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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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einem Ding war ich schon einmal getroffen worden, als ich mich in eine Demonstration in New London verirrt hatte, die in Gewalt umgeschlagen war. Es sind insofern gnädige Waffen, als dass sie kein Blut fordern, aber es macht keinen Spaß, wenn das eigene Nervensystem mit irgendeinem Fraktalbild überladen wird oder man mit erbärmlichen Kopfschmerzen aufwacht, nachdem man eine Woche oder mehr als inkontinenter, sabbernder Idiot zugebracht hat, unfähig an irgendetwas anderes als das Bild zu denken, das einem irgendein Peiniger ins Gehirn gepflanzt hat.
    Seitens der Riirgaaner war es ein ernster Verstoß gegen die speziesübergreifenden Verträge, einen funktionstüchtigen Mikrolader in eine Welt zu bringen, in der sie keine rechtlichen Befugnisse besaßen, aber ich hatte nicht die Absicht, das laut auszusprechen. Ich hatte viel zu viel Angst vor den verdammten Dingern. Diese Angst begleitet mich seit den Anfangszeiten meiner beruflichen Laufbahn. Damals hatte ich als Nachwuchskraft einem Team angehört, das einen untergeordneten Dip-Corps-Funktionär verfolgt hatte, der sich einen Lader für den persönlichen Gebrauch verschafft hatte. Mit Hilfe regelmäßiger Überladungen hatte er eine Frau, die ihn zurückgewiesen hatte, jahrelang in einem Zustand gefügiger Katatonie gehalten. Die lange Gefangenschaft und die unzähligen Vergewaltigungen waren für sie noch der kleinste Schrecken, umso mehr, da alle verfügbaren Beweise aufzeigten, dass ihr Peiniger seinem Opfer nie Gelegenheit gegeben hatte, sich seiner Notlage bewusst zu werden. Aber bis zu unserem Auftauchen hatte sich das Bild, das er ausgewählt hatte - etwas Furchtbares, das er einer Hytexdatei mit Bildern von einer Welt entnommen hatte, die bereits das fünfte Jahr eines Bürgerkriegs erdulden musste -, so tief in ihren visuellen Cortex eingegraben, dass weder Zeit noch Therapien es tilgen konnten. Es war immer da, sobald sie die Augen schloss. Und die Fähigkeit, dieses Bild zu sehen, bei ihm zu verweilen, anzuerkennen, dass es in jedem nachlässigen Augenblick auftauchen würde, war so schrecklich für sie gewesen, dass sie darum gebettelt hatte, für den Rest ihres Lebens in einem konstant überladenen Zustand gehalten zu werden. Alles, hatte sie gesagt, war besser als der Fluch, denken zu können.
    Mikrolader sind scheußlich. Bekommt man einmal einen zu spüren, reagiert man sehr zurückhaltend, wenn man erneut mit so einem Ding bedroht wird.
    »Sie werden beköstigt werden«, sagte Verrr'kath. »Sie erhalten medizinische Versorgung. Es wird Ihnen an nichts fehlen. Aber bis wir entschieden haben, ob und welche Bedingungen wir Ihren Aktivitäten auf Vlhan auferlegen, verbleiben Sie unter Bewachung in einem unserer Gästezimmer.«
    »Das ist haarsträubend. Ich habe nichts getan, womit ich mir eine solche Behandlung verdient hätte.«
    »Falls das hilft«, sagte Verrr'kath, »die meisten von uns stimmen Ihnen zu. Aber das Haus brennt, und wir können uns die Ablenkung durch Sie nicht leisten, solange wir damit beschäftigt sind, die Flammen zu ersticken.«
    »Das ist nicht Ihre Welt. Sie haben keine rechtlichen Befugnisse für diese Maßnahme.«
    »Unsere Befugnis ist die Notwendigkeit«, gab Verrr'kath zurück.
    Ich fügte mich. Was hätte ich sonst tun sollen?
    Das Letzte, was ich sah, ehe ich aus dem Zimmer geführt wurde, war, wie Der Erste Referent Rhaig die Lippen schürzte und die Wangen aufblies, eine Miene, die bei seiner Spezies Triumph darstellte. Seine Augen schienen mir erfreut zuzukrähen: Du hättest meine Fragen beantworten sollen, als du die Gelegenheit dazu hattest.
    Ich war zu erschlagen, um Energie dafür zu vergeuden, ihn ebenfalls zu hassen.
 
    Das Zimmer, in das wir geführt wurden, war keine Gefängniszelle, sondern ein kühler, sauberer, schattiger Raum hinter einer Tür, die mehr Ähnlichkeit mit einem durchschimmernden Vorhang hatte als mit einer Sicherheitsbarriere. Ein weiterer Vorzug war, dass wir nicht eingeschlossen wurden, ein Nachteil, dass gegenüber dieser Tür eine Wand war, vor der zwei Riirgaaner, dazu abgestellt, uns zu bewachen, mit einsatzbereiten Mikroladern in Habachtstellung standen und durch die dünne Seide, die den Durchgang verhüllte, jede unserer Bewegungen verfolgten.
    Der Raum verfügte zudem über eine transparente Wand, die einen Blick hinaus in die bewaldete Umgebung ermöglichte, eine Decke, die sich zu dem Baumkronendach öffnete, und Regale mit echten Büchern in riirgaanischer Schrift. Dann

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