Sturz der Marionetten: SF-Thriller
meinem Inneren trug, nur zu gut und glaubte, nicht das Recht zu haben, irgendjemand anderen darum zu bitten, sie mit mir zu teilen.
Die Porrinyards hatten mir versprochen, auf mich zu warten. Ich hatte ihre Geduld ausgenutzt und zugelassen, dass die Warterei unsere Beziehung bestimmte. Aber an ihnen musste das schon eine ganze Weile nagen, und es sah so aus, als bliebe mir nun keine Zeit mehr.
Ich fragte mich, wie lange das wohl schon unter der Oberfläche brodelte, wie viele Male sie versucht hatten, es mir bewusst zu machen, während ich zu sehr mit meiner Tagesordnung beschäftigt war, um es auch nur zu merken.
Ich legte ihm die Hände auf die Schultern, drückte meine Stirn an seine und sagte: »Du bist das einzig Gute, auf das ich mich an jedem Tag freue. Du bist alles für mich. Reicht dir das für den Moment als Antwort? Wenigstens, bis diese Sache hinter uns liegt?«
Er hob die Rechte und umfasste mein linkes Handgelenk. »Ich schätze, das hängt davon ab, von welcher Sache du sprichst. Vlhan ist das eine. Das werden wir früher oder später hinter uns haben. Aber ...« Für einen Moment trat Schweigen ein, als der Gedanke an verborgene Abhörgeräte ihn davon abhielt, etwas Genaues zu äußern. »... alles andere, was bei dir läuft, könnte ein ganzes Leben und mehr erfordern. Und ich muss dir sagen, Andrea, so lange kann ich nicht warten.«
»Das musst du nicht«, sagte ich. »Ich verspreche es.«
Eine Weile saßen wir schweigend beisammen.
Und dann fiel mir Skye wieder ein.
Ich mochte vieles verloren haben, aber meinen Zischschirm hatte ich noch. Ich aktivierte ihn, schirmte uns vor allen Abhörgeräten ab, und fragte:
»Wo ist sie?«
Seine Miene veränderte sich, wurde zu ihrer, als er es mir erzählte. (Skye.)
Als es Morgen wurde über der Wüste, glich der Boden des Amphitheaters einem Schlachthof, knöcheltief in Blut versunken, erfüllt von dem Gestank zerfetzter Leichen.
Das war nichts Neues. So sah es nach dem Ballett jedes Jahr in dem Amphitheater aus. In all den früheren Jahren waren die Wochen danach dem Aufräumen gewidmet. Eine kleine Armee von Vlhani, beinahe so umfangreich wie die Gruppe derjenigen, die an der Aufführung selbst teilgenommen hatte, räumte die schlimmsten Zeugnisse des Gemetzels weg und schaffte die Toten fort, während sich Insekten und anderes Fluggetier an Körperteilen und Blut gütlich taten.
Nie lieferten sie perfekte Arbeit. Der glitzernde schwarze Sand am Boden des Amphitheaters bestand zu einem großen Teil aus dem Chitin der Vlhani, das im Zuge der Tänze, die hier jahrtausendelang stattgefunden hatten, zu Staub zermahlen worden war. Aber meist, wenn das Ballett vorüber war, gab es hier unten nichts Lebendiges mehr, abgesehen von den hiesigen Abarten von Schmeißfliegen und Ratten.
Aber dies war kein gewöhnliches Vlhani-Ballett gewesen. Unterbrochen, ehe es richtig anfangen konnte, hatte es noch nicht die Leben aller Teilnehmer gefordert, und Tausende hoch aufragender Überlebender wanderten immer noch wie benebelt umher und traten auf jene, die auf die falsche Art zur falschen Zeit den Tod gefunden hatten. Viele hatten bei dem furchtbaren Kampf, der hier stattgefunden hatte, Schaden genommen, entweder in Form offener, klaffender Wunden in den großen, kugelrunden Köpfen oder solchermaßen, dass die Peitschen kurz vor den Köpfen abgerissen waren und die Enden in Fetzen herabhingen, statt nach vielen weiteren Metern in eine scharfe Spitze zu münden. Aber die schlimmste Wunde zeigte sich in der Unsicherheit, mit der sie in der Gegend herumstanden und einfach nicht wussten, was sie nun tun sollten: Es war der Verlust des Sinns in ihrem Leben und der Bedeutung ihres Todes.
Skye Porrinyard, die jedes Evakuierungsangebot ausgeschlagen und ihren Platz anderen überlassen hatte, hatte sich ein Peitschengeschirr angeeignet, ganz ähnlich dem, das Hammersmith getragen hatte, und folgte nun dem gekrümmten Rand des Amphitheaters, bis sie viele Kilometer weiter einen Hang entdeckte, dessen Steigung sanft genug war, dass sie ohne Schwierigkeiten hinuntersteigen konnte.
Sie informierte niemanden darüber, dass sie es so geplant hatten, weil sie nicht in Stimmung für Diskussionen waren. Und sie musste auch niemanden informieren, denn sie war Oscin, ebenso wie sie Skye war, und ihre Verbindung garantierte ihnen einen ständigen Echtzeitkontakt. Sollte sie in Schwierigkeiten geraten, konnte sie jederzeit seinen Mund aufmachen und anfangen zu
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