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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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ihnen gebracht hat?« Pakh Valinia starrte uns noch einige Herzschläge lang zürnend an, ehe sie sich abwandte und mit bloßer Faust auf die Wand einprügelte, nicht einmal, nicht zweimal, ein halbes Dutzend Male. Beim dritten Schlag hinterließ sie Blutflecken. Ich bin Entsetzen gewohnt, nachdem ich in meinem kurzen Leben so viel Entsetzliches erlebt hatte, aber sogar ich war von diesem Anblick so paralysiert, dass ich nur weiter dort knien konnte, wo ich war, die eigenen Hände in einer reflexartigen Geste der Verweigerung zum Mund erhoben.
    Aber Oscin sah und Oscin handelte. Mit vier Schritten hatte er den Raum durchquert. Er umfasste Pakh Valinias Handgelenke und hielt sie mit einer Leichtigkeit fest, die jeden in Erstaunen versetzt hätte, der nicht wusste, wie stark er war. Sie wehrte sich ein, zwei Sekunden lang. Dann schien sie zu begreifen, dass es keinen Sinn hatte, und sie gab auf und stieß weinend Verwünschungen in einer riirgaanischen Sprache aus.
    Mich verblüffte, wie machtvoll sich dieses Gefühl äußerte, einem persönlichen Verrat zum Opfer gefallen zu sein, das Gefühl der Abscheu angesichts der Vorstellung, dass eine Person, die sie gekannt und um die sie sich gesorgt hatte, zu so etwas fähig sein könnte. Mir war das so fremd wie die Vlhani, so ungreifbar wie die KIquellen. Bei jeder Freundschaft, die ich je erlebt hatte - es waren nur wenige, zu denen die Porrinyards und vielleicht ein oder zwei andere zählten -, war immer ich diejenige gewesen, die irgendwann etwas Furchtbares getan hatte. Ich war die mit dem Blut an den Händen, die, die sich nach wie vor abscheulich verhalten konnte, die, deren kaltes, berechnendes Wesen noch immer imstande war, sogar die zu erschrecken, die sie am besten kannten. Mein Vertrauen war nie zerstört worden, weil ich mir immer so viel Zeit damit gelassen hatte, welches aufzubauen, dass es anderen nahezu unmöglich war, genug davon zu erringen, um in irgendeiner nennenswerten Weise Verrat an mir zu üben.
    Nein, alles, was ich je empfunden hatte, wenn ich herausgefunden hatte, dass jemand, den ich kannte, meine schlimmsten Erwartungen erfüllt hatte, war ein Gefühl der Bestätigung. Pakh Valinias Entsetzen - zu dem auch eine spürbare Entrüstung ob der Tatsache zählte, dass sie nicht erkannt hatte, was nun offensichtlich erschien - war für mich etwas gänzlich Neues, und in mir blitzte vage eine Ahnung auf, wie es sich anfühlen musste, dergleichen zu erleben.
    Während Oscin Pakh Valinia mit starken Armen hielt und ihr leise versicherte, dass sie das nicht hätte vorhersehen können, beschäftigte ihre Reaktion mich noch immer so sehr, dass mir in Anbetracht der schwindelerregenden Vehemenz der Mund offen stand und ich nicht fähig war, irgendetwas Sinnvolles zu tun, als Tara Fox, der Eisklotz in diesem Feuer der Emotionen, sagte: »Achtung.«
    Sie sah nach oben. Wie ein Halbmond fing ihr Profil das letzte Tageslicht ein, das durch das Loch in der Decke hereindrang.
    Ich folgte ihrem Blick und glaubte einen idiotischen, verwirrenden Augenblick lang, ich sähe ein Modell eines Sonnensystems vor mir, in dem Planeten in einer Drahtkonstruktion um ihre Sonne kreisten. Dort oben waren einige Planeten, alle ziemlich nahe, alle rotglühend wie ein Feuer, und alle hüpften auf eine Weise durcheinander, die aufzeigte, dass die orbitalen Pfade einem wahnsinnigen Chaos anheimgefallen waren.
    Ich brauchte eine halbe Sekunde, was viel zu viel war, um zu begreifen, dass die Planeten, die ich dort sah, ein halbes Dutzend einander auffallend naher Vlhani-Köpfe waren und dass die rote Farbe dem Sonnenuntergang, reflektiert von dem Chitin, geschuldet war.
    Uns blieb keine Zeit zu überlegen, ob das diejenigen waren, die uns beigestanden hatten, oder Feinde, die in das Territorium eingedrungen waren.
    Denn schon zuckten ihre Peitschen wie ein Gewirr aus Schlangen hernieder.

KAPITEL VIERZEHN
DIE GEFANGENEN
 
    Ich wirbelte auf dem Absatz herum, suchte nach einer Ecke, in der ich mich vielleicht ein oder zwei Herzschläge lang verstecken konnte, und kauerte mich in Vorbereitung eines verzweifelten Sprungs zusammen, doch eine Peitsche wickelte sich viermal um meine Körpermitte, ehe meine Füße vom Boden abgehoben hatten. Sie spannte sich mit erschreckender Leichtigkeit um meine Taille, drückte auf mein Zwerchfell, presste mir den Atem aus der Lunge und ließ mir keine Chance, auch nur so zu tun, als würde ich Widerstand leisten. Meine Beine erschlafften unter mir,

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