Styling deluxe / Roman
und Lana nach Hause gebracht, er hatte eine der reichsten Frauen in Mayfair aufgesucht und ihr die Meinung gesagt, er delegierte sogar den Hundepfützendienst an ihren Sohn.
Annie war beeindruckt.
All das hätte sie selbst erledigen können. Problemlos. Doch was ihr imponierte, war die Tatsache, dass Ed einfach da war und diese Aufgaben übernahm. Er war ihr ebenbürtig. Vielleicht war er im Augenblick sogar ein bisschen überlegener und zupackender.
Und beeindruckend war auch, dass sie die Machtverhältnisse so untereinander ausbalancierten, indem sie wie zwei Seiltänzer mit Stangen ständig winzige Verlagerungen und Korrekturen vornahmen. Das war zudem überaus sexy.
Annie gefiel es ganz gut, dass Ed in den Augen anderer Leute vielleicht zu nett, zu schmusig und zu schwach erschien, aber in Wirklichkeit einen Kern innerer Stärke besaß. Er war ein aufrechter Mensch. Hundertprozentig. Er würde niemanden je enttäuschen.
»Danke«, sagte Annie, legte ihre Arme um Eds Taille und zog ihn an sich. »Ich glaube, wir sollten heute Abend nicht wegfahren.«
»Nein«, pflichtete er ihr bei.
»Ich muss jetzt nach oben und nach Lana sehen.«
»Ja.«
Kaum hatte Annie Lanas Schlafzimmer betreten, war ihr klar, dass ihre Tochter bitter bereute.
Sie saß auf ihrem Bett. Sie hatte ihr Bustier und die Leggings nicht ausgezogen, sondern sich nur eine Decke um die Schultern gelegt, und sie sah verängstigt und traurig aus.
Annies Gardinenpredigt war also überflüssig. Sie musste Lana lediglich in den Arm nehmen und sie eindringlich an die Regeln zum Selbstschutz erinnern. Und das tat sie, ganz sanft.
Tränen quollen aus Lanas Augenwinkeln, als sie zu Annie sagte: »Es tut mir leid, okay? So etwas mache ich nie, nie wieder!«
»Doch, das tust du«, Annie drückte sie an sich und konnte ein Auflachen nicht unterdrücken, »und dann sind wir für dich da. Um dich abzuholen und dir aus der Patsche zu helfen. Aber du solltest in Zukunft lieber die Finger von Zigaretten lassen, oder ich hacke dir die Hände ab!«, warnte sie.
»Danke.« Lana schniefte und barg ihr Gesicht an Annies Schulter. »Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn Dad nicht gekommen wäre …«
In dem Moment, als Annie vor Verblüffung über Lanas Versprecher nach Luft schnappte, berichtigte Lana sich auch schon. »Ed, wollte ich sagen«, fügte sie rasch hinzu, und in ihrer Stimme klang ein Schluchzen mit. »Natürlich meinte ich Ed.«
Annie streichelte Lanas Rücken unter der Wolldecke und spürte einen Kloß im Hals.
»Du bist alt genug, um es selbst zu wissen, Schatz …«, begann sie und schluckte verkrampft. »Du bist alt genug, um zu wissen, dass du einen wunderbaren Dad hattest, der dich wie wahnsinnig geliebt hat und es für dich mit jedem aufgenommen hätte … Aber es ist völlig in Ordnung, wenn du Ed jetzt als deinen Dad betrachtest. Er hat es verdient. Und es nimmt deinem richtigen Dad nichts weg – überhaupt nichts.«
Annie spürte jetzt selbst Tränen in den Augen. Sie hatte das Gefühl, als würde sie sich in Verpflichtungen stürzen, die zu übernehmen sie noch nicht beschlossen hatte. Irgendwo hatte irgendjemand in ihrem Inneren ohne Vorwarnung eine Bremse gelöst.
Urplötzlich war sie sicher, dass sie Ed heiraten und die amtlichen Papiere unterzeichnen würde, die ihn zum legalen Stiefvater ihrer Kinder machten. Vielleicht würde sie ab heute Abend sogar ihr Diaphragma in den Müll werfen, Liebe ohne Netz und doppelten Boden machen und schwanger von Ed werden. Dann würde er endlich das sein, was er sich immer noch ersehnte: ein richtiger Vater.
»Sag ›Dad‹ zu Ed«, flüsterte Annie ihrer Tochter ins Haar, »es wird ihn überglücklich machen.«
In diesem Moment klopfte es an der Tür, und Ed sah ins Zimmer. »Alles in Ordnung?«, fragte er besorgt.
»Alles klar«, antwortete Annie. »Komm her!«, verlangte sie sanft.
Ed setzte sich auf die Bettkante und legte wie Annie den Arm um Lanas Schultern »Geht’s dir besser?«, erkundigte er sich.
Zu seiner Überraschung schlang Lana beide Arme um seinen Nacken, lehnte ihren Kopf an seine Schulter und schluchzte leise. »Es tut mir leid … danke …
Dad.
« Zaghaft flüsterte sie das Wort, als wollte sie es ausprobieren. Als wollte sie sich vergewissern, dass es in Ordnung war.
Ed schloss sie beschützend in seine Arme und gab ihr einen Kuss aufs Haar. Als er den Blick zu Annie hob, sah sie, dass seine Augen in Tränen schwammen.
» DINAH ! ED ! HILFE !«
Der
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