Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)
Inkubatoren standen. Gruselig.
»Moment – aber ich bin doch kein Klon, oder?«
Melvin schüttelte energisch den Kopf. »Nein, ganz und gar nicht. Du und deine Schwester seid mit Hilfe derselben Methode entstanden, mit der viele Kinder auf diese Welt gebracht werden. Es gibt keinen Unterschied zu einer Frau, die Probleme hat, schwanger zu werden.«
Ich seufzte vor Erleichterung. Ein wissenschaftliches Experiment zu sein war schon schlimm genug, aber mir vorzustellen, von irgendeiner Maschine hergestellt worden zu sein oder wie das auch immer funktionierte, das war mehr, als ich verkraften konnte, ohne den Verstand zu verlieren. »Und wo ist dieser Ludwig? Wird Tempest ihn umbringen oder stoppen oder irgendwas? Ich meine, auf diese Art Menschen herzustellen, diesen Mist sollte er doch besser lassen, oder? Er steht doch nicht auf der Seite der CIA wie Sie, oder?«
»Nein, er steht nicht auf der Seite von Tempest«, erwiderte Melvin entschieden. »Und Dr. Ludwig ist auch nicht mehr unter uns.«
»Also hat ihm schon jemand das Handwerk gelegt?«, fragte ich.
»So was in der Art.«
Er hatte mir die Informationen gegeben, die ich wollte. Sie füllten die Lücken perfekt aus, und doch konnte ich immer noch weder meinem Vater noch den Feinden der Zeit trauen. Vielleicht waren sie ja sauer, weil Melvin einer von ihnen Eier gestohlen hatte. Das ergab irgendwie Sinn.
Ich glaubte zwar, dass Dr. Melvin mich und Courtney mochte. Ich hatte schon genügend in Gesichtern gelesen, um das sagen zu können. Aber er hatte nicht das Sagen. Das hatte Chief Marshall, was bedeutete, dass ich mich nicht auf Dr. Melvin verlassen konnte.
Doch ich brach diese Überlegungen ab, da Dr. Melvin mich derart intensiv anstarrte, dass ich Angst bekam, er könnte meine Gedanken lesen. Adam hatte mir an diesem Tag die Antwort geliefert, die ich brauchte. Ich konnte wählen, auf wessen Seite ich mich stellen wollte, ohne dabei meine Seele zu verkaufen. »Okay, sagen Sie mir die Wahrheit: Hält Chief Marshall sich hier irgendwo auf? Dann würde ich gern mit ihm sprechen, und zwar allein.«
Dr. Melvin erstarrte, nickte jedoch und zog sein Handy aus der Tasche.
»Ich sehe jetzt mal nach meinen Freunden. Er kann ja kommen, wenn er bereit ist«, sagte ich und ging.
Auf dem Weg zum Pool bekam ich eine SMS von Adam, in der stand: Du kannst dich später bei mir bedanken.
Ich hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte, aber in der Sekunde, als ich die beiden sah, wie sie in eng zusammengerückten Clubsesseln beisammen saßen, sprang Holly auf und warf mir die Arme um den Hals. Sie hatte ein Kleid über ihre Badesachen gezogen, aber ich hatte auch nicht erwartet, dass sie schwimmen und sich amüsieren würden, während ich mein lebensveränderndes Gespräch mit Dr. Melvin führte.
»Es tut mir ja so leid«, flüsterte sie. »Adam hat mir alles erzählt.«
Meine Arme legten sich um sie, und ich schaute Adam über ihre Schulter hinweg an. Ich versuchte, stumm mit ihm zu kommunizieren, doch er zog nur die Augenbrauen hoch, als wollte er sagen: Spiel das Spiel einfach mit.
Ich zermarterte mir das Hirn, um herauszufinden, was er ihr wohl erzählt hatte, und kreiste schließlich einige Theorien ein: Das Wahrscheinlichste war, dass er ihr gesagt hatte, dass Dad nicht mein Dad war, denn das erklärte, warum ich aus der Stadt geflohen und mich zu diesem Wochenendausflug aufgemacht hatte. Er konnte ihr erzählt haben, er hätte diese Information auf der Festplatte gefunden. Auch wenn das ein bisschen weit hergeholt war, glaubte sie ihm das vielleicht.
»Wie kommt es, dass du so gelassen auf diesen ganzen CIA-Kram reagierst?«, fragte ich Holly.
Sie lachte kurz auf, und wir setzten uns einander zugewandt auf einen der Clubsessel. »Versprichst du mir, dass du nicht sauer wirst, wenn ich dir was gestehe?«
Lächelnd erwiderte ich: »Ich kann mir nicht vorstellen, jemals sauer auf dich zu sein.«
»Ich habe ein ganzes Tagebuch mit Theorien über dich vollgeschrieben, und die meisten davon sind noch weitaus verrückter als die, du könntest der Sohn eines CIA-Agenten sein.«
»Zum Beispiel?«, fragten Adam und ich aus einem Mund.
Ich fiel aus allen Wolken.
»Äh … na ja … Ich dachte zum Beispiel, du würdest Gelder erschleichen, und Adam würde dir dabei helfen, dich in ausländische Banken einzuhacken. Auch dass du einer kriminellen Vereinigung wie der Mafia angehörst, hielt ich für möglich.«
»Natürlich«, gab ich zurück. »Und was
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