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Sturz in den Tod (German Edition)

Sturz in den Tod (German Edition)

Titel: Sturz in den Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Gebert
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das
Wichtigste aus den letzten Jahren erzählt, dabei Unmengen Schnaps getrunken und
waren schließlich in Jans Bett gelandet.
    Jan war sofort wieder in Nina verliebt gewesen. Und er hatte
geglaubt, nun wären sie wieder ein Paar, so wie damals, kurz nach dem Abitur.
Doch Nina war am nächsten Morgen gegangen, nachdem sie ihn flüchtig auf die
Wange geküsst hatte. Auf seine Anrufe hatte sie nicht reagiert. Er hatte so oft
versucht, sie zu erreichen, dass er sich selbst gedemütigt hatte, doch es
dauerte lange, ehe er damit aufhören konnte.
    Nun hatte Nina plötzlich ihn angerufen. Weil sie Hilfe brauchte.
Eigentlich ebenfalls eine Demütigung. Doch Jan war sofort zu ihr nach Lübeck
aufs Polizeirevier gefahren und hatte angeboten, sie rechtlich zu vertreten,
auch wenn er als Anwalt noch nie in einer Strafsache tätig gewesen war. Jan
hatte erreicht, dass Nina das Polizeirevier verlassen und nach Hause durfte,
sich aber zur Verfügung halten musste.
    »Zum Dank gebe ich dir einen aus«, hatte Nina gesagt, als er sie von
Lübeck nach Travemünde gebracht und vor dem Haus ihrer Mutter abgesetzt hatte.
    »Griechischer Wein«, schallte es aus der weit offen
stehenden Kneipe auf den Gehweg. Jan atmete tief durch, bevor er den Laden
betrat. So voll hatte er die Kneipe noch nie erlebt. Saßen sonst fünf bis zehn
Stammgäste um den Tresen herum, waren heute auch alle Sitzecken und die Tische
im Separee besetzt. Nina hatte den äußersten Platz am Tresen. Der Kneipier
schenkte ihr gerade Kümmel aus einer eisgekühlten Flasche nach. Sie leerte das
Glas in einem Zug. Der Kneipier freute sich, hielt die Flasche fragend hoch,
doch Nina wehrte ab und zeigte auf die fast leere Colaflasche neben ihrem Glas.
Sofort bekam sie eine neue. Jan strich ihr sacht über den Oberarm. Nina drehte
sich zu ihm um, rutschte vom Tresenhocker und umarmte ihn kurz. Sie nahm ihre
Tasche vom Platz neben sich, damit Jan sich setzen konnte.
    Jan war Weintrinker, doch in einer Kneipe wie dieser traute er dem
Wein nicht, auch wenn er ihn noch nie probiert hatte. Weil er sich neben Nina
nicht wie ein Schwächling vorkommen wollte, bestellte er ebenfalls
Kümmel – und Bier dazu, auch wenn er wusste, wie dieser Abend enden würde,
bei dem Tempo, das Nina vorlegte.
    Nina stieß ihr volles Glas gegen das von Jan und sagte: »Vielen Dank
noch mal!«
    Jan spürte auch nach der Begrüßung ihren Körper noch an seinem. Er
trank zügig das Glas leer und stellte es ab, bevor Nina bemerken würde, dass
seine Hand zitterte.
    Nina rückte auf ihrem Barhocker näher zu ihm. Er wollte sie fragen,
wie es ihr ging, und ihr sagen, dass sie darüber reden müssten, wie es nach der
Sache mit der Polizei weitergehen sollte. Im selben Moment begannen die Leute
laut Wolfgang Petrys »Wahnsinn« mitzusingen und zwischendurch »Hölle, Hölle« zu
brüllen. Jan und Nina mussten lachen. Der Kneipier sah lächelnd zu ihnen her,
als wären sie Verbündete gegen den Rest der Welt.
    Was machten all diese Leute hier? Die Saison hatte doch noch gar
nicht richtig begonnen. So viele Fremde waren eingekehrt, dass die wenigen
einheimischen Stammgäste am anderen Ende des Tresens beinahe verängstigt
wirkten. Aber der Kneipier hatte alles im Griff, keiner musste lange auf seine
Bestellung warten. Auch Nina und Jan nicht. Spätestens als »Hol das Lasso raus«
gespielt wurde, war Jan klar, dass er heute nicht mehr vernünftig mit Nina
würde reden können. Sie rauchte eine Zigarette nach der anderen. Jan steckte
sich ebenfalls eine an.
    Aus einer Gruppe von vier Männern, die in der Mitte am Tresen stand,
begann einer unverhohlen mit Nina zu flirten. Jan registrierte, dass Nina das
genoss. Der Kneipier schenkte nach. Nina stieß ihr Glas gegen Jans. Jan beugte
sich dicht an Ninas Ohr. »Vielleicht sollten wir woanders hingehen, damit wir
in Ruhe reden können.«
    Im nächsten Moment ging die Glocke, die über dem Tresen hing.
Augenblicklich schrien die Gäste: »Saalrunde!«. Der Mann, der mit Nina
geflirtet hatte, gab allen einen aus. Schnaps und Bier, Bier und Schnaps. Die
Leute freuten sich und bedankten sich bei dem Fremden. Auch Nina. Jan hätte die
Einladung zum Schnaps am liebsten nicht angenommen. Er versuchte, die vielen
Schweinchen aus Keramik auf dem Regal hinter dem Tresen zu zählen. Es gelang
ihm nicht. Vielleicht weil es zu viele waren. Oder weil er schon zu betrunken
war. Er würde Nina morgen in sein Büro bestellen, dann konnten sie in Ruhe
reden. Jan hatte als Anwalt

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