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Sturz in die Vergangenheit

Sturz in die Vergangenheit

Titel: Sturz in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runa Winacht , Maria G. Noel
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um neben all den ehelichen Söhnen bestehen zu können. Gerade in diesen Tagen stehen die Zeichen für ihn gut, denn Meinhards Erstgeborener ist im Frühjahr gefallen.“
    'Mila, stell dir vor, was passiert ist.' In ihrer Erinnerung scholl Johanns triumphierende Stimme durch ihren Kopf. 'Albert der zweite, Graf von Tirol, ist tot. Ein Konkurrent weniger für mich, wie findest du das?'
    Könnte das nicht ein Hinweis darauf sein, dass er sogar morden würde, wenn dies ihn in Meinhards Gunst steigen ließe? Mila presste die Lippen aufeinander. Das ging schon wieder in die verkehrte Richtung.
    „Auf jeden Fall ist entweder Meinhard oder Johann Tills Mörder“, schloss Mattis eifrig. „Sag mal, damit können die doch nicht durchkommen. Man muss sie anzeigen!“
    „Was?“ Was meinte er?
    „Na, sie anklagen. Damit sie verhaftet werden, verurteilt und ...“
    „... in ihr eigenes Gefängnis kommen?“ Mila lachte traurig. „Ein Mann wie Meinhard kann auf seinem Land ungestraft alles tun, was er will“, erklärte sie ihm. „Und sein Sohn ebenfalls. Ich weiß, dass das in der Zukunft anders werden wird. Da wird es einen Rechtsstaat geben. Gerechtigkeit und Gleichheit und ...“
    „Theoretisch.“ Mattis lachte, ebenso traurig. „Und klar, dass Meinhard selbst das Gesetz ist, das weiß ich natürlich. Aber es ist trotzdem total unbefriedigend. Dass Meinhard ungeschoren davonkommen wird. Tills Tod bleibt ungesühnt?“ Er schüttelte ungläubig den Kopf. „In meinem Krimi ...“ Der Rest ging in Gemurmel unter.
    „In deinem was?“ Es gab doch immer noch etwas Neues zu lernen.
    „Ach nichts. Du, ich bin sehr erschöpft, ich lege mich ein paar Minuten hin, ja?“
    „Mach das. Wir gehen sowieso erst weiter, wenn es kühler ist. Ilya spielt auch gerade so schön. Schlaf du nur.“
    Das musste doch schon das Flederfieber sein. Dabei war er doch erst ein paar Tage hier. Wenn die Zeitreisenden sich so krank fühlten, begann das Flackern. Aber bisher war das immer erst nach Wochen eingetreten.
    Besorgt sah sie zu, wie Mattis sich unter der Tanne ausstreckte und die Augen schloss, tief und erleichtert aufseufzend.
    Vielleicht war es ja doch etwas anderes. Sie selbst war auch müde. Naja, hier konnte sie Ilya nicht unbeaufsichtigt lassen. Aber es tat schon gut, die Beine lang zu machen und ihm einfach ein Weilchen zuzuschauen.
     
    Es erschreckte sie noch immer im Innersten. Ihr Kopf fuhr herum – zu der Stelle, an der sie ihn eben noch aus den Augenwinkeln gesehen hatte. Eben. Ein Blinzeln zuvor. Mattis war fort.
    Unwillkürlich sprang Mila auf. Dorthin. Auch diesmal musste sie es fühlen, ihre Hände ausstrecken und es tasten. Dass es real war. Dass ein Mensch sich in Luft auflöste. Nicht spurlos. Auch jetzt war deutlich der Abdruck auf dem nadelübersäten Boden zu sehen, wo er gelegen hatte.
    Und gleich wieder auftauchen musste. Bevor sie gänzlich verschwanden, flackerten die Zeitreisenden. Fielen sozusagen von dieser Zeit in ihre, aber auch wieder zurück. Manchmal passierte das mehrmals hintereinander. Doch dann berappelten sie sich und integrierten sich wieder. Hier. Bis es ihnen richtig schlecht ging. Dann erst verschwanden sie ganz.
    Und warum kam Mattis nicht zurück?
    „Ilya?“ Wo war er?
    „Mama.“
    Sie atmete auf. Ein Glück, dass sie ihn hatte. Es war ein riesengroßes Glück, dass es wenigstens einen einzigen Menschen auf der Welt gab, der bei ihr blieb.
    „Komm her, mein Schatz.“ Er spielte noch immer, also musste sie zu ihm. Ihn einen Moment festhalten. Er schmiegte sich an sie, allerdings ohne sein Spiel zu unterbrechen. Sie küsste seinen Nacken und murmelte, eigentlich zu sich selbst. „Wir sind wieder allein.“

 
    Matthias' Entscheidung
     
    S töhnend legte Matthias sich die Hand auf die schmerzende Stirn. Er war total zerschlagen. Hatte er nicht geschlafen? Er fühlte sich nicht so. Eher noch erschöpfter als zuvor. Kein Wunder, im Traum hatte er wieder geschrieben. Wie ein Besessener Seite um Seite mit seinem neuesten Krimi gefüllt. Nun lag er hier, als hätte er achttausend Wörter am Stück getippt – allerdings ohne die wunderbare Befriedigung, die der Anblick der gefüllten Seiten mit sich brachte. Stattdessen lag er hier draußen und ...
    „Mattis?“
    Lidas Stimme. Ungläubig.
    Was – Lida? Perplex ruckte er hoch. Da war sie. Er sah direkt in ihre braunen Augen. Sie lächelte, den Kopf in der ihr typischen Art leicht schief gelegt. Als wäre nichts

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