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Sturz in die Vergangenheit

Sturz in die Vergangenheit

Titel: Sturz in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runa Winacht , Maria G. Noel
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die ganze Gegend kontrollieren können.
    „Wohin müssen wir?“, fragte Matthias, als sie die Ortsgrenze von Reutte erreicht hatten. Dabei bemühte er sich, seine Stimme weiterhin unbekümmert klingen zu lassen.
    „Burghotel.“
    Natürlich residierte einer wie Iven nicht in irgendeinem Gasthof, sondern im besten Hotel am Platz. Geld hatte er ja nun wirklich genug. Matthias verkniff sich eine böse Bemerkung und bog ab, Richtung Ortsmitte.
    Kurz darauf hielt er in der Anfahrtszone des Hotels an.
    Lida warf einen Blick auf den noch immer friedlich schlafenden Elias. „Wecken wir den Kleinen, oder soll ich schon mal alleine rein?“
    „Geh du vor“, gab Matthias sofort nach, dem der Gedanke, mit einem frisch aus dem Schlaf gerissenen und damit sehr schlecht gelaunten Kleinkind vor dem mit Sicherheit freudestrahlenden und blendend aussehenden Iven bestehen zu müssen, plötzlich überhaupt nicht mehr gefiel. „Elias wird bestimmt gleich von alleine aufwachen, dann komme ich nach.“
    Er sah Lida hinterher, als die über den roten Teppich ins Hotel eilte, ließ den Motor wieder an und suchte sich einen Parkplatz im Schatten.
    Schon zwei Minuten später erklang von der Rückbank verhaltenes Sirenengejaule. Elias war aufgewacht.
    „Na, ausgeschlafen?“ Matthias stieg aus und öffnete die hintere Tür.
    Elias verzog seinen Mund unwillig, stemmte sich dabei gegen den Gurt, der ihn im Kindersitz hielt. Und er quietschte erbost.
    „Warte, ich hol dich da mal raus.“
    Er nahm den noch schlafschweren Jungen auf den Arm, wo der sofort den Kopf auf seine Schulter legte. Dann zögerte er. Sollte er abwarten, bis Elias gänzlich aufgewacht und wieder fit war? Das konnte gut und gern noch eine halbe Stunde dauern. Inzwischen war Lida bei Iven. Allein.
    Das gab den Ausschlag.
    „Komm, lass uns sehen, dass wir die Mama finden.“ Er flüsterte gegen die verschwitzten Haare, verriegelte den Wagen und marschierte zum Hoteleingang.
    In der Halle waren nur wenige Menschen. Ein Mann im Empfang, ein paar zum Wandern gerüstete Gäste. Keine Lida und auch kein Iven.
    Matthias ging auf den Portier zu: „Ich möchte zu Iven Graf.“
    Kam es ihm nur so vor oder guckte der Portier tatsächlich abfällig, wie er, in verknittertem Hemd, ein verschwitztes, fast noch schlafendes Kleinkind spazieren trug?
    „Moment, der Herr Graf hat keinen weiteren Besuch angekündigt. Wen darf ich also melden?“
    Matthias knirschte fast mit den Zähnen, als er seinen Namen nannte.
    Davon gänzlich unberührt griff der Portier zum Telefon.„Verzeihen Sie die Störung, Herr Graf.“
    Das Gehabe des Mannes wirkte unnatürlich und unterwürfig. Widerlich, wie Matthias fand. Der Kerl buckelte ja fast ins Telefon hinein.
    „Hier vor mir steht ein Herr Peregrinus.“
    Er schwieg, buckelte erneut. „Wie Sie wünschen, Herr Graf. Ganz wie Sie wünschen.“
    Dann wandte er sich an Matthias. „Erster Stock, Zimmer elf. Die Suite, am Ende des Flures.“ Und schon hatte er sich weggedreht, sichtlich mit wichtigeren Dingen befasst als damit, einem unbedeutenden Niemand wie Matthias gegenüber Freundlichkeit zu zeigen.
    „Fant singen“, forderte Elias an Matthias' Hals, während der sich zur Treppe wandte.
    „Das geht jetzt nicht, Kleiner.“ Matthias legte alle Inbrunst in seine Stimme. Elias würde doch jetzt nicht ...
    Doch, er würde. Er stemmte sich mit einem Ruck von Matthias’ Brust ab und brüllte. „Papa Fant singen.“ Und dabei trommelten seine kleinen Füße wütend an Matthias' Bauch.
    „Jetzt nicht.“ Matthias wurde schneller.
    Elias lauter. „Fant singen“, trompetete er durch das gediegene Treppenhaus und die große Eingangshalle.
    Wo sich bereits aller Köpfe ihnen zugewandt hatten.
    „Fant singen!“
    Matthias gab Gas. Nichts wie weg hier.
    Endlich war der Treppenabsatz erreicht. Aber verdammt, wo war Ivens Suite? Oder ersatzweise eine Besenkammer, wo er sich mit dieser geballten Ladung schlechter Laune vor den vorwurfsvollen Blicken der Leute verstecken konnte? Hektisch sah Matthias um sich, konnte aber, statt nur eines einzigen, ganze drei Flure entdecken. Wohin also? Sollte er die Zimmerbewohner rechts, links oder geradeaus mit dem kreischenden Elias beglücken?
    „Töröö“, flüsterte er voller verzweifelter Hoffnung an dessen Ohr.
    Vielleicht reichte das ja und der Kleine gab endlich Ruhe?
    Doch Fehlanzeige.
    „Fant SINGEN“, forderte der und schrie seinen verschlafenen Unwillen mit bemerkenswerter Kraft aus seiner kleinen

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