Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)
Stelle, wo Holly an der Bar stand, auf einem Stuhl nieder. Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen, nur seine dunklen Haare und seine Statur. Der Barkeeper stellte zwei Gläser auf den Tresen und füllte sie mit Eistee aus seinem Krug.
Holly blickte sich nach einem Geräusch in der Ferne um. Gerade lange genug, um dem Mann die Gelegenheit zu geben, etwas in ihr Glas fallen zu lassen. Vor all den lebensbedrohlichen Ereignissen der letzten Zeit wäre mir so etwas niemals aufgefallen; dieser Gedanke erschreckte mich fast zu Tode.
Ich rannte zu ihnen und hörte Dads Schritte hinter mir. An der Bar stellte ich mich hinter Holly, legte eine Hand auf ihr Glas und drehte den Kopf, um ihr ins Ohr zu flüstern: »Komm, lass uns gehen. Wir können auch woanders was trinken.«
»Ähm … okay.«
Ich kämpfte gegen die Angst an, die in mir aufstieg. Es war offensichtlich, dass sie nichts Gutes im Sinn hatten. Also nahm ich Hollys Hand und zog sie schnell mit mir mit, von Dad weg.
»Jackson! Wo willst du hin?«, rief er hinter uns her.
Holly warf einen Blick über die Schulter und bremste ab. »Solltest du nicht vielleicht doch mit ihm reden?«
Kopfschüttelnd zog ich sie weiter. Wir liefen zur Rückseite des Gebäudes, weit weg von den anderen Hotelgästen.
Als wir an den Müllcontainern vorbeirannten, fiel mir dort niemand auf, doch plötzlich legte sich ein Arm um meinen Hals. Mein Gehirn verfiel sofort in den Selbstverteidigungsmodus. Kein Herzklopfen. Kein Schrei. Kein Anzeichen dafür, dass ich auch nur im Mindesten überrascht war. Einfach nur perfekte stille Selbstverteidigung, die aus einem entlegenen Teil meines Hirns auftauchte.
Holly sprang zur Seite, und innerhalb weniger Sekunden warf ich den Angreifer flach auf den Rücken und ließ ihn in den Lauf seiner eigenen Waffe starren. Es war der Mann von der Bar. Jetzt konnte ich sein Gesicht sehen. Ich war ihm schon mal begegnet, ganz kurz während eines meiner Sprünge, damals als Courtney sich aus der Schule weggeschlichen hatte, um sich mit mir zu treffen, im Jahr 2003.
Inzwischen atmete ich schwer und zitterte, während ich herauszufinden versuchte, was ich als Nächstes tun sollte. Dad kam angerannt und erfasste die Situation. »Was zur Hölle ist passiert, Freeman?«
»Erzählt mir vielleicht mal jemand, was hier los ist?«, stammelte Holly, während sie meinen Angreifer anstarrte, der immer noch auf dem Boden lag. »Wie hast du das gemacht, Jackson?«
Doch ich hatte keine Zeit, Fragen zu beantworten. Der Typ namens Freeman versuchte mich zu Fall zu bringen, indem er mir von hinten gegen die Beine stieß. Ich stolperte absichtlich ein bisschen, damit er sich hochrappelte. Dann zwang ich ihn mit dem Gesicht voraus wieder zu Boden und drehte ihm die Arme auf den Rücken. Diese Methode hatte ich im Jahr 2007 mehrmals mit Dad geübt. Um sicherzugehen, dass er sich nicht von der Stelle rühren konnte, stellte ich einen Fuß auf seine Wirbelsäule. Dann steckte ich die Pistole in meinen Hosenbund. Zwar hatte ich keine Ahnung, wie man sie benutzte, aber ich wollte auch nicht, dass er sie hatte.
»Okay, und wie hast du das jetzt gemacht?«, fragte Holly.
Plan A hatte sich erledigt. Verstecken konnte ich mich jetzt nicht mehr. Aber wer war der wahre Feind?
»Das sind nur grundlegende Selbstverteidigungstechniken«, sagte ich zu Holly und wandte mich dann Dad zu. »Was zum Teufel willst du?«
Dad kämpfte mühevoll gegen seine schockierte Miene an und blieb auf Distanz, während Freeman sich unter meinem Fuß wand. »Wir haben deinen Freund geschnappt. Wir wissen, was er versucht hat.«
Ich schaute um die Ecke und erspähte einen sehr blassen Adam Silverman in Begleitung von Dr. Melvin.
Na, großartig. Tarnung ade.
»Adam?«, sagte Holly. »Was machst du denn hier?«
Adam antwortete nicht. Seine Augen wanderten zwischen Freeman, mir und Holly hin und her.
»Mr Silverman hat geheime CIA-Unterlagen gestohlen, und Dr. Melvin glaubt, dass du ihm dabei geholfen hast«, sagte Dad und zog eine Augenbraue hoch. »Wir wissen, was du kannst, wo du gewesen bist und auch wann. Alles.«
Ich warf Adam einen Blick zu, und sein Gesichtsausdruck beantwortete alle meine Fragen. Allein bei dem Gedanken daran, was sie wohl mit ihm gemacht hatten, um ihn zum Reden zu bringen, wurde mir ganz anders. Ich hätte ihn am Vortag niemals mit zu Dr. Melvin nehmen dürfen. Und es war gut, dass ich ihm nicht alles erzählt hatte.
»Moment mal … Habe ich da gerade CIA
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