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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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Ich hörte Fox irgendwo inmitten dieser unfassbaren Mauer aus Lärm brüllen, konnte aber nicht erkennen, ob ihr Aufschrei ein Zeichen des Entsetzens oder der Qual war. Ich rief nach ihr, wusste aber nicht, ob sie mich hörte.
    Eine Peitschenspitze, die die Deckung meines neuesten Beschützers überwand, schlitzte mir die Wade auf, doch war ich von all den Sinneseindrücken so überlastet, dass ich es zwar merkte, aber nicht weiter darauf reagierte. Gerade eine Armlänge entfernt starb ein weiterer Vlhani; ich hustete, spuckte einen Mundvoll Chitinstaub aus und erhaschte einen Blick auf etwas, das mir fürchterlich falsch vorkam: eine schwarze Wunde, hoch oben in der Luft, schwärzer als das Chaos um uns herum. Erst, als der Vlhani, der mich trug, hineinschoss, so verzweifelt darauf erpicht, dem Wahnsinn weiter unten zu entfliehen, dass er sich verschätzte und sich den mächtigen Kopf an den Wänden anschlug, erkannte ich, dass es ein Tunnel war, der nach oben führte. Die kleine Schuttlawine, die in mein Gesicht prasselte, mochte aus Gestein oder Chitin bestanden haben.
    Ich blickte hinab zu der nun kaum noch erkennbaren Tunnelöffnung, sah, wie sie aufgrund von Dutzenden von Peitschen immer schwärzer wurde, bis sie gar nicht mehr zu erkennen war.
    Wir wurden verfolgt.
 
    (Skye.)
    Die Vlhani, die Nurejew umzingelten, wogten wieder voran, ein plötzlicher, machtvoller Vorstoß, der anschaulich bewies, dass auch der überraschende Widerstand so vieler der ihren nicht reichen würde, die Überzahl derer aufzuhalten, die immer noch angreifen wollten.
    Tausende krauchten über die aufgestapelten Toten hinweg und rannten in der manischen Gangart, die an wirbelnde Speichen gemahnte, über die Einöde, so schnell, dass sie die Stadt binnen Minuten erreichen mussten. Aber auch sie schafften keinen Kilometer, ehe die Hälfte derer, die in vorderster Front waren, sich umdrehte und ihrerseits auf die nachfolgende Armee einschlug.
    Skye war zwischen diesen Eindrücken und dem Gefühl, auch Oscin zu sein, hin und her gerissen. Sie fühlte ihn, wie er zusammen mit Pakh Valinia in einer kleinen Nische hockte und den Kampfgeräuschen lauschte, die aus der Tiefe zu ihnen heraufdrangen. Sie hörte Valinia fragen: »Was ist da los?«, und sie war ein Teil von Oscin, als er ihr sagte, er wisse es nicht.
    Pill'ghath sprach aus, was offensichtlich war: »Was immer Ihr Counselor getan hat, es war nicht genug. Sie rücken immer noch vor.«
    »Richtig ... und wenn sie noch näher an die Stadt herankommen, wird Croyd den Befehl zum Angriff geben, und das alles war umsonst. Botschafter?«
    Hurrr'poth nahm es sichtlich übel, bei seinen hektischen Verhandlungen gestört zu werden. »Was?«
    »Ich brauche Ihre Erlaubnis, die Steuerung dieses Vehikels zu übernehmen und unser aller Leben im Zuge einer verzweifelten und wahrscheinlich nutzlosen Geste aufs Spiel zu setzen.«
    Hurrr'poths Einverständnis schuf sich Ausdruck in einem kaum wahrnehmbaren Nachlassen der gespannten Haltung seines Kopfes. »Gewährt.«
    Die Augen von Riirgaanern weiten sich nicht, und sie treten in einem Augenblick des Erschreckens auch nicht aus den Höhlen, aber Pill'ghath schaffte es trotzdem, seine Gefühle zu vermitteln. »Was?«
    Skye schob sich an ihm vorbei und setzte sich an die Steuerkonsole. Dort schaltete sie den Automatikbetrieb ab und richtete eine Direktverbindung zu ihren mentalen Kommandos ein. Während sie dabei war, die bordeigene Gravitation so einzustellen, dass sie die planetare überlagerte, erkannte sie, dass Pill'ghath neben ihr kauerte und etwas wie Entsetzen verströmte. »Braucht Hurrr'poth nicht Ihre Hilfe bei dem Bemühen um eine diplomatische Lösung?«
    »Bestimmt braucht er die«, sagte Pill'ghath. »Aber ich bin trotzdem besorgt.«
    »Das kann ich Ihnen nicht vorwerfen.«
    »Haben Sie wenigstens eine Ahnung, was Sie tun?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    Es gab einen Ruck, als der Gleiter ihr die Steuerung übergab. Skye ließ den Gleiter eine Weile im Flug schwanken, als er sich auf ihre Kommandos hin einstellte - und dann, ohne eine weitere Überprüfung, jagte sie ihn senkrecht in die Tiefe.
    Während die Bordgravitation sie aufrecht hielt, zeigte sich die umkämpfte Ebene um Nurejew herum nicht länger als eine Dünenlandschaft, sondern als ausgedehnte, vertikale Mauer, war nicht mehr unter, sondern direkt vor ihnen. Jedes Gefühl für Geschwindigkeit wurde durch die Bordgravitation ausgeglichen, doch das minderte den Schrecken nicht,

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