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Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)

Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Sturz in die Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cross
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über das Experiment, wenn du das meinst. Und ja, wir haben ihnen die Eier heimlich entnommen. Aber wir haben das Sperma eines normalen Mannes benutzt. Es stammte von einem anonymen Spender.«
    »Und habt ihr sie umgebracht?«, fragte ich. »Diese Frau von den EOTs?«
    Melvin schüttelte den Kopf. »Nein, sie ist entkommen.«
    Mein Herz schlug sofort doppelt so schnell. »Heißt sie Cassidy?«
    »Woher weißt du das?«
    Gut dass ich schon saß, sonst hätte diese Information mich umgehauen. Die Frau, die versucht hatte, mich in diese Zeitleiste zurückzuholen, war meine leibliche Mutter. Kein Wunder, dass sie Courtney so ähnlich sah. Und was hatte sie zu Dad gesagt? Ich glaube, in Anbetracht der Umstände habe ich ein Wörtchen mitzureden, was sein Wohlergehen betrifft. Viel mehr, als Sie jemals haben werden.
    Das war fast schon zu viel für mich, und um ein Haar hätte ich Melvin gebeten abzubrechen. Doch es gefiel mir nicht mehr annähernd so gut wie früher, mich vor der Wahrheit zu verstecken. »Kann sein, dass wir uns mal begegnet sind. Reden Sie weiter.«
    »Das Ziel von Axelle war es, die Gene von Zeitreisenden mit denen von normalen Menschen zu vermischen, um zu sehen, ob die Nachkommen irgendwelche Fähigkeiten entwickelten, und falls ja, zu untersuchen, inwiefern sie sich von denen der anderen unterschieden.«
    Ich fühlte mich, als hätte mir jemand die Luft zum Atmen entzogen. Wieder rutschte ein Teil des Puzzles an seine Stelle.
    »Halb-Blut, Frankenstein«, murmelte ich leise. Das alles ergab nun absolut Sinn. »Aber warum wollten Sie noch mehr von ihnen erschaffen?«
    »Ganz ehrlich, Jackson, ich hatte keine Ahnung, dass du jemals imstande sein würdest, durch die Zeit zu reisen. Natürlich hoffte ich es. Aber wir wollten wenigstens jemanden mit ähnlichen Gehirnaktivitäten haben. Es ist faszinierend, welche Kapazitäten zum Speichern von Informationen sie besitzen. Das hat mich weitaus mehr interessiert als ihre Fähigkeit, durch die Zeit zu reisen.«
    Ja, als ob es mir deshalb besser ginge. »Warum lediglich dieses Halb-Mutanten-Experiment? Warum sind Sie nicht aufs Ganze gegangen?«
    Er nickte langsam. »Das ist am schwersten zu verstehen. Und es ist der Hauptgrund dafür, dass Tempest diesen permanenten und manchmal fast unmöglichen Kampf austragen muss. Ich kann versuchen, es dir zu erklären, aber möglicherweise verlierst du dadurch das Vertrauen in unsere Organisation.«
    »Dazu ist es ja wohl längst zu spät«, sagte ich. »Sie können mir genau so gut alles erklären, denn mein Eindruck von Tempest kann gar nicht mehr schlechter werden.«
    Er sah mich entsetzt an, aber nur kurz. »Die Feinde der Zeit haben kein normales Gefühlsempfinden. Ihnen geht die Fähigkeit ab, so etwas wie Angst, Liebe oder Trauer zu empfinden.«
    Ich stöhnte und unterdrückte den Impuls, die Augen zu verdrehen. »Sie haben recht, das ist eine reichlich lahme Erklärung. Die EOTs sind also im Grunde böse Soziopathen, und die Agenten von Tempest sind das Äquivalent zu Mutter Teresa. Nicht sehr geistreich, Dr. Melvin.«
    Er seufzte und versuchte, seine wilde graue Mähne glattzustreichen. »Von böse war nicht die Rede. Das ist etwas vollkommen anderes. Vielleicht haben sie deshalb keine Gefühle, weil sie das Fortschreiten der Zeit nicht als etwas Unveränderbares erleben. Für mich und die meisten anderen Menschen ist es eine schreckliche Erfahrung, jemanden zu verlieren, weil dieser Jemand dann nicht mehr da ist und man auch nicht in eine Zeit zurückgehen kann, in der er noch existierte. Wenn ich das könnte, hätte der Tod in meinem Leben vielleicht nicht mehr so viel Gewicht. Dass sie hin und her springen und die Geschichte potentiell neu erschaffen können, stellt eine Gefahr dar. Das ist dasselbe, wie wenn du deine albernen Zeitreisen-Experimente betreibst. Aber die größte Bedrohung ist nicht das, was sie tun können, sondern die Tatsache, dass hinter ihren Entscheidungen keine Menschlichkeit steht.«
    Hm … Ich könnte jederzeit zu Courtney zurückreisen, und ihr Tod hätte jedes Mal wieder die gleiche Wirkung auf mich. Vielleicht sogar eine stärkere. Ich war so von Dr. Melvins Erklärung in Anspruch genommen, dass ich die Pistole in meiner Hand ebenso vergaß wie den Umstand, dass ich ihn praktisch in Geiselhaft hielt. »Aber ich hatte nicht den Eindruck, dass einer von ihnen böse war. Sie haben sich sogar dafür entschuldigt, dass sie … na ja, für etwas, was noch nicht eingetreten ist.

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