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Sturz in die Vergangenheit

Sturz in die Vergangenheit

Titel: Sturz in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runa Winacht , Maria G. Noel
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Baustelle war – dies hier war Burgleben! So ganz anders als das, was die Touristenhorden mit ihren Kameras erzeugten. Welche trotz ihrer Geschäftigkeit in jedem Augenblick ausstrahlten, Zuschauer zu sein, diesen Ort von außen zu besichtigen. Wie Matthias jetzt.
    Alle anderen Menschen hier hatten ihren festen Platz. Da waren Handwerker, die in überdachten Nischen unter den Gerüsten an der Burgmauer ihren unterschiedlichen Arbeiten nachgingen, die schmiedeten und hämmerten und sägten, sich gegenseitig zuriefen und diskutierten. Andere, offensichtlich gerade erst Angekommene, luden neues Baumaterial von ihren Wagen und schleppten es zu den Gerüsten.
    Vereinzelte Händler in auffällig bunter Kleidung priesen ihre Ware an. Schlicht gekleidete Frauen und Männer prüften ihr Angebot und verhandelten mit ihnen. Schleppten dann mit allem Möglichen gefüllte Körbe über den gepflasterten Hof oder zogen sie in polternden Handkarren hinter sich her. Immer neue Pferdewagen kamen hereingefahren, deren Kutscher sich bei schwarz gekleideten Aufsehern anmeldeten.
    Sogar die herumstreunenden Kinder, die sich im Toreingang in die Winkel drückten, schienen hierher zu gehören, in diesen summenden Bienenstock, bunt und voll und laut. An jeder Ecke prallten fremde Gerüche aufeinander, vermengten sich zu einer exotischen Mischung, wie kein Mensch, und sei es ein noch so begnadeter Autor oder Träumer, jemals imstande wäre, sich auszudenken. Nein, spätestens in diesem Augenblick war Matthias überzeugt, wahrhaftig hier zu sein, all dies hier tatsächlich zu erleben.
    Weiter im Text , musste er sich ermahnen. Die Faszination gelebten Mittelalters durfte ihn nicht von seinem eigentlichen Anliegen abhalten.
    Der Misthaufen – dampfte im hinteren Teil des Hofes vor sich hin und dahinter erkannte Matthias auch die Tür, von der Gangolf gesprochen hatte.
    Der musste wirklich ausgezeichnete Ortskenntnisse haben, denn die kleine Holztüre stand tatsächlich offen. Matthias atmete tief durch. Jetzt ging es richtig los.
    Mit klammen Beinen betrat er den Stall. Den hintersten Winkel desselben, dämmrig und muffig. Zu beiden Seiten leere Boxen, die Geräusche und Gerüche der Tiere aus dem vorderen Teil weit weg. Angespannt spähte er nach vorn. Holte erneut Luft – und blieb immer noch stehen.
    Warum eigentlich hatte er nie Computerspiele gespielt? Diese mittlerweile total lebensnah animierten Adventures, in denen man wilde Abenteuer aus dem Mittelalter erleben konnte mitsamt Schwertkämpfen und Erkundungsgängen. Ob er damit besser in der Lage gewesen wäre, sich in dieser Welt zurechtzufinden?
    „Komm, mein Lieber“, murmelte er sich zu. „Es wird dir ja wohl möglich sein, einen Pferdestall zu durchqueren, die Burgküche zu finden und darin den Chefkoch. Der weder Schwert noch Streitaxt schwingt, sondern einen hölzernen Kochlöffel.“ Das Fleischermesser würde er ja hoffentlich nicht gegen ihn erheben.
    „Du wärest echt ein toller Ritter“, verspottete er sich in nun normaler Lautstärke. Verstummte betroffen, als ihm bewusst wurde, dass genau das sein Job war, wenn er eine unschuldige Jungfrau aus dem Kerker befreien wollte. Jedenfalls habe ich einen Knappen an meiner Seite, dachte er mit ehrlicher Dankbarkeit. Dem er jetzt Kapaun mit Bärlauch besorgen würde.
    Es war ganz leicht. Niemand war hier. Rasch also in den vorderen Teil. Hier waren mehrere Stallburschen mit Pferden beschäftigt, doch keiner von ihnen warf Matthias mehr als einen Blick zu.
    Er war schon beinahe an der vorderen Stalltüre angelangt, als er doch gestoppt wurde.
    „Stehenbleiben!“
    Er fuhr zu der Stimme herum. Ein bärtiger Mann sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. „Du schleichst dich an den Wachen vorbei?“
    „Ich, äh“, jetzt schnell, eine Idee, eine Lüge, irgendwas!
    „Ich habe es versucht, sie woll ... wollten mich nicht durchlassen“, ratterte er heraus. „Dabei will ich doch nur zu Wilmar, der sucht Helfer für die Küche.“
    „Helfer, Kochen?“ Der Bärtige schien einen Moment abzuwägen, ob er Matthias nun glauben sollte oder nicht. Doch dann griff er an seine Hose, zog am Gürtel. „Ich hoffe, du kannst kochen. Geh!“
    Das tat Matthias. Dankbar dafür, einem offenkundig hungrigen Zeitgenossen in die Arme gelaufen zu sein, trat er schließlich ans Tageslicht hinaus auf den inneren Burghof.
    Wo es deutlich ruhiger zuging als draußen. Ein Brunnenhaus, eine Kapelle, ein paar Hütten, Holzstöße an der Wand, keine

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