Styling deluxe / Roman
die Hände ab. Ist das klar?«
»Ja, mein Schatz, wir alle wissen ja, wie wohltätig du mit deinen kostbaren Besitztümern verfährst. Ach, Annie«, fuhr er fort, »bevor ich’s vergesse: Ruf doch bitte deine Mum an. Ich glaube, sie braucht ein bisschen Zuspruch.«
Daraufhin entstand eine sonderbare Pause, die in Annie Besorgnis auslöste. »Ist alles in Ordnung?«, fragte sie dann hastig.
»Hm, ich weiß nicht recht«, musste Ed zugeben. »Sie hat heute Abend schon dreimal hier angerufen. Und ich habe das Gefühl … Na ja, ich bin nicht sicher, ob sie sich klar darüber war, dass sie schon angerufen hatte. Hm, irgendwie schon, aber nicht auf Anhieb. Sie scheint mir einfach nicht ganz sie selbst zu sein.«
»Oh nein! Vielleicht solltest du mal nach ihr sehen«, schlug Annie vor, obwohl das eine ganze Stunde Fahrt bedeutete, und Ed konnte zwar fahren, tat es aber nicht unbedingt gern und schon gar nicht in ihrem sperrigen Jeep.
»Tja, wenn du das unbedingt willst, dann fahre ich eben hin«, antwortete er heroisch. »Hör mal, warum rufst du sie nicht erst einmal an und verschaffst dir einen Eindruck?«, fügte er hinzu.
»Vielleicht liegt es an den neuen Medikamenten, die sie einnimmt, womöglich haben die Nebenwirkungen. Vielleicht sollten wir sie eine Zeitlang zu uns nehmen, bis wir sicher sind, dass ihr nichts fehlt«, sorgte Annie sich laut.
»Gut, wenn du willst. Aber wir sind beide den ganzen Tag außer Haus, und in den nächsten paar Wochen musst du immer mal wieder verreisen«, gab Ed zu bedenken.
»Vielleicht könnte Dinah …«, begann Annie.
»Dinah hat selbst genug um die Ohren«, fiel Ed ihr ins Wort.
»Ja«, erinnerte Annie sich.
Es klopfte nachdrücklich an der Tür. »Schätzchen«, sagte Annie, »ich muss aufhören. Ich versuche später noch einmal, dich zu erreichen.«
»Ach so.« Ed wirkte verwundert. »Ja, ruf mich noch mal an, ich muss etwas mit dir bereden.«
»Was?«, hakte sie sofort nach und hätte gern gewusst, womit er als Nächstes herausrückte.
»Lass uns später reden … und vergiss nicht, deine Mum anzurufen!«
»Gut.«
Annie beendete das Gespräch und – überzeugt, dass Bob geklopft hatte – stand auf, um die Tür zu öffnen. Er bewohnte das Zimmer zwei Türen weiter und hatte angeboten, sie abzuholen, wenn es Zeit fürs Abendessen war. Nikki hatte für sie alle Tische in einem China-Restaurant nicht weit vom Hotel entfernt reserviert.
Entsprechend verdutzt war sie, als Finn vor ihr stand.
»Kann ich kurz reinkommen?«, fragte er und sah für Annies Geschmack ein bisschen zu ernst aus.
»Ja, natürlich«, antwortete sie und ließ ihn ins Zimmer treten. Nun ja, das Zimmer war so klein, dass er nur einen Schritt über die Schwelle zu setzen brauchte. Dann schloss Annie die Tür, und sie standen sich verlegen auf engstem Raum gegenüber.
Einen flüchtigen Moment lang überlegte sie, ob er ihr sagen wollte, wie toll er das bisher besichtigte Filmmaterial zu Tina fand. Doch ein zweiter Blick in sein Gesicht verriet ihr, dass etwas schiefgegangen war.
»Ich habe mir gerade angesehen, womit Bob seine äußerst teure Filmzeit heute verbracht hat, und ich bin nicht glücklich«, begann Finn.
»Ach!«, entwich es Annie.
Das Wort hing ein paar Sekunden in der Stille zwischen ihnen.
»Ganz und gar nicht glücklich«, bekräftigte Finn und schüttelte den Kopf.
»Nicht?«
»Nein. Ich dachte, ich hätte dir klare Anweisungen gegeben – sehr klare Anweisungen.« Finns Stimme klang gepresst und angespannt. »Tina sollte unser Bombenerfolg sein. Wir wollten die Serie mit Tina abschließen. Sie sollte deinen krönenden Triumph bilden. Miss Marlise hätte ihr zu einem besseren Job verholfen, du hättest sie ausstaffiert, dass allen die Augen aus dem Kopf fallen, und Svetlana hätte ihr einen tollen Kerl besorgt, wenn sie zum ersten Mal wieder ausgegangen wäre. Sie sollte mein rundherum hundertprozentiger Erfolg sein.«
»Cath, Jody und die anderen, die für morgen auf dem Programm stehen, haben nicht annähernd so viel Potenzial wie Tina, und jetzt hast du es vollkommen, aber auch vollkommen …«, er schlug sich mit beiden Händen gegen die Stirn, »… vollkommen versaut!«
Annie war jetzt so betroffen, dass ihr keine Antwort einfiel. Sie hörte lediglich Finns Worte und das Rauschen in ihren Ohren.
»Du hast ihr die Haare kurz geschnitten!«, rief Finn. »Du hast ihr Hosen angezogen, und als ob das noch nicht genug wäre, hast du auch noch mit ihr über eine
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