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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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es in meinen Händen zu neuem Leben erwachte. Es fühlte sich etwa so an wie die Peitschen des Vlhani, der mich getragen hatte, aber die Oberfläche war anders, weniger wie ein Tentakel aus Chitin, eher wie ein künstliches Objekt aus Keramik oder Glas. Sie war nicht so glatt wie die, die ich erlebt hatte. Als ich mit der Hand über sie strich, fand ich Grate, die die biegsamen Abschnitte des Dings kennzeichneten.
    Oscin folgte mir zu der Werkbank, nahm einen Teil des Objekts in seine Hände und fummelte eine Weile daran herum, ehe er meine eigene Einschätzung in Wort fasste: »Das ist eine Prothese.«
    Das war mir auch klar geworden. Das Ding war feiner gearbeitet und, so nahm ich jedenfalls an, stabiler als die flexiblen Bänder an Hammersmiths Peitschengeschirr, das nur der Kommunikation diente und nicht solide genug gebaut sein dürfte, ein nennenswertes Gewicht zu tragen. »Valinia? Wissen Sie zufällig, was passiert, wenn ein Vlhani Körperglieder verliert?«
    »Nichts«, sagte sie.
    »Was meinen Sie mit nichts? Stirbt er?«
    Valinia kratzte sich an der Nase. »Je älter ein Vlhani wird, desto mehr Peitschen wachsen ihm. Das hört nie auf. Es muss eine Obergrenze geben, aber solange ihnen genug Peitschen bleiben, um zu kommunizieren und herumzuwandern, stellt eine verlorene Peitsche für sie kaum mehr dar als eine Unbequemlichkeit. Ich weiß nicht einmal, ob ihnen das wehtut.«
    »Und die Peitschengeschirre, die Ihre und meine Leute bauen? Korrigieren Sie mich, sollte ich falsch liegen, aber selbst wenn sie praktisch keine Last tragen können, funktionieren Sie perfekt, wenn es darum geht, irgendeiner Idee Ausdruck zu verleihen ... zumindest innerhalb des begrenzten Vokabulars, das der diplomatischen Gemeinde zur Verfügung steht.«
    »Richtig.«
    »Für was oder wen ist dann das hier gebaut worden?«, fragte ich, hob das Bruchstück auf und ließ es wieder fallen. Eine Staubwolke stob empor, als es auf den Tisch zurückprallte.
    Pakh Valinia hatte nur ein Schulterzucken für mich. »Ich habe keine Ahnung. Ich habe das Ding noch nie gesehen. Man hat uns alles über diesen Ort und über das, was Ch'tpok getan hat, erzählt, aber ich weiß nicht, was das mit dem da zu tun hat.«
    Und ich wusste es auch nicht.
    Und das passte mir gar nicht, denn wenn ich auch keinen Zusammenhang erkennen konnte, konnte ich ihn doch zweifellos ahnen. Es lag förmlich in der Atmosphäre des Ortes wie der Geruch des Moders und der Geschmack des Staubs.
    Dies war kein Ort, der einfach nur verlassen und dem üblichen Verfall preisgegeben worden war, dem alle Anlagen von Menschenhand zum Opfer fielen, wurden sie dem räuberischen Vordringen der Natur überlassen. Dies war ein Ort, der durch einen böswilligen Einfluss zerstört worden war, den er selbst hervorgebracht oder hereingelassen hatte. Dies war ein Ort, der keine Gefahr gekannt und nur seine guten Absichten demonstriert hatte, bis er zur Heimstatt von etwas geworden war, das imstande war, ihn zu vernichten.
    Ich hatte immer noch keine Beweise dafür, dass, was immer es war, über diese zertrümmerten Wände hinaus noch weiteren Schaden angerichtet hatte, aber ich wusste, dass es so war, so sicher, wie ich wusste, dass hier noch etwas am Leben war und uns beobachtete.
    Es passte alles zu dem, was ich über Ch'tpoks dummes, idealistisches, gut gemeintes und ultimativ katastrophales Verbrechen wusste.

KAPITEL DREIZEHN
ERWISCHT
 
    (Skye.)
    Skye Porrinyard stand in Flammen. Sie loderten in ihrer Leibesmitte, und sie loderten in ihren verwundeten Beinen, und sie loderten an den Stellen, die amputiert waren, den Stellen, an denen sie ihn hätte spüren müssen, an denen er hätte sein müssen, ihr Freund und Geliebter und ihr Selbst, Oscin.
    Nicht zu wissen, wo er war oder was er tat, schmerzte sie mehr als die plötzliche Wiederkehr aller Empfindungen eines Körpers, der in jeder Hinsicht dem Tode so nahe war, dass der Moment des Sterbens ebenso gut hinter ihr wie vor ihr liegen konnte.
    Sie glaubte nicht, dass Oscin tot war, denn sie konnte immer noch auf die Erinnerungen zurückgreifen, die er in ihre Vereinigung mitgebracht hatte, konnte sie immer noch als eigene Erinnerungen empfinden, nicht nur als Geschichten, die ein anderer ihr erzählt hatte. Sie konnte sich nach wie vor daran erinnern, im Stehen gepinkelt zu haben; konnte sich an das Einzelwesen erinnern, das er gewesen war, als er sich in das Einzelwesen, das erst noch Skye werden sollte, verliebt hatte; sogar daran,

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