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Styling deluxe / Roman

Styling deluxe / Roman

Titel: Styling deluxe / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Reid
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Zimmer gegangen, um Hausaufgaben zu erledigen.
    Annie wusste, wem sie diese Veränderungen zum Besseren verdankte. Lana war mit diesem entzückenden Andrei zusammen gewesen (ja, ja, Annie hatte seinen Charme vielleicht nicht richtig zu schätzen gewusst, als Andrei noch Teil von Lanas Leben war), aber obwohl Lana und Andrei Schluss gemacht hatten, schien sein arbeitsamer, sportlicher Einfluss noch sehr positive Auswirkungen auf Lana zu haben.
    Owen, inzwischen zwölf, hatte vielleicht seinerseits guten Einfluss nötig. Als Annie sich hinabbeugte, um ihm einen Kuss zu geben, stachen ihr sein viel zu langer, ungekämmter Haarschopf und sein Anorak ins Auge, halb an-, halb ausgezogen, die Kapuze verdreht im Kragen feststeckend. Sogar seine Taschen waren verdreht; die Riemen von Rucksack und Schwimmbeutel hatten sich auf dem Weg über seine Schultern verfangen. Er trug Schuhe, die noch genauso abgeschabt und verdreckt waren wie am Morgen des Vortags, als sie beschlossen hatte, sie einmal gründlich zu putzen. Und sie hatten immer noch Klettverschlüsse, weil Owens Kampf mit Schnürsenkeln beim eiligen Aufbruch zur Schule alle an den Rand des Wahnsinns getrieben hätte.
    »Die Brotboxen!«, erinnerte Annie sich und hastete zurück in die Küche, um die drei Frühstücksschatullen zu holen.
    Sie alle waren durchaus in der Lage, sich selbst ein Schulfrühstück zu bereiten, doch das blieb Annies Aufgabe. Gewöhnlich war sie nicht rechtzeitig zu Hause, um das Abendessen zu kochen, außerdem kochte Ed so gern, und deshalb floss Annies Liebe und Fürsorge eben in die Frühstücksboxen. Jeden Tag enthielten sie ein frisch zubereitetes Sandwich und einen Joghurt, dazu noch eine Auswahl an Extras: frisches Obst, Beeren oder Rohkosthäppchen in kleinen Tupperdosen. Oder Nüsse, Trockenobst, Saftpäckchen und immer auch eine kleine Besonderheit: eine abgepackte Süßigkeit, einen Schokoriegel, eine Mandarine mit einem eingeschnitzten Herzchen an der Seite, eine auf eine Serviette gemalte Reihe von Küsschen. Sie sollten wissen, dass sie, obwohl sie schwer beschäftigt war, unaufhörlich an sie dachte.
    Als sie Owen seine Lunchbox reichte, musste Annie ihn fragen: »Was willst du mit dem Plakat?«, obwohl Ed die Haustür offen hielt und es wirklich Zeit war aufzubrechen.
    »Lotterielose«, antwortete Owen.
    »Ja, das sehe ich«, ließ Annie ihn wissen, denn das Wort LOTTERIELOSE stand in orange, rot und gelb ausgemalten Großbuchstaben auf dem Plakat, »aber wofür?«
    »Ich bin im Öko-Komitee«, erklärte Owen lebhaft.
    »Tatsächlich?« Annie hörte zum ersten Mal davon.
    »Ja!«, bestätigte Ed. »Hat er es dir nicht erzählt? Er freut sich wie ein Schneekönig, sie veranstalten einen großen Ausverkauf …«
    »Um Geld für den WWF zu sammeln«, ergänzte Owen.
    Als Annie ihn fragend ansah, klärte Lana sie mit einem gereizten Seufzer auf: »Der World Wide Fund for Nature, Mum.«
    »Wir müssen jetzt wirklich los«, erinnerte Ed.
    »Na, das ist ja toll«, bemerkte Annie voller Stolz, »aber warum erfahre ich immer als Letzte von solchen Dingen?«
    Ed zwinkerte ihr beruhigend zu. Er mochte es nicht, wenn sie sich selbst niedermachte. Sie war eine gute Mutter, nur ein bisschen sehr beschäftigt – wie so ziemlich jede Mutter, die er kannte.
    »Eure Mum kauft heute Abend für zehn Pfund Lose«, versprach Ed Owen und drängte ihn zur Tür hinaus.
    »Hey, ich dachte, ich wäre auf ein ganz kleines Budget gesetzt!«, warnte Annie.
    »Wirst du jetzt gehen und dich anziehen?«, befahl Ed und tippte auf seine Armbanduhr.
    Sobald ihre Familie sich für den Tag verzogen hatte, flüchtete Annie zurück nach oben ins Schlafzimmer. In einem Ausbruch von Panik durchwühlte sie ihre Garderobe, wählte etwa zwanzig verschiedene Outfits aus, kombinierte, probierte in einigen Fällen sogar an und verwarf ihre Wahl dann wieder.
    Das war der Fluch der persönlichen Einkaufsberaterin: Annie stand unter zu großem Druck, das perfekte Outfit zu tragen.
    Das Problem war, dass sie sich, was diesen Tag betraf, total unsicher fühlte. Es war ihr erstes Treffen mit allen Beteiligten … Musste sie sich in Schale werfen? Leger kleiden? Respekteinflößend auftreten? Oder liebenswürdig? Als Gleichberechtigte? Oder als der Star der Truppe? Sie hätte schreien mögen.
    Sorgfältig begutachtete sie ihr letztes Outfit im Spiegel und überlegte, ob es das Richtige wäre. Nachdem sie fünf verschiedene Kleider und mehrere Röcke anprobiert hatte, trug sie

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