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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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der Krise unterbrochen worden war. Was sagten sie jenen Kreaturen, an deren Ritual teilzunehmen sie so viel geopfert hatten? Wir vergeben euch oder macht, was ihr wollt oder denkt daran, was wir euch bedeutet haben, noch ist es nicht zu spät für eine Umkehr. Vielleicht war es auch etwas, das dem menschlichen Erleben fremd war, etwas, das nur die Vlhani verstehen konnten, das nur Menschen, die den Vlhani angepasst worden waren, ihnen sagen konnten.
    Und dann geschah es. Wie eine Flut, die nach einem Dammbruch flussabwärts schoss, drangen die Vlhani vor, und der Chor ihrer Schreie erscholl so laut, er rumpelte wie Donnergrollen. Skye schrie auf: »Nein! Nein! Nein!« und prügelte mit der Faust auf die Seitenwand des Gleiters ein, als die schwarze Flut blutrünstig vorrückte.
 
    (Inzwischen.)
    Tief unter der Erde gingen Fox' Schreie in einer Lawine wütenderer Laute unter: Hunderte von Vlhani, verloren in Leid und Zorn, als unter ihnen ein offener Krieg ausbrach.
    Es waren die gleichen Laute, die ich sie in der Nacht des abgebrochenen Balletts hatte ausstoßen hören, als ein Teil der ihren das heiligste ihrer Rituale zunichte gemacht hatte. Aber jetzt war es schlimmer. Wir befanden uns in einem dunklen, geschlossenen Raum, und die Geräusche, die das Blutvergießen unter den Vlhani um uns herum begleiteten, hallten von den Wänden wieder und wurden lauter und lauter.
    Ich begriff erst, als ein Vlhanikopf ein paar Körperlängen rechts von mir durch das Gitter krachte und sein zerschlagener Chitinpanzer beim Aufprall auf den Boden in viele kleinere Stücke zerbrach. Eine herumwirbelnde Scherbe bohrte sich in meine Wade, und ich fiel unter dem Einfluss des plötzlichen Schmerzes auf die Knie, als auch schon tausend andere Fragmente auf jeden ungeschützten Teil meines Körpers einprasselten.
    Weitere Stimmen schlossen sich dem Chor an, darunter auch die des Vlhani-Eis, das so eine perverse Freude daran gehabt hatte, seine menschliche Stimme zu erproben. Und dann waren da noch die veränderten Stimmen von Ricard und Liisl Thane, und die Stimme von Ch'tpok, die irgendwo in der Nähe war und keine Möglichkeit hatte, sich vor den Trümmern zu schützen, die auf sie herabregneten.
    Ich wusste nicht, wohin ich mich wenden sollte, war hin und her gerissen zwischen dem Gedanken, Ch'tpok zu helfen oder Fox zu suchen oder einfach zu sagen, zum Teufel mit all dem, und alles zu tun, was ich konnte, um mir selbst zu helfen. Einen Herzschlag lang war ich wie erstarrt, verlockt von dem vertrauten Ruf der Verzweiflung, der mir von jeher erzählt hatte, es gäbe keine Hoffnung und ich solle einfach aufgeben und mich mit Haut und Haar von dem Chaos verschlingen lassen.
    Dann war der Junge, Cori, wieder hinter mir her.
    Seine Peitschen schlangen sich fest um meinen Leib, rissen mich von den Füßen und prügelten mich auf den Boden. Das war die Art von Aufprall, die einen anschaulich daran erinnert, dass man aus Fleisch und Blut besteht. Meine Rippen brannten, mein Innenleben verwandelte sich in Wackelpudding, und mir wurde jedes bisschen Luft aus der Lunge gepresst. Ich versuchte, zu Atem zu kommen, doch das wurde mir von einer weiteren Peitsche verwehrt, die sich um meinen Hals wickelte.
    Coris Gesicht tauchte über meinem auf. Seine Miene verbarg sich im Schatten, nur seine Konturen schimmerten in dem grünen Hintergrundlicht. Aber nun schniefte er hysterisch und war so gar nicht mehr der glückliche kleine Idiot, verloren in der Umnachtung, die sein zerstörter Geist für ihn geschaffen hatte. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass ich ihn zuvor geschlagen hatte, oder einfach daran, dass seine private Hölle gerade in sich zusammenfiel - wie dem auch sei, sein Geheul war ein klarer Ausdruck vollkommener Verständnislosigkeit. »Hunnn! Hunnn!«
    Ich versuchte, die Peitschenschlinge von meiner Kehle abzuwickeln, aber die war ein weit wirkungsvolleres Instrument als meine Hände, die lediglich aus Fleisch und Knochen bestanden. Ich konnte sie nicht einmal mit den Fingern umfassen. Als ich schließlich aufgab und mich stattdessen seinem Gesicht zuwandte, die Hände zu Klauen gekrümmt, hatte ich kaum noch Kraft in den Fingern, und meine Berührung an seinen Wangen kam schlimmstenfalls einem milden Tadel gleich, so kraftlos, als wäre meine bevorstehende Ermordung weiter nichts als ein kleiner Verstoß gegen die Etikette, der mit einem sanften Rüffel ausreichend bestraft wäre.
    Dann platschte mir etwas Heißes ins Gesicht, etwas,

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