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Styling deluxe / Roman

Styling deluxe / Roman

Titel: Styling deluxe / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Reid
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statt ihr zur Hilfe zu eilen?
    Und er konnte ihr helfen. Er war ihr Scheidungsanwalt. Er war derjenige, der die Regeln, die unter seiner Beteiligung aufgestellt wurden, in Kraft treten ließ. Er war derjenige, der eine einstweilige Verfügung erwirken konnte, um Elena den Kontakt mit ihrer Mutter oder jegliche Äußerung zu dem Fall der Presse gegenüber zu untersagen.
    Harry fuhr hinter einer mächtigen schwarzen Limousine vor Svetlanas Haus an den Straßenrand. Der Fahrer hielt die Beifahrertür auf, und als die Haustür geöffnet wurde, rechnete Harry fest damit, im nächsten Augenblick die Liebe seines Lebens heraustreten zu sehen.
    Wohin wollte sie? Wem gehörte der Wagen? Dann fiel es ihm wieder ein: Es war Sonnabend. Es war der Tag, den die Jungen bei ihrem Vater verbrachten, der häufig seinen Wagen schickte, obwohl er nur ein paar Straßen entfernt wohnte. Jetzt kamen sie: Petrov und Michael, der jüngere hinter seinem älteren Bruder. Harry lächelte ihnen unwillkürlich zu. Sie waren so klein und so ernst in ihren blauen Blazern, das dichte schwarze Haar zu Pagenfrisuren mit schwerem Pony geschnitten. Sie erinnerten Harry an seinen Jungen, Robin, der natürlich längst erwachsen war.
    »Hallo!«, rief er hinüber, und beide ernsten kleinen Gesichter wandten sich ihm zu. »Fahrt ihr zu eurem Papa und macht euch einen schönen Nachmittag?«
    »Wir fahren in Urlaub!«, antwortete Petrov mit aufblitzendem Lächeln. »Er nimmt uns mit zum Skifahren!«
    »So, so! Wie schön! Da werdet ihr sicher viel Spaß haben, nicht wahr?«
    Petrov zeigte ihm die hochgereckten Daumen.
    »Ist Mummy zu Hause?«, fragte Harry.
    »Nein«, antwortete Petrov. Er verschwand im Wagen, gefolgt von Michael.
    Der Fahrer schloss die Tür, und weil die getönten Scheiben so dunkel waren, entzogen sich die beiden Jungen sogleich seinen Blicken. Der Fahrer ging um den Wagen herum zu seiner Tür, stieg ein und ließ den schnurrenden Rolls-Royce-Motor an.
    Harry stand auf dem Gehsteig, sah ihnen nach und winkte fröhlich hinterher. Er versank in Erinnerungen an die Zeit, als Robin ein Junge gewesen, jeden Morgen im Taxi zu seiner Schule am anderen Ende der Stadt aufgebrochen war und genauso klein und ernst ausgesehen hatte wie diese beiden …
    Erst als der Wagen um die Straßenecke bog und aus seinem Blickfeld verschwand, erschien es Harry merkwürdig, dass die Jungen kein Gepäck mitnahmen, wenn sie doch in Urlaub fuhren.
    Und wenn sie verreisten, wäre dann nicht ihre Mutter hier, um sie zu verabschieden? Sie war ihren Söhnen gegenüber sehr fürsorglich. Eigentlich hatte sie Igor bisher nie gestattet, mit ihnen zu verreisen. Wenn es sich um ihren ersten Urlaub handelte, warum war sie dann nicht zugegen?
    Sein Unbehagen wuchs, und er tastete seine Taschen nach seinem Handy ab.
    Da steckte Maria den Kopf zur Haustür hinaus. »Kommen Sie herein, Mr. Harry?«, fragte sie.
    »Momentchen, mein Kind … Wo ist Svetlana?«, wollte er wissen.
    »Sie trifft
Mann
zum Mittagessen« – sie sagte es mit einem so missbilligenden Augenrollen, wie Maria glaubte, es sich erlauben zu dürfen. »Die Jungen besuchen Vater wie jedes Wochenende.«
    »Aber sie sagten, sie fahren in Urlaub, zum Skilaufen?«
    »Nein, nein, nein.« Das Mädchen schüttelte den Kopf.
    In höchster Erregung gab Harry Svetlanas Kurzwahl, die 1, auf seinem Handy ein. Es klingelte und klingelte, mit zermürbend langen Pausen zwischen den Tönen. Die Mailbox meldete sich nicht, denn Svetlana mochte keine Nachrichten. Enttäuscht betrachtete Harry sein Handy. Er musste eine SMS senden. In zwei Wochen wurde er sechsundfünfzig, und SMS waren nicht unbedingt seine Stärke.
    Er suchte die Tasten und begann mit der qualvollen Prozedur.
    »Juni.«
    Nein.
    »Kino.«
    NEIN ! Zum Teufel mit der verflixten T9-Text-Eingabe, aber er hatte keine Ahnung, wie sie deaktiviert wurde.
    »Jungen wenig.«
    VERDAMMT !
    »Jungen weg ruhe an.«
    Die Botschaft würde sie wohl kaum richtig verstehen.
    »Jungen entführt«, brachte er schließlich doch zustande.
    Das war genug, das musste reichen.
    Er schickte die Nachricht ab. Dann wartete er, draußen auf dem Gehsteig, während Maria immer noch an der Haustür stand und ihn verwundert musterte, auf Svetlanas Antwort.
    Und wenn sie sich nicht meldete? Wenn Igor die Jungen außer Landes schaffte, während Svetlana mit … einem anderen Verehrer fürstlich speiste? Jetzt schon? Doch er zweifelte nicht daran, dass Frauen wie Svetlana nie lange allein

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