Styling deluxe / Roman
noch Platz für die Glanzstücke, die Annie hinten im Schrank aufzustöbern hoffte. Vielleicht fand sie ein, zwei Kleider, eine besondere Bluse oder einen Rock … Dinge, die nur eine kleine Änderung oder neue Accessoires benötigten, um sie in völlig neue Outfits zu verwandeln. Obwohl sie gründlich suchte und den Kleiderhaufen noch ein zweites Mal durchwühlte, fand sie nichts als lässige, funktionelle, praktische Sachen.
Die Teepause war zu Ende, und das Kamerateam latschte ins Schlafzimmer zurück. Lampen wurden umgestellt, und Nikki frischte Annies und Caths Gesichtspuder und Lipgloss auf.
Finn besprach die Perspektive, die er wünschte, die Richtung des Dialogs zwischen Annie und Cath und verkündete schließlich: »Und Action!«
Annie wurde warm; sie war etwas aufgeregt, als die Kamera jetzt direkt auf sie gerichtet wurde. Doch sie versuchte, die Nerven zu bewahren. Mehr als alles andere wollte sie einfach nur sie selbst sein. Im Gegensatz zu Miss Marlise hatte sie nicht vor, sich eine neue überlebensgroße Fernsehpersönlichkeit überzustülpen. Sie hatte längst begriffen, dass es das Beste war, ganz authentisch zu sein, und wenn das den Leuten nicht gefiel – Pech gehabt!
»Gut, mein Schatz«, begann sie und kramte geschäftig durch Caths auf dem Bett verstreute Kleider. »Ich habe die Sweatshirts, die alten T-Shirts, die Poloblusen, die Fleecepullover, die Schlabberhosen und die langen dunklen Röcke gesehen. Aber ich frage mich: Wo sind deine besonderen Sachen? Wo sind die Kleider und der Glitzerkram? Was ziehst du an, wenn du auf eine Hochzeit eingeladen bist? Oder auf eine Party? Oder mit jemandem ausgehen willst?«
Cath blickte offen zu Annie auf und antwortete: »Ach, ich habe nichts anzuziehen, deshalb gehe ich nicht hin.«
»Ach, Schätzchen!« Annie sah Cath an und vergaß völlig die Kamera. »Das ist das Allertraurigste, was ich seit langer Zeit gehört habe. Aber was ist, wenn du Geburtstag hast? Jede Frau muss doch an ihrem Geburtstag etwas Hübsches zum Anziehen haben.«
Daraufhin begann Caths Unterlippe leicht zu zittern, und dann kam ans Licht, was sie unter gar keinen Umständen im Fernsehen hatte preisgeben wollen: »Mein Mann hat mich an meinem Geburtstag verlassen«, brach es aus ihr heraus. Mehr brauchte sie nicht zu sagen. Jetzt verstand jeder, warum Caths Garderobe keine Partykleider enthielt.
Finn fing den Blick seiner Assistentin ein und formte unhörbar das Wort:
»Juhuu!«
[home]
8.
Connor auf seinem Fahrrad:
Sehr knappe weiße Shorts (Nike)
Schwarze Fahrradschühchen (Adidas)
Bluetooth kabelloses Headset (Motorola)
Geschätzte Gesamtkosten: 120 £
»Ich kann reden und Kalorien verbrennen, Baby.«
C onnor McCabe, Star der führenden Sonntagnachmittags-Show auf ITV ,
The Manor,
einer der Hauptdarsteller im Kassenschlager
Never Sleep
von Filmdirektor Sam Knight, saß auf seinem Balkon in der Sonne Kaliforniens auf seinem Heimtrainer.
Kein von London nach LA verpflanzter britischer Schauspieler kann sich jemals richtig daran gewöhnen, dass hier tatsächlich beinahe jeden Tag die Sonne scheint. Ja, gut, es gab hin und wieder schon ein bisschen Smog, Bewölkung und Nieselregen, aber wirklich, dachte er, rückte seine Sonnenbrille zurecht, streckte die Arme aus und ergriff dann wieder den Lenker, es war kein schlechtes Leben! Weiß Gott nicht!
Es war spät am Nachmittag. Gleich am Morgen hatte er seine obligatorischen zwei Stunden im Fitnessraum abgeleistet. Jeder Schauspieler hier verbrachte jeden Tag zwei Stunden im Fitnessraum. Da gab es kein Entrinnen. Es war verpflichtend. Wie Zähneputzen. Sonst bekam ein Muskelprotz, der fitter, schlanker und muskulöser war, deine Rolle. Ganz gleich, wie gut du vor zwei Jahren in Stratford-upon-Avon den Prinz Hal gespielt hast – wenn ein Zentimeter Bauchspeck über deinen Hosenbund quoll, war es aus und vorbei.
Er hatte eine halbe Stunde mit seinem Agenten telefoniert, er hatte sich mit einem Produzenten getroffen, und jetzt wollte er noch ein paar Kalorien mehr verbrennen und ein bisschen Sonne tanken, bevor er am Abend mit Hector, seinem Freund seit … hm … ja … Connor konnte es nicht genau sagen, weil es einmal zum Bruch gekommen war, aber das war Schnee von gestern. Längst vergessen. Jetzt waren sie ganz und gar zusammen und fest gebunden.
Das Telefon in einem Holster an seiner Taille begann zu klingeln, und als er danach griff, sah er zu seiner freudigen Überraschung die Worte
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