Styling deluxe / Roman
wäre auch die Rose zu sehen, wann immer du willst.«
»Ich würde mir liebend gern die Haare abschneiden lassen!«, beteuerte Tina. »Ich weiß nur nicht so recht … wo … oder wie …«
»Du das anstellen sollst? Überlass das mir!«, verlangte Annie. »Gut, suchen wir diese Satinhose, und dann begeben wir uns in den elegantesten Friseursalon der Stadt. Bob!«
Es klackte, als Bob zu Annies und Tinas Verwunderung den Pausenschalter betätigte.
»Du hast das alles aufgenommen?«, wollte Tina wissen.
»Keine Angst, sie werden nur einen kleinen Teil davon verwenden«, versicherte er. »Annie, meinst du nicht, wir müssten Finn wegen des Haarschnitts konsultieren? Er wollte doch einen ganz anderen Look.«
Annie dachte an die Skizze, die Finn ihr gezeigt hatte. Er hatte tatsächlich aufgezeichnet, wie er sich Tina nach dem Umstyling wünschte: das lange Haar, die Beine, die hohen Absätze und den Busen. Verstohlen musterte sie Tina, die im Moment genau so aussah, wie Finn sie haben wollte, die aber nicht glücklich damit war.
Annie wusste genau, was Finn sagen würde, wenn sie ihm mitteilte, dass Tina Hosen tragen und ihr Haar abschneiden würde. NEIN würde er sagen.
Wenn er jedoch das Endresultat sah – den seidig glänzenden Kopf, die Rose oberhalb der engen Korsage und die schimmernde Satinhose –, dann würde er erkennen, wie hinreißend Tina aussehen konnte, ohne zu dick aufzutragen. Und Tina würde strahlend schön sein, wenn sie genau so aussah, wie sie es sich wünschte.
»Alles wird gut«, sagte Annie, um Bob zu beruhigen, »ehrlich! Tina wird umwerfend aussehen. Mit diesem Auftritt hauen wir Finn aus den Socken. Weißt du noch, Jodys Filzhütchen? Das war auch nicht vorgesehen, und Finn fand es toll.«
»Ja, aber das hier … das ist eine große Sache. Hier geht’s nicht um einen Hut, das hier ist dann nicht mehr zu ändern.«
»Vertrau mir!«, verlangte Annie.
»Ja«, bestärkte Tina sie. Annie hatte sie mittlerweile vollkommen auf ihre Seite gezogen.
»Vertrau mir!«, wiederholte Annie.
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17.
Chef-Friseur Ben:
Kapuzenpullover mit Comic-Aufdruck und Reißverschluss (Topman)
Weißes Unterhemd (Topman)
Weiße Boardshorts (Rip Curl)
Flipflops (Animal)
Geschätzte Gesamtkosten: 110 £
»Unglaublich!«
S ie mussten über eine Stunde auf den Friseurtermin warten. Dann machte Chef-Friseur Ben, weil er gefilmt wurde, volle drei Stunden lang ein Riesentamtam, kämmte und kürzte, bis er sich endlich mit der Frisur einverstanden erklärte.
Als die ersten entschlossenen Schnitte getätigt worden waren und Tina tatsächlich gehört hatte, wie ihr schweres Haar zu Boden fiel, war sie plötzlich nervös geworden.
»Ich hole die Notfallausrüstung!«, hatte Annie verkündet und war aus dem Salon gelaufen.
Eine Viertelstunde später kam sie mit einer halben Flasche Sekt zurück. Sekt war Annies Lieblingsmedikament, sie brachte ihn in den meisten Notfällen zum Einsatz, weil er so tröstlich lecker, beruhigend teuer und dank der Kohlensäure extrem schnell wirksam war.
Wie sie wusste, schworen manche Menschen auf Bachblüten-Notfalltropfen, doch nach Annies Meinung sah man nach ein, zwei Gläsern Sekt garantiert jede Katastrophe in rosigerem Licht.
»Trink!«, wies sie Tina an, die inzwischen bei einem ohrlangen Bob angelangt war, aber eher begeistert als entsetzt wirkte.
»Ich glaube, ich könnte auch einen Schluck gebrauchen«, bemerkte Bob leise, als die Kamera pausierte.
»Wieso?«, fragte Annie.
»Finn hat angerufen. Wollte wissen, warum wir so lange brauchen. Er warte im Hotel verzweifelt auf das Filmmaterial. Bei dem Tempo, in dem dieser Typ schneidet, kann es spät werden.«
Um sechs Uhr abends war im Salon eine ganze Flasche Sekt geleert worden, und Partystimmung breitete sich aus.
Wie Annie vorausgesagt hatte, war der Haarschnitt ein Triumph. Tina sah atemberaubend aus, hinreißend. Wie eine junge, knackige Demi Moore. Der dichte dunkle Pony reichte ihr bis knapp über die Augen. Jeder wollte wissen, wo sie sich das Tattoo hatte stechen lassen, und Ben knipste geschäftig noch mehr Polaroidfotos von ihr und bat sie, am Wochenende zu einem richtigen Fotoshooting für sein Schaufenster zu ihm zu kommen.
Tina lachte und weinte vor Glück. Sie musste unbedingt ihre Mum anrufen, um ihr die Neuigkeit mitzuteilen, dann holte sie Julia ans Telefon und informierte sie ebenfalls.
»Mummy hat sich die Haare ganz kurz schneiden lassen. Ja – ganz kurz. Ein bisschen wie
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