Sturz der Marionetten: SF-Thriller
nicht leisten, dich in Gefahr zu bringen. Nicht, solange du die einzige Verbindung zu deiner anderen Hälfte bist.«
»Noch ein Grund«, sagte er, »warum du dich uns längst hättest anschließen sollen.«
Ich schenkte ihm ein mattes Lächeln, reckte die Hände hoch und ging ohne besondere Eile aus dem Zimmer.
Ich schob den Vorhang nicht zur Seite, sondern ließ ihn wie einen Schleier über mein Gesicht gleiten, als ich mit leeren und gut sichtbaren Händen auf den Korridor trat.
Die beiden Riirgaaner, die draußen standen, hatten Mikrolader und waren angewiesen, uns nicht wegzulassen, aber niemand hatte ihnen gesagt, was sie tun sollten, wenn ich ihre Autorität auf die Probe stellte. Wie erwartet brachte es sie aus der Fassung, dass ich einfach so in ihren Bereich eindrang. Sie entfernten sich von der gegenüberliegenden Wand und brachten die Waffen in Anschlag, setzten sie aber nicht ein und befahlen mir auch nicht, zurückzugehen. Sie zögerten, warteten ab, um herauszufinden, was ich wollte, und jeder ließ dem anderen den Vortritt bei dieser heiklen Entscheidungsfindung.
In den meisten Fällen hätte ich nicht die geringste Chance gehabt, mit dem durchzukommen, was ich zu tun beabsichtigte. Ich bin eine zähe Schlampe, aber als Kämpferin nur Durchschnitt, umso mehr gegen Nichtmenschen, deren Fähigkeiten und Möglichkeiten außerhalb meiner alltäglichen Erfahrungen lagen.
Aber ich stand nicht unter Arrest, ich war lediglich an die Gästesuite gebunden. Ich bedrohte sie nicht. Ich war so demütig, es machte mich beinahe krank. Dies war kein Gefängnis. Es war eine Botschaft auf einer Welt, die nie so etwas wie Spionage hervorgebracht hatte. Die beiden waren keine Wachleute, sie waren Botschaftsangestellte, die mit einer Sicherheitsaufgabe betraut worden waren, für die sie nicht ausgebildet waren. Ich war keine Kriminelle. Ich war eine wichtige Persönlichkeit, die sich ihnen mit aller gebotenen Höflichkeit näherte.
Das ist das grundlegende Problem aller intelligenten Spezies, von Menschen bis hinauf zu den KIquellen. Sie alle neigen dazu, nur das zu sehen, was sie zu sehen erwarten.
Der auf der rechten Seite sagte: »Sie wünschen, Counselor?«
Ich errötete angesichts der Notwendigkeit, sie um etwas so Belangloses zu bitten, schämte mich darüber so sehr, dass ich vor lauter Unsicherheit, ohne es zu merken, meine Anstecknadel mit den Dip-Corps-Insignien befingerte. »Es ist albern, aber ich hatte mich gefragt, ob Sie bitte ...«
Die Frage weiterzuführen war sinnlos, da der auf der rechten Seite zu diesem Zeitpunkt bereits zuckend am Boden lag, während der andere ihn staunend anstarrte und noch eine Synapsenfeuerung von der Erkenntnis dessen entfernt war, was ich gerade getan hatte.
Der einzige Vorteil davon, dass auf meinen Kopf eine Belohnung ausgesetzt war, lag darin, dass ich nie den Fehler beging, all meine Waffen meinem Gepäck anzuvertrauen. Meine Anstecknadel war elektrisch geladen.
Der Riirgaaner auf der linken Seite versuchte, seinen Mikrolader auf mich zu richten, doch da befand ich mich schon in der sicherst möglichen Distanz für jemanden, der auf beengtem Raum gegen einen Gegner mit einer Handwaffe antreten muss, mit anderen Worten: innerhalb der Reichweite des Feindes, nicht außerhalb. Ich hatte keine Zeit, die Nadel erneut zu aktivieren, also legte ich eine Hand auf seinen Unterarm, die andere an seinen Hals und rammte seinen Hinterkopf an die Wand in seinem Rücken. Sein Mikrolader blitzte auf und flutete den Korridor um uns herum mit blendend weißem Licht, bis meine Wahrnehmung auf eine Collage purpurroter Lichtpunkte reduziert war, aber keiner von uns war paralysiert, da der Mikrolader nur wirkungsvoll war, wenn das Fraktalbild direkt auf die Retina traf.
Er versuchte, mich wegzustoßen, aber ich schlug seinen Kopf ein zweites Mal an die Wand. Er ließ den Mikrolader fallen. Ich schickte ihn mit einem seitlichen Tritt über den Boden, befand, dass ich mich wirklich gut schlug, und versuchte, ihm den Atem aus der Lunge zu treiben, indem ich ihm das Knie in den Unterleib rammte ...
... nun ja, zumindest hatte ich mich bis dahin recht gut geschlagen, aber dieser letzte Zug war schlicht dumm.
Die größte Herausforderung bei dem Versuch, sich im unbewaffneten Kampf gegen einen Außerirdischen zu behaupten, ist die Tatsache, dass die Kampfkunsttechniken der Menschen dazu nicht geeignet sind. Ihre Schwachstellen und ihre Stärken waren andere. Ein Hieb in die Leiste, der
Weitere Kostenlose Bücher