Styling deluxe / Roman
ihr.
Damit hatte sich der Fall. Sie musste 45 £ bezahlen, um ihren eigenen Rock zurückzubekommen.
Herr im Himmel!
Wenn nun all ihre anderen Sachen bereits mit Preisschildchen versehen bei Oxfam Style auf Kleiderständern hingen?
»Würden Sie mich telefonisch ankündigen?«, fragte sie noch beim Hinausgehen. »Damit Ihre Kolleginnen die Sachen, die noch nicht ausgezeichnet sind, zurückhalten?«
Doch als sie endlich in Camden ankam, fand sie nur zwei Sommertops. »Fast« alles andere war nach den Worten der Verkäuferin bereits verkauft.
Jetzt sah es so aus, als wäre so ziemlich alles verloren.
»Aber unter meinen Sachen waren auch Prada-Sandaletten! Sie haben meine Prada-Sandaletten bei Oxfam Style verkauft?«
»Hm ja.« Die Verkäuferin wurde ein bisschen nervös. »Ich glaube, sie sind für dreißig Pfund rausgegangen.«
Annie hatten vor Staunen die Worte gefehlt.
Dreißig Pfund! Die Schuhe waren nur drei Mal getragen! Irgendjemand hatte hier das Geschäft seines Lebens gemacht!
»Sie haben uns viel Geld eingebracht, wenn auch unbeabsichtigt«, fuhr das ernste junge Mädchen hinter dem Tresen fort. »Möchten Sie unseren Prospekt mitnehmen? Dann wissen Sie wenigstens, wohin das Geld fließt. Vielleicht fühlen Sie sich dann ein bisschen besser.«
Das Mädchen hatte ganz lieb und unbedarft gelächelt und gesagt: »Es geht doch nur um Klamotten – nicht um Leben oder Tod.«
Sie hatte wirklich nichts begriffen.
»Ich habe früher bei
The Store
gearbeitet«, versuchte Annie zu erklären. »Ich hatte einen phantastischen Personalrabatt und konnte mir daher viele schöne Sachen kaufen. Aber jetzt arbeite ich nicht mehr dort, ich kann also nicht einfach losgehen und all diese Sachen ersetzen – nicht mal ein
paar!
Es waren Kostbarkeiten, alle einzigartig, Einzelstücke, etwas ganz Besonderes … und sie waren alle in meiner Größe«, sagte sie, und ihre Stimme drohte zu brechen.
»Soll ich unsere andere Filiale in Notting Hill anrufen?«, bot das Mädchen freundlich an. »Vielleicht ist einer von den Säcken dort gelandet. Und dann gibt es ja immer noch eBay«, fügte sie ein wenig zögerlich hinzu. »Gute Sachen aus unseren Läden tauchen ständig bei eBay auf, wo Leute sie für mehr Geld weiterverkaufen wollen, als sie dafür ausgegeben haben.«
»Ja«, entgegnete Annie jetzt einigermaßen bissig, »ich kenne eBay, ich werde es im Auge behalten, aber das Problem ist, dass ich kein Bestandsverzeichnis besitze, keine Liste. Ich weiß gar nicht genau, was weg ist. Das werde ich erst wissen, wenn ich mich beim Anziehen plötzlich frage, wo denn mein … Und es wird mir ganz allmählich dämmern, Stück für Stück, wie nach einem Einbruch«, schloss sie mit großem Nachdruck und sah das Mädchen böse an.
Genau so fühlte es sich tatsächlich an: wie ein Einbruchsdiebstahl.
Allerdings hatte ihr eigener Sohn die Schuld. Hätte er jetzt vor ihr gestanden, wäre es ihr sehr, sehr schwergefallen, nett zu ihm zu sein, ganz gleich, wie sehr sie ihn in Wirklichkeit liebte.
Annies Handy gab Laut. Sie nahm es zur Hand und sah, dass eine SMS von Ed eingegangen war.
»Dringend! Ruf mich an!«
[home]
23.
Elena bei ihrer Ankunft:
Knallenge Jeans (Primark)
Schwarz-weißer ausgeschnittener Pulli (Marktstand)
Stilettos (Marktstand)
Halskette mit goldenem Glücksbringer (Exfreund)
Geschätzte Gesamtkosten: 35 £
»Davon hast du doch reichlich, oder?«
S vetlana sah das Mädchen lange Zeit nur erschüttert an. Sie forschte gründlich in ihrem Gesicht, bemerkte die Form der Nase, den entschlossenen Mund und die gläserne Klarheit der Augen und wusste, dass das Mädchen die Wahrheit sagte.
Nicht alle Züge entsprachen den ihren; einige waren unmissverständlich auf Elenas Vater zurückzuführen.
»Du musst später noch einmal herkommen«, bat Svetlana ihre Tochter als Erstes auf Ukrainisch.
»Nein«, widersprach Elena kühl und verschränkte die Arme vor der Brust, »bis dahin hast du einen Wachmann geholt oder die Polizei.«
»Nein«, setzte Svetlana an. »Im Augenblick befindet sich jemand hier im Haus – ein Gast. Ich muss allein mit dir sprechen.«
»Dann warte ich vor deiner Tür«, erwiderte Elena grimmig.
»Nein!« Svetlana fühlte Panik aufsteigen. Harry durfte dieses Mädchen nicht sehen. Harry sollte nichts von ihr erfahren. Igor auch nicht. Auf gar keinen Fall Igor!
Bei dem Gedanken an die Vereinbarungen, die sie hatte unterzeichnen müssen, um die Scheidung, ihre Jungen, ihr
Weitere Kostenlose Bücher