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Sturz in den Tod (German Edition)

Sturz in den Tod (German Edition)

Titel: Sturz in den Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Gebert
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das
kurze, zweifache Läuten des Fahrstuhls auf der Etage hörte. Ein Blick auf die
Uhr mahnte zur Eile, Nina wollte wie vereinbart fertig sein, bevor die alte
Dame aus dem Schwimmbad zurückkehrte. In einem der beiden Schlafzimmer lag ein
kleiner Stapel Bügelwäsche. Die fertig gebügelte Wäsche sortierte Nina in den
Schrank, in dem zwischen den Handtuchstapeln Myrurgia-Maja-Seifen lagen. Sie
hängte eine Bluse in den Schrank und war wieder einmal verdutzt darüber, dass
die Kleidungsstücke, die Frau Bergmann trug, im Gegensatz zu ihrer Einrichtung sehr
modern und sehr elegant waren, manche sogar sexy. Einige sahen aus, als habe
Frau Bergmann sie in der edlen Boutique Osterburg am Strandbahnhof gekauft.
Nina betrachtete ein Teil nach dem anderen. So manches hätte ihr selbst
gefallen, ein paar abgelegte Sachen hatte auch ihre Mutter schon bekommen. Nina
fragte sich, wann Frau Bergmann das alles trug. Sie kannte die alte Dame nur im
Bademantel, nur kurz vor ihrem Gang ins hauseigene Schwimmbad.
    Mehrere Taschenmodelle von Comtesse standen am Boden des Schrankes,
sehr teuer, sehr elegant, absolut passend für eine Dame wie Frau Bergmann.
Einige hatten einen stilisierten massiven goldenen Engel als Verschluss. Nina
hockte sich vor den Schrank und griff nach der größten Tasche, um den schönen
Verschluss auszuprobieren.
    Die Tasche klappte auf.
    Sie war voller Geldscheine.
    Als Nina endlich den Blick davon abwenden konnte, verschloss sie
eilig die Tasche und stellte sie in den Schrank zurück. Sie hastete ins
Wohnzimmer, in die Küche und rief nach Frau Bergmann. Die alte Dame war
glücklicherweise noch nicht zurück. Nina öffnete die Wohnungstür. Niemand auf
dem Flur, auch keiner der Fahrstühle war nach oben in Bewegung. Sie eilte
zurück ins Schlafzimmer, holte die Tasche hervor, ließ sie aufschnappen und
fasste hinein. Bis auf den Boden voller Geld. Fünfziger, Hunderter,
Zweihunderter. Was wollte Frau Bergmann mit so viel Geld? Hatte sie es von der
Bank geholt? Wegen der Bankenkrise vielleicht? Alle Scheine lagen
durcheinander, lose, nicht gebündelt. Nina fuhr wieder und wieder mit der Hand
zwischen die Scheine. Vielleicht waren es Millionen, sie hatte keine Ahnung,
wie viel Euro in eine solche Tasche passten. Sie verschloss sie wieder und
putzte weiter wie in Trance: das Badezimmer mit dem Chanel-Parfüm auf dem Bord
und der Myrurgia-Seife am Waschbecken.
    Nachdem Nina all ihre Putzmittel auf dem dicken Teppich im Flur
deponiert hatte, sah sie sich noch einmal in der Wohnung um, prüfte, ob alles
in Ordnung war, doch sie konnte sich kaum konzentrieren. Sie ging zurück ins
Schlafzimmer. Öffnete den Schrank. Bückte sich und öffnete noch einmal die
Tasche. Nina griff mit geschlossenen Augen hinein. Sie rieb mit den Fingern die
Scheine. Sie wollte nur einen hervorholen, nur einen einzigen Schein. Es würde
Frau Bergmann nicht auffallen, dass er fehlte, es würde sie nicht schmerzen. Es
würde sie nicht mehr schmerzen, als wenn Nina aus der stets vollen Schale mit
dem Niederegger-Konfekt, die auf dem Couchtisch stand, heimlich ein Stück
naschte, davon war Nina überzeugt. Nicht mehr, als wenn sie bei Herrn Schadt
heimlich einen Schluck seines über zwanzig Jahre alten Whiskeys probierte.
Nicht mehr, als wenn sie heute bei Herrn Schadt heimlich mehrere Schlucke
Whiskey aus verschiedenen Flaschen probieren würde, auf den Schreck, den sie
zuvor in Frau Bergmanns Wohnung bekommen hatte, als sie diese Tasche geöffnet
hatte. Auf den Schreck, dass sie es fertigbrachte, den Hunderter, den sie jetzt
in den Händen hielt, tatsächlich in die Tasche ihrer Jeans zu stecken. Und dann
nochmals in Frau Bergmanns Tasche zu greifen.
    ***
    Elisabeth Bergmann bückte sich, fasste in die
Comtesse-Tasche in ihrem Schrank und holte zwei Handvoll Scheine hervor, die
sie flüchtig glatt strich, übereinanderlegte und dann in ihre neue Abendtasche
von MCM steckte. Etwa eintausend Euro
würden reichen für einen schönen Abend im Casino. Elisabeth Bergmann empfand
oft eine geradezu diebische Freude, seit sie vor etwa einem Jahr entschieden
hatte, nur noch genau das zu tun, was ihr gefiel – mit ihrem Geld. Und mit
ihrem jungen Freund. Sie nannte ihn immer ihren jungen Freund, jedoch nur in
Gedanken, denn niemand sollte etwas von ihr und ihm wissen. Niemand im Maritim
und niemand im Casino des Columbia Hotels, in dem Elisabeth Bergmann Stammgast
war. Und schon gar nicht ihr Sohn.
    Es fühlte sich noch immer an wie ein

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