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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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schreien.
    Etwa zu der Zeit, zu der ich das wenig befriedigende Gespräch mit Tara Fox hatte, erreichte Skye das Schlachtfeld am Boden des Amphitheaters und hielt pietätvoll an der Seite eines toten Vlhani inne, dessen Kopf zertrümmert worden war - nur mehr eine zerbrochene Schale, die ihren Inhalt über die geschwärzte Erde verteilt hatte. Die Vlhani tragen alles, was sie haben, in diesen schwarzen Kugeln mit sich herum, und die Komponenten, die sich dort blutig in den Schmutz ergossen hatten, müssen Dinge enthalten haben wie seinen Magen, das Herz und die inneren Genitalorgane.
    Die Porrinyards waren in einer Welt der religiösen Traditionen aufgewachsen, hatten sie aber hinter sich gelassen, als sie die Individuen hinter sich gelassen hatten, die sie einst waren. Dennoch murmelte Skye tonlos vor sich hin, würdigte das Ausmaß des Verlusts zu ihren Füßen, ehe sie ihren Weg fortsetzte.
    Binnen weniger Minuten war sie von einem Gewirr aus Leichen umgeben und musste über einige hinwegklettern, um voranzukommen. Moskitos, jedenfalls das hiesige Äquivalent, umschwärmten ihre Wangen und rasten im Sturzflug auf ihre Augen zu. Sie wedelte sie fort, runzelte aufgrund von Oscins Reaktion auf etwas, das ich eine Welt von diesem Ort entfernt sagte, die Stirn und platschte hinab in den Schlamm, der zu gleichen Teilen aus Sand und Blut bestand.
    Als sie knöcheltief durch das watete, was einmal das Leben fühlender Wesen ausgemacht hatte, fing sie an zu rufen: »Hallo? Hört mich irgendjemand? Braucht hier jemand Hilfe?«
    Das Peitschengeschirr, das sie trug, tat, wozu es konstruiert worden war, und verwandelte ihre einfache, aber wichtige Botschaft in die wenigen Vlhani-Phrasen, die Generationen von Forschern mit großer Mühe hatten knacken können. Die künstlichen Peitschen, animiert durch Nanoserver in dem Gürtel an ihrer Leibesmitte, wedelten weit oben über ihrem Kopf herum und ahmten grob die geschmeidigen Bewegungen der Glieder der Vlhani nach. Da die Porrinyards das Gerät hier zum ersten Mal benutzten, konnten sie nicht sicher sein, ob sie, als sie Hammersmith im Umgang mit seinem Geschirr beobachtet hatten, genug aufgeschnappt hatten, damit Skye es korrekt bedienen konnte. Nach allem, was sie wusste, musste es auf ihre Stimme eingestellt werden. Wahrscheinlich bestanden die einzigen Meme, die sie den Giganten zu übermitteln imstande war, aus reinem Kauderwelsch, aber das störte sie nicht, denn sie war nicht ihretwegen hier. Ihr reichte es, wenn das Peitschengeschirr nur verdeutlichte, dass sie in friedlicher Absicht gekommen war und nicht zu den Feinden zählte, die so viel Schaden angerichtet hatten.
    Das Übersetzungsprogramm arbeitete in beide Richtungen. Während es ihr Hilfsangebot in Tanzbewegungen zum Nutzen jedes Vlhani, der sie sehen konnte, umwandelte, lieferte die Audioausgabe ihr konstante Echtzeitübersetzungen - zumindest in dem Umfang, wie es der Stand der Wissenschaft ermöglichte - von allem, was irgendein traumatisierter Vlhani in der Umgebung zu einem anderen sagen mochte. Doch das half wenig. Die Konzepte, die derzeit ausgetauscht wurden, waren viel zu obskur, um von dem begrenzten Vokabular der Software erfasst zu werden. Sie erhielt ungefähr jede Minute eine Übersetzung, und keine davon vermochte den Kramladen ihres vorhandenen Wissens zu erweitern.
    »Tod ... Katastrophe ... Ballett ... Tod ... Trauer ... (Verwirrung) ... Trauer ... Welt ... Vlhani ... Tod ... Katastrophe ... Ballett ... Schmerz ... (Verwirrung) ... Sünde ... Tod ...«
    Allerdings fiel es den Porrinyards nicht schwer zu begreifen, was diese Übersetzung in ganzen Sätzen auf Merkantil zu bedeuten hatte. Die Welt endet. Jemand hat das Ballett zerstört. Warum sollte irgendjemand von uns das Ballett zerstören wollen? Warum sollte irgendjemand so verrückt sein? Wie sollen wir nach all dem je wieder hochkommen?
    »... Ei ...«
    Das war interessant. Schlüpften Vlhani aus Eiern? Kannten sie andere Kreaturen, die aus Eiern schlüpften? Freuten sich diese Vlhani auf so etwas wie eine Wiedergeburt? Wünschten sie, sie wären nie geboren worden? Sahen sie in einem Ei den Gegenstand selbst oder eine Art Metapher?
    Die Porrinyards speicherten die Information unter Rohdaten ab, Dinge, die sie an mich weiterleiten würden, sobald sie Zeit und Gelegenheit dazu hatten, weil sie vielleicht weiterhelfen konnten.
    Skye tat einen weiteren Schritt, und etwas Furchtbares geschah.
    Der Boden unter ihr bewegte sich. Irgendwo unter

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