Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Styling deluxe / Roman

Styling deluxe / Roman

Titel: Styling deluxe / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Reid
Vom Netzwerk:
damit Elena nicht bemerkte, wie überaus interessiert sie an dieser Geschichte war.
    »… und dann haben dich Verwandte von ihr großgezogen?«
    »Ja«, kam Elenas Antwort, für Annies Begriffe ein bisschen zu knapp.
    »Weißt du etwas von deinem Vater?«, forschte sie weiter.
    Nach einem verächtlichen Schnauben antwortete Elena: »Mein Vater ist Politiker. Er war achtundvierzig bei meiner Geburt, verheiratet, drei Söhne, ein sehr bedeutender Mann. Bin ich deswegen Geheimnis.«
    »Ach …«
    Annie brachte den Kaffee zum Tisch.
    »Möchtest du auch, Lanie?«, fragte sie ihre Tochter und versuchte flüchtig, sich vorzustellen, wie es wäre, ihr geliebtes Mädchen zweiundzwanzig lange Jahre nicht gesehen zu haben.
    »Ja bitte«, antwortete Lana, den Blick auf Elena geheftet. Sie wollte sich kein Wort entgehen lassen. Elena war eindeutig das Interessanteste, was dieses Haus seit einiger Zeit gesehen hatte.
    »Waren die Leute nett, die dich versorgt haben?«, erkundigte Annie sich.
    »Ja, aber ärgere ich mich immer. Will ich immer wissen: Wer ist meine Mutter? Warum sie hat mich verlassen?«, berichtete Elena, und trotz ihres stockenden Englisch gelang es ihr einigermaßen, ihre Gefühle zu vermitteln.
    »Vielleicht war es schwer für sie …«, setzte Annie an, doch Elena schnaubte nur wieder.
    »Glaube ich, mein Vater zahlt ihr viel, viel Geld, damit sie Baby versteckt und geht weg. Problem gelöst. Und«, Elena trank einen Schluck Kaffee, »jetzt ist sie im Fernsehen? Und mein Vater ist großer, bedeutender Politiker in Ukraine. Könnte ich viel, viel Ärger machen.« Sie lächelte ein bisschen boshaft.
    Jetzt begriff Annie, warum die Elena-Bombe an sie weitergegeben wurde. Weil sie jeden Augenblick losgehen konnte und weil Svetlana auf Anhieb verstanden hatte, dass Elena bei jemandem mit diplomatischem Geschick untergebracht werden musste.
    Wenn jemand langhaarige Frauen, die Rollkragenpullis trugen und seit mehr als dreißig Jahren lange Haare und Rollkragenpullis getragen hatten, obwohl langes Haar und Rollkragenpullis das Letzte auf Erden waren, was zu ihnen passte, taktvoll beraten konnte, dann konnte eine Zweiundzwanzigjährige mit einem verheerenden, international pressetauglichen Familiengeheimnis doch wohl kein Problem darstellen?
    »Svetlana hat mir heute erzählt, dass dein Vater nie für dich bezahlt hat«, tastete Annie sich behutsam vor. Instinktiv wollte sie die Kluft zwischen Elena und ihrer Mutter überbrücken. »Sie selbst hat für deine Pflege bezahlt. Sie hatte drei reiche, bedeutende Ehemänner … Vielleicht hätte sie dich gern kennengelernt, aber sie wollte nicht, dass diese wichtigen Männer von dir erfuhren.«
    »Ha!« Elena zuckte mit den Achseln und schnaubte erneut.
    »Hm, Maschinenbau …« Annie beschloss, zu einem weniger brisanten Thema zu wechseln. »Ich verstehe nichts von Technik, es sei denn, wir reden über BHs und Korsetts.«
    »Mum!«, kreischte Lana, die sich wie gewöhnlich ihrer Mutter wegen genierte.
    »Ja! BH !« Elena zeigte auf ihren eigenen BH , um darauf hinzuweisen, dass sie richtig verstanden hatte. »Steckt viel Technik in gutem BH  – besonders in großem.« Zur Demonstration wölbte sie ihre Hände unter ihrem zarten kleinen Busen.
    Während Annie und Lana noch darüber lachten, hörten sie, wie die Haustür geöffnet wurde. Owens Stimme hallte durch den Flur.
    »Muuum!«, brüllte er. »
Zwei
Säcke haben wir! Zwei von deinen Säcken haben wir, und keiner hat sie angerührt. Kein Mensch hat auch nur reingeguckt. Alles ist noch ordentlich zusammengelegt und riecht wie dein Schrank!«
    Jetzt stand er in der Küchentür und strahlte sie glücklich an.
    Dann bemerkte er Elena und senkte schüchtern den Blick.
    »Tatsächlich?« Annie sprang vom Stuhl auf und rannte zu ihrem Sohn, der einen der Säcke triumphierend in der Hand hielt. Ed stand mit dem zweiten hinter ihm. Owen stellte den Sack auf den Küchenboden und öffnete den Reißverschluss.
    »Ta-taaa!«, machte er, aufgrund der Anwesenheit einer Fremden allerdings ein bisschen gedämpft.
    Annies Herz vollführte einen Hüpfer, als sie drei helle Strickjacken säuberlich gefaltet auf dem Stapel anderer gewaschener, gefalteter und heißgeliebter Sachen sah. Wie Owen gesagt hatte: Vom Inhalt dieses Sacks war kein Teil auch nur berührt worden.
    »Oh, hallo.« Ed hatte Elena am Tisch entdeckt. »Ich bin Ed«, sagte er und winkte ihr zu. Sein Blick wanderte zu Annies Gesicht, und beide zogen die Brauen

Weitere Kostenlose Bücher