein großer Hirsch oder ein Elch zu sein. Nylan hatte sich nie besonders um die Unterschiede zwischen den Tieren gekümmert, aber dieses hier schien auf jeden Fall eine Menge Fleisch zu verheißen.
    Der große Hirsch war aus dem niedrigeren Gelände heraufgewandert oder, überlegte Nylan, vor den einheimischen Jägern geflohen, die weiter unten, da der Schnee jetzt schmolz, eifriger als zuvor auf die Jagd gingen.
    Nylan musste noch beinahe eine Meile fahren, bis er das Tier entdeckte, das unter einer großen Tanne auf einer kleinen Lichtung stand. Der Ingenieur hielt in der Deckung einer Kiefer an. Wenn er sich dem Hirsch noch weiter näherte, würde das Tier ihn bemerken. Allerdings war es immer noch mehr als fünfzig Ellen entfernt.
    Nylan

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