Styling deluxe / Roman
seinetwegen. Ihretwegen, denn sie wollte es wirklich, ihr Körper drängte sich jetzt schon ihm und seiner Berührung entgegen.
Im Gegensatz zu allen anderen Liebhabern, die sie vor ihm gehabt hatte, befriedigte ihn anscheinend nichts so sehr wie das Wissen, dass sie gekommen war. Nichts machte ihn glücklicher als das Gefühl, wenn sie mit aller Macht kam, mit ihm zusammen. Ihn umschloss. Mit ihm pulsierte. Immer wenn sie ihm, in ihrer Anfangszeit, einen Orgasmus vorgespielt hatte, hatte er den Kopf geschüttelt und liebevoll gebeten: »Bitte nicht! Ich spüre doch, dass sich da nichts tut. Wir müssen einfach etwas anderes ausprobieren, bis du kommst.«
Das hatte sie überrascht. Und dabei war sie fest überzeugt gewesen, sie würde diejenige sein, die ihm alles beibrachte, was sie gelernt hatte.
Als Harry sein Gesicht an ihren Nabel schmiegte und zart zu knabbern begann, wie sie es so gern hatte … da hörte Svetlana den schrillen Ton der Türglocke.
»Was ist denn jetzt?«, schimpfte sie, schob Harrys Kopf beiseite und richtete sich auf.
Sie erwartete mit Sicherheit keinen Besuch. Ihre Söhne hatten an diesem Vormittag Chinesisch-Unterricht (eine Idee ihres Vaters), und danach speisten sie mit Igor zu Mittag.
Svetlana hörte, dass die Haustür geöffnet wurde und eine kurze Unterhaltung stattfand. Dann wurde die Tür geschlossen, und Maria stieg die Treppe hinauf und näherte sich der Tür zum Wohnzimmer.
Svetlana richtete ihr Kleid und schnallte den Gürtel um. Sie strich ihr Haar glatt und schob die losen Strähnchen hinter die Ohren. Nicht, dass sie etwas darauf gab, was das Hausmädchen dachte … aber vielleicht war jemand an der Tür, der womöglich eingelassen werden musste.
Maria trat ins Zimmer. »Miss Wisneski, entschuldigen Sie Störung. Aber unten ist ein Mädchen, das sagt, es muss sprechen mit Ihnen.«
»Wer ist sie?«, fragte Svetlana.
»Ich weiß nicht. Sagt sie nur, sie muss mit Ihnen sprechen – dringend.«
»Wie sieht sie aus?«
»Jung und ausländisch.« Mehr gab Maria nicht preis. Sie stand abwartend da.
»Ach!« Svetlana zog die Füße wieder aufs Sofa hinauf. »Will sie arbeiten bei mir, wie? Sag ihr, soll sie ihre Bewerbung hierlassen, ruf ich sie an, wenn sie mir gefällt. Hat mich vielleicht im Fernsehen gesehen. Schlau, sich Adresse und so zu besorgen!«, musste Svetlana zugeben.
Aber es war auch ein wenig beunruhigend. Svetlana fragte sich, wie viele Leute sonst noch herausfanden, wo sie wohnte, und dann vor der Tür standen und um den einen oder anderen Gefallen baten.
Maria machte eine knappe Verbeugung, schloss die Tür und stieg die Treppe wieder hinab.
Die Haustür wurde geöffnet, als Harry und Svetlana ihre erregte Umarmung wieder aufnahmen. Doch Svetlana hörte, dass das Gespräch an der Tür länger als erwartet dauerte. Die beiden Stimmen wurden etwas lauter.
Wieder fiel die Tür ins Schloss, und dann waren erneut Marias Schritte auf der Treppe zu vernehmen.
Svetlana schob Harry sanft von sich, als es an der Tür klopfte.
»Ja!«, befahl sie, inzwischen leicht gereizt.
»Miss Wisneski«, das Mädchen wirkte verunsichert, »sie geht nicht! Sie sagt, bleibt sie ganze Nacht vor der Tür – ganzen nächsten Tag auch, wenn sein muss. Hat sie Koffer«, fügte das Mädchen nervös hinzu. »Ich glaube, will sie hierbleiben. Sie müssen ihr sagen, soll sie gehen. Hört sie nicht auf mich. Sieht sie sehr böse aus«, erklärte Maria.
»Tcha!« Svetlana schwang ihre Füße vom Sofa und überprüfte noch einmal den Gürtel ihres Kleides. Entschlossen schritt sie zur Tür und war mehr als neugierig zu erfahren, was da vorging.
Insgeheim bewunderte sie Mädchen, die ein Nein nicht akzeptieren. Hatte sie selbst es nicht ihr Leben lang so gehalten?
»Bleib hier!«, schnauzte sie Harry an, der sich eifrig anschickte, ihr zu folgen.
»Will ich das selbst regeln, bleib!«, befahl sie und hob die Hand wie ein Verkehrspolizist.
»Ich bin gleich zur Stelle, falls du mich brauchst«, versicherte er und trat ans Fenster, um die Szene wenigstens von dort aus zu verfolgen.
Trotz ihrer hochhackigen Pantoletten nahm Svetlana die Treppe in rasantem Tempo. Nach der Biegung zur Eingangshalle hin geriet diese kratzbürstige Besucherin ins Blickfeld. Das Mädchen war groß, sehr schlank, eine auffallend aparte Blondine mit einem blassen zornigen Gesicht.
Jetzt war Svetlanas Neugier erwacht. Dieses Mädchen war viel zu hübsch für eine Hausangestellte: Vielleicht war sie
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