Styling deluxe / Roman
Trophäenfrauen. Diese Bezeichnung gefiel ihr: Sie war gern die glänzende, geschätzte Trophäe in der Vitrine, oft herausgenommen, nur um sie vorzuzeigen.
Doch Uri hatte ihr anvertraut, dass er kein Interesse an irgendeiner »Identikit-Frau« hätte. Er interessierte sich für sie. Was hatte er im Hubschrauber gesagt?
»Du bist wie ein einzigartiger makelloser Diamant, Svetlana. Dein Alter und die Tatsache, dass andere dich bereits genossen haben, können deinen Wert nicht mindern. Etwas wie dich findet man nur ein Mal im Leben.«
Süß, oder?
Besonders süß war Uri eigentlich nicht. Er war jung, sein Haar noch dunkel, und er sah so fit aus, doch sein Gesicht erinnerte Svetlana an das eines Hundes. Er hatte schmale Lippen und hungrige Augen.
»… dass andere dich genossen haben …«
Während er ihre Hand in seiner hielt, überlegte sie, wie ungewöhnlich seine Vorlieben im Bett sein mochten. Sie sollte wirklich versuchen, eine frühere Geliebte aufzuspüren und es herauszufinden. Aber er war reich … Sie hatte ihn gegoogelt, und offenbar wusste niemand Genaueres. Harry war wohlhabend, doch Uri war reich. Superreich.
Schon dieser eine einsame Gedanke an Harry gab Svetlana ein merkwürdiges Gefühl. Er hatte die Hochzeit abgesagt! So etwas war ihr noch nie passiert. Ja, in der Vergangenheit hatten Männer die Ehe mit ihr aufgelöst. Aber niemand hatte jemals eine Hochzeit abgesagt!
Nachdem er, als Elena zurückgebracht worden war, aus dem Haus gestürmt war, folgte über mehrere Tage hinweg eine Reihe nervenaufreibender Telefongespräche. Svetlana hatte Harry angerufen. Er rief sie an. Sie telefonierte zurück. Und noch einmal. Und dann noch einmal, um ganz sicher zu sein. Doch was Harry anging, war es vorbei, und es würde ihr nicht gelingen, ihn wieder zu ködern, ganz gleich, was sie anstellte.
»Du hast mich belogen!«, hatte er so oft wiederholt. »Du hast mich als deinen Anwalt belogen. Wenn Igor jemals von diesem Mädchen erfährt, hat er Gründe, dich wieder vor Gericht zu zerren. Er könnte dir alles wegnehmen.« – Letzteres war es, was Svetlana umhaute.
»Du hast mich als den Mann, den du angeblich liebst, belogen, als den Mann, den du heiraten willst!« – Das war es, was Harry umhaute.
Jetzt hatten sie seit fünf ganzen Tagen nicht mehr miteinander gesprochen.
Svetlana konnte sich noch nicht daran gewöhnen. Sie hatte Uris Einladung angenommen, weil sie heute beschäftigt sein wollte, während die Jungen bei ihrem Vater waren.
Und Elena! Elena hielt sich immer noch in ihrem Haus auf, benutzte ihr Telefon, verzehrte ihre Lebensmittel, erteilte ihrem Mädchen Anweisungen! Schlimmer noch: Sie drohte, sich an die Presse oder an Igor zu wenden, falls Svetlana sie nicht bei sich wohnen lassen wollte. Svetlana war wütend auf sie. Sie kochte innerlich. Mehr als ein Mal war ihr der Gedanke gekommen, einen ihrer geheimsten, düstersten ukrainischen Kontakte auszugraben und das Problem Elena »lösen« zu lassen.
»Encore du champagne, madame?«
Der Weinkellner stand neben ihr. Svetlana wusste, dass es ihr drittes Glas war, und der Kaviar war noch nicht einmal serviert worden … aber: »Ja, danke«, stimmte sie zu.
Wenn sie sich Harry aus dem Kopf schlagen und Uri in die Arme werfen wollte, brauchte sie noch ein, zwei Gläser.
Kurz vor elf Uhr am Sonnabendvormittag bog Harry in Svetlanas Straße ein. Nach einer neuerlichen schlaflosen Nacht und mehreren Stunden zielloser Wanderungen durch seine Wohnung in Kensington hatte er beschlossen, persönlich nach Mayfair zu fahren, sich zu entschuldigen und zu betteln, dass Svetlana ihn zurückkommen ließ.
Er hatte einen schrecklichen, hässlichen Fehler begangen.
Welcher Wahnsinn war über ihn gekommen?
Er musste sie zurückgewinnen und heiraten. Er konnte nur hoffen, dass er nicht zu lange gezögert hatte. Fünf Tage waren vergangen, und war ihm nicht früher schon so oft aufgefallen, wie Männer Svetlana wie Wölfe umkreisten und heißhungrig auf eine Gelegenheit lauerten?
Natürlich hatte sie ihm nichts von diesem Mädchen aus der Ukraine erzählt! Womöglich stellte sich heraus, dass das Ganze ein Schwindel war. Svetlana war flatterhaft, unsicher und völlig gestresst, redete Harry sich ein. Das Mädchen war zweifellos gekommen, um Geld zu fordern, und wenn Igor davon erfuhr, würde er es als Vorwand benutzen, um seiner Exfrau alles nehmen zu können.
Wie hatte Harry so mitleidlos sein können? Wie konnte er sich von ihr abwenden,
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