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Sturz in die Vergangenheit

Sturz in die Vergangenheit

Titel: Sturz in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runa Winacht , Maria G. Noel
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anfühlende Säcke entdeckt hatte. Die einzige Hoffnung, die ihm jetzt blieb, war, dass vielleicht doch noch jemand kommen würde. Schliefen Pferdeknechte nicht immer im Stall, wo es warm und gemütlich war?
    Matthias richtete es sich auf den Säcken ein, legte sich zurück und lauschte hinaus.
     Irgendwo knallte etwas, eine tiefe Stimme schrie: „Wo bleibt der Wein?“ Eine andere grölte zurück: „Hast du noch nicht genug?“ Raues Männergelächter, dazwischen ab und zu schrille Frauenschreie, schließlich Gesang. Wild, ungestüm, derb. Ungewohnt für Matthias' Ohren. Ein Lied handelte von neckischen Blicken, zierlich gezeigten Fesseln, die den Beobachter schier um den Verstand brachten, schließlich um die Verführung der Schönheit. Andere von deftigen Gelagen, von Turnieren und Wettkämpfen und immer wieder von Frauen, die mehr oder weniger heftig erobert wurden. Matthias wurde es müde, die ganze Zeit zu lauschen und schloss die Augen. Er war hier sowieso zur Untätigkeit verdammt. Außerdem, solange sie sangen, hatte Gangolf gesagt ...
     

     
    Ilya hatte lange gebraucht, um einzuschlafen. Dabei hatte er den ganzen Tag wunderbar gespielt – mit richtigem Spielzeug, kleinen geschnitzten Bäumen, Männchen und Tieren, für die er aus Bauklötzen Häuser und Weiden gebaut hatte. Er hatte Milas ungeteilte Aufmerksamkeit genossen, dass sie ihm zugeschaut hatte, mitgespielt. Gut gegessen hatte er auch. Weiches Brot und Wildschweinbraten, lecker mit Bärlauch gewürzt. Doch je näher der Abend gerückt war, desto größer war Milas Anspannung gewachsen – wahrscheinlich hatte Ilya das gespürt. Nun aber schlummerte er endlich – und Mila ...
    Sie konzentrierte sich. Auf ihre Erkenntnisse, auf ihre Kraft. Darauf, dass sie diesmal nicht wieder vergessen würde, welch ein Schuft Johann war. Ihr Bedarf an seinen verletzenden Spielchen war wirklich mehr als gedeckt. Das würde sie ihm ins Gesicht sagen – und von ihm verlangen, dass er sie gehen ließ. Soweit würde sie es schaffen. Was danach kam – das lag dann leider nicht mehr allein in ihrer Hand.
    Dass Johann sofort nachgeben würde, zog sie gar nicht erst in Erwägung. Zunächst würde er es für ein neues Spiel halten. Würde versuchen, sie zu verführen, wie er es immer tat. Hier kam es darauf an, unantastbar zu bleiben. Was schon sehr viel schwieriger war. Ja, und dann – und an dieser Stelle begann ihr Herz zu klopfen – würde er sie sich eben nehmen. Und selbst diese 'Gewalt' würde sie nicht etwa abstoßen, sondern es ihr noch schwerer machen, reglos und unbeteiligt zu scheinen. Doch genau das war notwendig. Damit er begriff, dass ihr zugegebenerweise sehr erregendes Spiel ein- für allemal zu Ende war.
    Doch selbst wenn sie so weit käme, wäre sie noch nicht am Ziel. Denn erst einmal würde er wütend werden. Und wenn Johann wütend war ...
    Mila erhob sich von Ilyas Schlafstatt und schlich aus dem Raum. Ging an die schmale Fensteröffnung, von der aus sie einen sehr schönen Blick über das Tal und Ruthi hatte. Es war schon ziemlich spät. Er würde doch kommen, oder? Das von gestern ... zu Ende zu bringen. Männer waren so. Er war so. Er würde bestimmt ...
    Da! Sie schreckte herum. Schritte. Einzelne. Und dann der Schlüssel im Schloss. Da war Johann.
    Wie sollte sie ihm gegenübertreten? Eine Wand im Rücken wäre gut. Sie wich zurück – und bog die Schultern durch. Ihr Herz schlug schon wieder wild. Als ob sie Angsthätte. Sie hatte keine. Doch nicht vor Johann. Höchstens vor sich selbst in diesem Zusammenhang ...
    Mit schwungvollen Schritten kam er herein, eine große Holzschale mit Kirschen in der einen, einen Krug dunklen Weins in der anderen Hand. Er meinte doch nicht etwa, dass sie mit ihm ...
    „Ich dachte mir, wir trinken einen Becher Wein zusammen“, sagte er leichthin und gab der Tür hinter sich einen Tritt, sodass sie mit einem satten Knall ins Schloss fiel. „Komm an denTisch.“ Ersetzte seine Ladung dort ab und ließ sich selbst auf einem der Stühle nieder.
    Mila war stehengeblieben, misstrauisch. Und voller Abwehr. Gegen diese selbstverständliche und so natürlich wirkende Freundlichkeit, mit der er immer wieder seinen Egoismus und seine Rücksichtslosigkeit zu tarnen verstand.
    „Na, komm, lassen wir die Spielchen und besprechen, wie wir in Zukunft miteinander verfahren.“ Er klopfte auffordernd auf den Platz neben sich.
    Moment. Er stieg aus dem Spiel aus? Nahm damit klammheimlich sein Ehrenwort zurück? Denn

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