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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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Die Menschen, die dieses Jahr bei eurem Ballett hätten tanzen sollen. Ich möchte mit ihnen reden. Tanzpilger. Menschliche Tänzer. Menschen. Hat einer von ihnen den ... den Viel-Mord überlebt?«
    Die Vlhani erzählten ihr etwas, dessen Übersetzung auf beängstigende Weise Sinn ergab, etwas, das Skye ein erstauntes Keuchen entlockte, welches zu unterdrücken Oscin die Weisheit besessen hatte. Etwas, an dem die Porrinyards noch zu kauen haben würden, wenn Oscin und ich in unsere Zelle geleitet würden.
    »Ei ... Viel ... Mord ... Vlhani.«
    Die Vlhani, die Skye am nächsten waren, erstarrten und standen mehrere Sekunden lang da wie Statuen, worin die Porrinyards eine gezielte Pause vermuteten, die dazu diente, einen Gedanken vom anderen zu trennen, um dem begrenzten Begriffsvermögen des dummen Menschen gerecht zu werden, dessen Übersetzungsgerät so oder so nur einen nach dem anderen verarbeiten konnte.
    »Weiter«, sagte Skye.
    Die Peitschen wedelten wieder und ließen die Bombe platzen. Unsichtbare Dämonen ... Viel ... Mord ... Vlhani.«
    Wieder eine Pause, länger als die vorangegangene.
    »Weiter«, sagte Skye.
    »Unsichtbare Dämonen ... Viel Mord ... Menschen.«
    »Ich verstehe.«
    »Schützen. Freund.«
    Eine Peitsche, die sich mit so müheloser Anmut bewegte, dass sie eher an eine Rauchfahne gemahnte als an ein Körperglied, wickelte sich um Skyes Taille und Hinterteil, hob sie aus dem Schlamm und reichte sie an eine andere Peitsche weiter, die sie an eine andere Peitsche weiterreichte. Die Landschaft verschwamm unter ihr, so schnell wurde sie über ihr herumgewirbelt, und wurde wieder klar erkennbar, als sie dem letzten Vlhani in der Reihe übergeben und mit unendlicher Vorsicht auf einer kleinen Anhöhe trockenen Bodens abgesetzt wurde.
    Dort lagen noch zwei andere verwundete Frauen. Rasse und Züge der Frau mit den schlimmeren Verletzungen waren unter der Schicht aus Schlamm und Blut, die ihre Haut pechschwarz gefärbt hatte, nicht mehr zu erkennen. Ihr schulterlanges Haar war nurmehr eine ölige Matte, umschwärmt von Fliegen. Die vorstehenden Schneidezähne und die Augäpfel um die braune Iris sahen aus wie weiße Juwelen unter einer Patina aus Ruß und formten gemeinsam eine Mimik, bei der es sich um ein Lächeln hätte handeln können, doch durch ihr Zittern war es leichter als Ausdruck von Schmerz und Schock zu verstehen. Ihre Glieder, keine menschlichen Arme und Beine, sondern künstliche Vlhani-Peitschen, die man ihr in die Gelenkpfannen an Schultern und Hüfte eingesetzt hatte, waren nur noch Stümpfe; sie alle waren gerade einen halben Meter von ihrem Ausgangspunkt entfernt abgetrennt worden und krümmten sich nun krampfhaft genug zusammen, dass Skye keine Kenntnisse der Tanzsprache der Vlhani benötigte, um zu erkennen, dass dies keine Worte waren, sondern Zuckungen.
    Als der Vlhani Skye auf den Boden setzte, brüllte die Verwundete etwas in einer Sprache, die Skye noch nie gehört hatte.
    Die zweite Frau war ebenfalls eine Tanzpilgerin, deren Modifikationen jedoch bei Weitem nicht so radikal waren wie die der ersten. Ihre Arme und Beine sahen äußerlich immer noch wie menschliche Glieder aus, auch wenn die Arme die vorgenommenen Veränderungen verrieten, als die Frau sie auf das Doppelte ihrer natürlichen Länge ausdehnte, um Skyes Gesicht zu betasten. Ihre Augen sahen aus wie schwarze Murmeln ohne eine Spur von Weiß, dennoch schien ihre Sehfähigkeit unbeeinträchtigt. Das Erste, was sie zu Skye sagte, war: »Sie sind keine von uns! Wer sind Sie? Gehören Sie zu Croyds Leuten?«
    »Dem Mann bin ich nie begegnet«, sagte Skye wahrheitsgemäß. »Was ist hier passiert?«
    Die Fassungslosigkeit der anderen Frau manifestierte sich in Form von Zorn. »Was meinen Sie, was hier passiert ist? Waren Sie nicht hier? Ich dachte, ihr Leute beobachtet uns!«
    »Verzeihen Sie. Es war dunkel, und wir waren alle ein bisschen damit beschäftigt, am Leben zu bleiben. Wir konnten dem Geschehen keinen Sinn abringen.«
    »Hier unten war es auch nicht viel besser«, sagte die Frau mit den schwarzen Augen.
    »Wer waren diese anderen Vlhani? Wo sind die hergekommen?«
    Die schlimmer verwundete Frau, die sich das trockene Fleckchen mit ihnen teilte, stieß zusammenhanglos einen Schrei aus, betete zu jemandem, vielleicht in derselben unbekannten Sprache, die sie zuvor benutzt hatte, vielleicht auch in einer ganz anderen. Die mit den schwarzen Augen musste warten, bis die andere mit ihrem Gebrüll fertig war.

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