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Sturz in den Tod (German Edition)

Sturz in den Tod (German Edition)

Titel: Sturz in den Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Gebert
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Der mit dem
Bürstenhaarschnitt blieb neben der Tür stehen und verschränkte die Arme über
der Brust. Nina setzte sich und lächelte den ihr gegenübersitzenden Mann an. Es
gab auch jetzt nichts zu lächeln. Doch sie tat das oft in Situationen, in denen
es unangenehm für sie wurde. Was die Situation meist noch unangenehmer machte.
    Der Mann stellte sich ohne zu lächeln als Hauptkommissar Mittermaier
vor und schaltete ein kleines digitales Aufnahmegerät an, bevor er Nina über
ihre Rechte, auch über das Zeugnisverweigerungsrecht, belehrte. Nina verstand
das alles nicht. »Ich dachte, ich soll hier nur zu Protokoll geben, was ich
auch schon zu Ihren Kollegen gesagt habe, in Travemünde, in der Wohnung von
Frau Bergmann.«
    Der Mann nickte. »Wir fertigen nachher ein Protokoll. Aber es gibt
noch einige offene Fragen.«
    Der Hauptkommissar lehnte sich zurück und sah Nina lange in die
Augen.
    Nina hielt dem Blick des Mannes nicht stand. Sie schob die feuchten
Hände unter ihre Oberschenkel.
    »Ich putze bei Frau Bergmann, ich habe einen Schlüssel, ich bin
nicht eingebrochen!«
    Mittermaier sah sie weiterhin an. Nina versuchte noch einmal
trotzig, dem Blick standzuhalten. Ihr fielen Mittermaiers einzelne weiße Haare
in den schwarzen Locken auf. Er hatte etwas Jungenhaftes und etwas
Bedrohliches.
    Nina lächelte. »Ich bin wirklich keine Einbrecherin.«
    »Frau Wagner«, sagte Mittermaier. »Es geht hier nicht nur um
Einbruch. Es geht vermutlich auch um Mord.«
    ***
    Der Himmel über Travemünde war feuerrot und kündigte für
den nächsten Tag gutes Wetter an. Nur über der Priwallseite hing ein dichter
Wolkenschleier. Es war, als würde der Vollmond dahinter ein Stück
hervorschauen, um zu sehen, ob er sich bereits hervortrauen durfte. Nur wenige
Minuten später hatte er es gewagt und stand am sonst wolkenlosen Himmel. Jan
kam es vor, als ließe der Mond Travemünde nicht aus den Augen, als ließe der
Mond ihn nicht aus den Augen.
    Er saß auf einer der Bänke auf der Promenade. Wie immer war er zu
früh losgegangen. Er hasste es, unpünktlich zu sein, so wie er es hasste, wenn
er auf jemand warten musste.
    Es waren kaum Menschen unterwegs. Wie meistens war Travemünde abends
fast leer, als würde jemand gegen achtzehn Uhr einen Schalter umlegen und alle
Touristen in der Versenkung verschwinden lassen. Jan stand auf und ging weiter.
Vor dem Casino brannten die großen Fackeln, ein paar Spieler waren an den
Roulettetischen zu sehen. Im Zwei-Sterne-Restaurant von Kevin Fehling waren
alle Fenstertische besetzt. Jan nahm den Weg durch den kleinen Wald, in dem der
Hochseilgarten lag. Kein Mensch begegnete ihm. Er erinnerte sich, dass hier vor
Jahren angeblich ein Obdachloser umgebracht worden war. Man hatte es ihm
erzählt, als er während der Semesterferien bei seinen Eltern in Travemünde
gewesen war. Irgendwelche Jugendlichen sollen es gewesen sein, die Sache hatte
Jan, obwohl er Jura studierte, nicht sonderlich interessiert, er wusste bis
heute nicht, an welcher Stelle es geschehen war. Er bog in die Kurgartenstraße
ein. Am Antiquitätengeschäft an der Ecke stand ein junger Mann und begutachtete
den Porsche und den Maserati, die der Ladenbesitzer mitten im Raum platziert
hatte und außer seinen Antiquitäten zu verkaufen gedachte.
    Die Kurgartenstraße war tagsüber kaum und abends gar nicht belebt.
Obwohl es die Parallelstraße zur Vorderreihe war, war es, als würde diese
Straße gemieden. Die Touristen wollten wohl nur am Wasser entlang Kaffee
trinken und shoppen, nicht in einer Straße, in der kaum noch Ostseegefühl
aufkam. Regelmäßig schlossen hier Geschäfte, inzwischen gab es vor allem noch
Dienstleister wie Reinigungen, Friseure und Kosmetiksalons. Am Sultan Döner
standen die Betreiber draußen und rauchten.
    Im Internetcafé mit angeschlossenem Spielsalon stand die Tür offen,
und Zigarettenqualm zog auf die Straße. Gern wäre Jan mit Nina in der
Vorderreihe essen gegangen, doch sie hatte darauf bestanden, sich mit ihm in
der PM- Kneipe zu treffen. Da sie außerdem
darauf bestanden hatte, ihn einzuladen, hatte er zugestimmt.
    Jan war nervös. Sehr genau hatte er noch in Erinnerung, wie sie sich
das letzte Mal hier getroffen hatten. Nina war gerade aus Hamburg nach
Travemünde zurückgekehrt. Bei REWE waren sie sich
zufällig begegnet, hatten sich gefreut, einander zu sehen nach all den
Jahren – und hatten sich für den kommenden Abend in der PM- Kneipe verabredet. Sie hatten sich dort

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