Styling deluxe / Roman
können.«
»Schön.«
Annie stieß einen verzweifelten Seufzer aus. Sie hatte nicht mehr viel Hoffnung. Sie wollte jetzt noch die Oxfam-Style-Filiale durchsuchen, dann musste sie nach Hause, um den Gast in Empfang zu nehmen. Ah ja … der Gast. Den konnte sie Ed nicht verschweigen.
Einen Augenblick lang war sie beinahe dankbar für den Verlust ihrer Sachen. Aufgrund dieses Traumas würde Ed es nicht fertig bringen, den Gast abzuweisen.
»Jemand wird in den nächsten ein, zwei Wochen bei uns wohnen«, begann Annie.
»Tatsächlich?«, folgte Eds überrasche Antwort. »Wer?«
»Hm, die Sache ist wirklich streng geheim. Dir kann ich es sagen, aber du darfst es niemandem verraten, auch nicht den Kindern.«
»Was?« Ed war verdutzt. »Wer? Überhaupt – solltest du mir die düsteren Einzelheiten erzählen, wenn es ein so großes Geheimnis ist? Ich könnte versehentlich etwas ausplaudern.«
»Stimmt. Es hat mit Svetlana zu tun …«
»Ach du liebe Zeit!«, kam Eds Reaktion. »Es hat ja immer mit Svetlana zu tun.«
»Eine Verwandte von ihr kommt für eine Weile zu uns.«
»Warum?«, wollte Ed wissen. »Svetlana hat mehr Geld als irgendjemand, den wir kennen. Warum bringt sie sie nicht in einem Hotel unter?«
»Es handelt sich um eine streng geheime Verwandte«, erklärte Annie finster.
»Die Russenmafia, nicht wahr? Wir sollen eine Art Drogenboss in unserem Haus verstecken. Ich finde, du solltest einfach ablehnen, Annie. Ersticke die Pläne im Keim, bevor wir andere Namen annehmen und flüchten müssen!«
»Ed!«, schimpfte Annie lachend. »Es ist nichts dergleichen, ganz und gar nicht.«
Nach dem Gespräch drehten Annies Gedanken sich wieder um Svetlana.
»Was soll das heißen, deine Tochter?!«,
lautete die Frage, die sie Svetlana wohl vier- oder fünfmal gestellt hatte.
Es ergab einfach keinen Sinn. Eine Tochter? Svetlana hatte zwei Söhne. Sie sprach nicht oft von ihnen, aber sie liebte sie. Ihre größte Angst hatte darin bestanden, dass Igor sie ihr im Zuge der Scheidung wegnehmen würde. Aber eine Tochter? Von einer Tochter war nie die Rede gewesen. Und Annie hatte eine Tochter im Teenie-Alter, wahrscheinlich ungefähr im gleichen Alter wie Svetlanas. Hätte Svetlana sich dadurch nicht einmal zu einer Äußerung hinreißen lassen müssen?
»Du hast sie als Säugling zur Adoption freigegeben?«, hatte Annie die Freundin verblüfft gefragt.
»Nein, sie kam zu entfernten Verwandten«, erklärte Svetlana. »Ich war damals Model und hatte Geld, um sie dafür zu bezahlen. Wollte ich sie nicht endgültig aufgeben. Ich dachte, so eines Tages könnte ich zu ihr zurückkommen. Aber …« Svetlana zögerte, bevor sie schuldbewusst eingestand: »Zeitpunkt war nie rrrichtig.«
Natürlich würde Annie das Mädchen bei sich aufnehmen, aber sie war bestürzt über Svetlanas Begründung, warum sie selbst sie nicht zu sich nahm. Schließlich war Svetlana diejenige, die eine Villa in Mayfair besaß.
»Niemand darf von ihr erfahren, bevor ich verheiratet bin mit Harry!«, zischelte Svetlana. »Sonst sagt Igor, habe ich seinen Namen in einen Skandal verwickelt. Ich darf doch keine Geheimnisse haben, Annah! Steht es so in meinem Vertrag … und hat Harry mich vorm Unterschreiben gefragt: Ist da noch was, irgendwas, das Igor wissen müsste? Ist da irgendwas, das könnte dieses Abkommen zunichte machen? Und hab ich ihm nichts von Elena gesagt!«
»Harry liebt dich«, versicherte Annie ihr, »er weiß, dass du dreimal verheiratet warst, er weiß, dass du zweimal ohne einen Penny dagestanden hast, er weiß, dass deine Söhne eines der größten Erdgasfelder der Welt erben werden, er weiß, dass du Miss Ukraine warst … er weiß alles, was du ihm bisher verraten hast, und er liebt dich trotzdem. Also, erzähl ihm von deiner Tochter!«, hatte Annie sie gedrängt. »Er wird dich trotzdem lieben, und er wird dir helfen.«
»Nein. Ich glaube, ist das … ist das zu viel«, beharrte Svetlana. »Bleibt sie bei dir, bis ich es ihm sagen kann.«
Annie war gerade erst nach Hause gekommen und hatte Lana über den zu erwartenden Hausgast informiert, als sie das Dieselmotorgrollen eines schwarzen Taxis auf der Straße hörten.
»Das wird sie sein!« Annie sprang auf. »Komm, nehmen wir sie in Empfang!«
»Wo soll sie schlafen?«, wollte Lana auf dem Weg zur Haustür wissen.
»Vielleicht unten in einem der Zimmer im Kellergeschoss«, schlug Annie vor. »Höchste Zeit, dass wir die entrümpeln!«
Doch sie wusste,
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