Styling deluxe / Roman
noch fester zu verschränken.
»Und Schnitt!« Finn ließ die Klappe vor der Kamera zuschnappen. »Teepause für alle! Dann geht’s weiter mit Annie Valentine, der Herrin der Garderobe.«
Mit einem neuerlichen Blick auf die leicht traumatisierte Cath kam Annie eine Idee. »Lasst mich doch rasch Caths Garderobe durchsehen, bevor wir sie filmen«, bat sie. »Mir fallen bestimmt ein paar interessante Dinge ein, über die wir vor der Kamera reden können. Damit sparen wir ein bisschen Zeit.«
»Schön«, stimmte Finn zu, wie Annie es nicht anders erwartet hatte. Er wollte um jeden Preis Zeit sparen – Geld sparen und das Budget unterschreiten.
Indem sie sich mit ihrem reizendsten Lächeln an Nikki, Finns Assistentin, wandte, fragte Annie: »Bist du ein Schatz und bringst uns beiden eine Tasse Tee?«
Sobald das Team das Schlafzimmer verlassen hatte, führte Annie Cath zu ihrem Bett und ließ sie dort Platz nehmen. »Du liebe Zeit!«, rief sie. »Tja, sie waren ein bisschen ruppig zu dir, Schätzchen, nicht wahr?«
Bei diesen Worten drohte Cath in sich zusammenzufallen. Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob ich das durchhalte. Die Leute werden alles sehen! Die Leute, mit denen ich arbeite! Ich meine, alle sollten einfach gehen und mich in Ruhe lassen. Ich glaube, ich will eigentlich gar nicht weitermachen.«
Ein paar Sekunden lang streichelte Annie einfach nur tröstend Caths Rücken.
Dann klopfte es an der Tür, und Nikki kam mit zwei Bechern Tee. Annie nahm sie entgegen und lächelte dankbar, schlug der neugierigen Assistentin aber nachdrücklich die Tür vor der Nase zu.
»Okay«, begann Annie sanft und setzte sich wieder, »was hält man in deinem Freundeskreis davon, dass du in dieser Show auftrittst? Und dein Sohn?«
Cath umfasste den Becher und trank einen Schluck. »Alle haben sich echt für mich gefreut«, gestand sie. »Ich glaube, alle wollten mich schick gekleidet und gutaussehend erleben. Es ist ziemlich lange her, dass ich darauf überhaupt Mühe verwandt habe. Ich donnere mich nicht auf … und gehe nicht auf Partys …« Ihre Stimme versagte.
»Gut, hör zu, was deine Freunde und dein Junge dann zu sehen bekommen«, sagte Annie, »ihre liebste Freundin und die allerliebste Mum wird hinreißend aussehen, nur für sie. Vergiss alle anderen, und tu’s nur für sie, weil sie sich so für dich freuen werden! Komm schon!«, ermunterte sie Cath. »Trink deinen Tee aus! Ich würde ihn ja gern mit etwas Stärkerem aufpeppen, aber dann werfen sie mich womöglich aus der Sendung.«
Cath hob den Blick und lächelte kaum merklich. »Ich war noch nie im Fernsehen«, gab sie schüchtern zu.
»Gut, dann sind wir schon zu zweit. Aber wie man im Showgeschäft so sagt: Kopf hoch – die Show muss weitergehen.«
»Also, wie böse sieht es hier aus?«, fragte Annie mit einem Zwinkern, als sie vor Caths Kleiderschrank trat und die schlichten weißen Doppeltüren öffnete. Cath hatte augenscheinlich aufgeräumt, bevor das Kamerateam eintraf. Alles war säuberlich gefaltet oder auf Bügel gehängt. Annie war im Begriff, das alles zu ändern. Mit beiden Händen griff sie beherzt zu, zog mehrere Kleider aus dem Schrank und warf sie aufs Bett.
Es war so, wie sie es erwartet hatte: zahlreiche oft getragene, bequeme, sackartige Sachen, vorwiegend in Beige, Rohweiß und Hellblau. Es gab ein paar unverhoffte Ausbrüche von Farbenwahn, aber nichts davon hatte sich als übermäßig erfolgreich erwiesen.
Annie hielt eine weitgeschnittene dreiviertellange Hose mit einer Art Graffiti-Druck in die Höhe. Scheußlicher Schnitt, scheußliche Farben für Cath, aber trotzdem wider Erwarten durchgeknallt.
»Die hier ist ein kleines bisschen verrückt«, stellte Annie fest. »Ich glaube, du hast eine versteckte wilde Ader, die wir nur noch nicht zu sehen bekommen haben.«
»Oh nein!«, widersprach Cath. »Die war einfach nur billig, ich habe sie für einen Urlaub gekauft.«
»Ein sehr interessantes Teil.« Annie lächelte und legte die Hose aufs Bett.
Sie brauchte nicht lange, um Caths restliche Garderobe durchzusehen. Alles, was so abgetragen und ausgeleiert war, dass es nicht einmal mehr fürs Rote Kreuz taugte, wanderte auf einen Haufen. Sachen, denen Annie neues Leben einhauchen zu können glaubte, kamen auf einen anderen. Es waren so viele Rollis aus Baumwolle, stellte sie entmutigt fest. Warum keine tiefen Ausschnitte und hübschen Blusen, um etwas Haut und eine aparte Halskette zu zeigen?
Auf dem Bett war
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