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Sturz in die Vergangenheit

Sturz in die Vergangenheit

Titel: Sturz in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runa Winacht , Maria G. Noel
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keiner kommen.“
    Matthias erspähte zwei Hosenbeine, die, gefolgt von einem grauen Rock, in den Stall traten. Die Türe wurde leise geschlossen, ein Holzriegel klappte.
    „Ich seh nichts mehr.“ Die Frau klang plötzlich angstvoll schrill.
    „Ich kenn mich hier aus und führe dich.“
    Die Männerstimme hörte sich verdächtig nach dem faulen Knecht an, der jetzt, im Gegensatz zu heute Abend, gewaltigen Eifer zeigte, seine Eroberung zur Leiter auf den Heuboden zu ziehen.
    „Nun komm schon.“
    „Und dort oben sind wir wirklich sicher?“
    „Niemand wird uns entdecken. Rauf mit dir.“ Die Leiter knarzte leise.
    Matthias wartete noch eine Weile, lauschte auf keckes Gekichere, das schließlich von leisen Seufzern abgelöst wurde und in tieferes Stöhnen mündete. Dann war der richtige Zeitpunkt gekommen. Die beiden da im Heu waren vollständig miteinander beschäftigt. Sollten sie sich wundern, warum der Riegel ... Verdammt, warum ließ sich der nur so schwer verschieben? Matthias musste sich sehr ins Zeug legen, um ihn zur Seite zu bewegen. Ganz langsam , mahnte er sich, nur keine Geräusche.
    Dann war es vollbracht. Er griff nach der Kamera und zog das Tor auf. Ein prüfender Blick in den Hof: Alles war ruhig. Er schlüpfte hinaus, schloss die Tür ganz sachte hinter sich. Aus dem Stallinneren stöhnte es jetzt, vermischt mit trägen Pferdegeräuschen, deutlich heftiger. Mit ein wenig Glück würde das Pärchen im Heu schließlich einschlafen. Dann könnte er, wenn er mit Mila zurückkam, diesen Weg nehmen. Ansonsten jedoch – er verbot sich alle weiteren Gedanken, konzentrierte sich lieber auf die Aufgabe, die jetzt vor ihm lag.
    Zuerst einmal den Burghof überqueren. Das war nicht weiter schwer. Über den verschiedenen Eingängen brannten zwar Fackeln, die den Hof notdürftig beleuchteten. Um eine Person eindeutig erkennen zu können, reichte das Licht aber nicht aus. Er musste sich also nicht verbergen.
    Die Tür zum Turm stand halb offen. Dahinter dunkle Stille. Sachte schob Matthias seinen Kopf in den Spalt. Jemand schnarchte. Genau wie Gangolf gesagt hatte. Sehr gut.
    Er hatte kein Licht, was sich nun als Nachteil herausstellte, denn die Fackeln hier im Turm waren zum größten Teil heruntergebrannt. Gerade, dass er erkennen konnte, wo die Treppen nach oben begannen. Und dass auf den untersten Stufen jemand lag.
    Mit größtmöglicher Behutsamkeit kletterte Matthias über die schnarchende Weinleiche. Dann endlich hatte er es geschafft. So leise wie möglich tastete er sich die Wendeltreppe hinauf. Die Stufen endeten direkt vor einer geschlossenen Tür. Dahinter musste Mila sein. Er hatte es also tatsächlich geschafft!
    „Mila?“ Mehr als ein Raunen gestattete er sich nicht. Seine Finger tasteten über das Holz der Türe, auf der Suche nach einem Riegel. Hoffentlich gibt es kein versperrtes Schloss , flehte er, einem Stoßgebet gleich, einen Hilferuf gen Himmel. Was, wenn er sich erst auf die Suche nach einem Schlüssel machen musste?
    Die Türe hatte keinen Riegel und war – zu Matthias' Erstaunen – unversperrt. Dahinter brannte eine einsame Fackel in einem kleinen Flur, der direkt zu einer sichtbar verriegelten Türe führte. Mehr konnte Matthias nicht mehr erkennen, denn auf einmal schob sich ein dunkler Schemen zwischen ihn und das Licht und holte aus. Matthias riss die Arme nach oben. Die Digitalkamera! Seine Finger suchten den Auslöser. Da knallte schon etwas auf seinen Kopf. Er torkelte, sah wilde Lichter zucken, wie von einem irregewordenen Weihnachtsbaum, grelle Schmerzen schrien in ihm. Noch ehe er sich umwenden konnte, um den Angreifer zu sehen, um ihm auszuweichen, falls er wiederum zuschlagen sollte – war schon die Dunkelheit da, fegte über ihn hinweg und riss ihn mit sich.

 
    Der Ur-Ur-Urahn
     
    I m Traum hatte er geschrieben. All das Schlimme um ihn herum waren nur Buchstaben auf dem Papier gewesen, die sich zu immer neuen Worten, Sätzen, Bildern und Geschehnissen zusammengesetzt hatten. Mit noch geschlossenen Augen versuchte Matthias, sich davon zu überzeugen, dass er in der Hütte saß und auf die Schreibmaschine einhämmerte – doch allmählich konnte er nicht mehr leugnen, dass er einen dermaßen ekelerregenden Gestank nie und nimmer er-schreiben konnte. Wo war er, dass es derart ... Er riss die Augen auf und sah – nichts. Nur Schwärze, tiefste, undurchdringliche Schwärze, die in Verbindung mit diesem beißenden Gestank heftig bedrohlich wirkte.
    Die Erinnerungen

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