Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Styling deluxe / Roman

Styling deluxe / Roman

Titel: Styling deluxe / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Reid
Vom Netzwerk:
die Annie und Ed schließlich überredete, ihre Sachen zu packen und loszufahren.
    »Wenn ihr euer besonderes Urlaubswochenende jetzt wegen mir ausfallen lasst, habe ich ein schlechtes Gewissen«, beteuerte sie. »Fahrt nur! Mir fehlt nichts. Mir fehlt absolut nichts, und ich werde Dinah aufs Wort gehorchen. Ihr fahrt jetzt los, oder ich werde mir das nie verzeihen!«
    »Aber es ist schon fast neun Uhr abends!«, gab Annie zu bedenken.
    »Ihr verpasst das Abendessen, aber wenn ihr aufwacht, gibt es Frühstück im Bett«, lockte Dinah.
    Also hatten Annie und Ed schließlich doch eingewilligt und krochen jetzt den immer noch vom Freitagabendverkehr verstopften M25 entlang. Hinten im Jeep war ihr Gepäck untergebracht, plus Dave, der ausnahmsweise mal auf einem Kauknochen kaute.
     
    Annie saß am Steuer und lenkte den Jeep mit Charme, aber auch rastlos und entschlossen, sich immer wieder ein paar kostbare Meter vorzudrängeln. Ed saß auf dem Beifahrersitz und stellte aus Tausenden von auserlesenen Songs auf seinem iPod die Begleitmusik zusammen.
    Nachdem sie die Fahrt nun endlich angetreten hatten, machte sich angemessene Begeisterung breit. In den zweieinhalb Jahren ihres Zusammenseins war es das erste Mal, dass es ihnen gelang, allein zu zweit zu verreisen. Und um ein Haar wäre es nicht dazu gekommen.
    Als Annie schalten musste, streifte Ed ihre Hand. »Ich liebe dich«, sagte er beiläufig, »auch wenn dein Fahrstil mich in Angst und Schrecken versetzt.«
    »Ich liebe dich auch«, gab sie zurück und löste den Blick flüchtig von der Straße vor ihr, »auch wenn du einen abartigen Musikgeschmack hast.«
    »Habe ich nicht!«, wehrte er sich. »Ich versuche lediglich, eine Disco-Queen musikalisch weiterzubilden!«
    Das war seine Lieblingsbeleidigung, wenn es um Annies Musikvorlieben ging. Sie selbst war die Erste, die zugab, dass ihr Musikgeschmack dem einer tuntigen männlichen Diva sehr nahekam.
    »Connor ist schuld«, verteidigte sie sich. »Ich war zu oft mit ihm im Heaven. Du weißt schon, dieser schwule Nachtclub«, fügte sie erklärend hinzu.
    »Was hattest du denn davon?«, wunderte Ed sich.
    »Ach, ich habe mich nur umgesehen«, antwortete sie und zog eine Braue hoch. »Ich befand mich in der Rekonvaleszenz, brauchte nicht anzufassen oder angefasst zu werden.«
    »Aber jetzt ist das alles anders«, meinte er und streichelte die Innenseite ihres Handgelenks.
    »Ja«, versicherte sie, als ob er die Bestätigung gebraucht hätte.
    Der Jeep hatte den M25 endlich hinter sich; Annie steuerte ihn über die Auffahrt zum M40. Die Autobahn vor ihnen war bedeutend weniger befahren; die breiten Fahrspuren luden dazu ein, hochzuschalten und Gas zu geben.
    Sie wechselte auf die Überholspur und hörte das durchdringende Aufjaulen des Motors beim Beschleunigen.
    Ed wechselte entsprechend die Musik, und als die Tachonadel sich einhundertzwanzig Stundenkilometern näherte, dröhnte grobsinnlicher Rock ’n’ Roll aus den Lautsprechern.
    »Das ist toll!«, schrie Annie, um die Musik zu übertönen.
    Sie wandte den Kopf und sah urplötzlich Überraschung in seiner Miene.
    »Was ist los?«, rief sie, den Blick wieder auf die Straße vor sich gerichtet. Was hatte er gesehen und sie nicht? Instinktiv trat sie auf die Bremse.
    »Annie, geh vom Gas! Zieh links rüber!«, wies er sie eindringlich an und zeigte nach vorn.
    Sie bremste und wechselte stark beunruhigt auf die mittlere Spur. »Was ist los?«, wiederholte sie.
    Dann sah sie es.
    Von Eds Ecke der Frontscheibe aus breiteten sich wie ein riesiges Spinnennetz silbrige Risse aus. Rasend schnell drohten sie die gesamte Scheibe zu überziehen. In ein, zwei Sekunden würde Annie nichts mehr sehen, und dann würde womöglich die ganze Windschutzscheibe in sich und über sie beide zusammenfallen.
    » SCHEISSE !«, brüllte sie, unüberhörbar von Angst gepackt.
    »Lenk auf den Standstreifen! Die linke Spur ist frei«, forderte Ed sie auf und drehte sich zum Heckfenster um, um sicherzugehen, dass sie kein anderes Fahrzeug streifte.
    Annie schaltete die Warnblinkleuchte ein, trat auf die Bremse, schaltete herunter und wechselte auf die linke Spur, dann auf den Standstreifen. In dem Moment, als das Spinnennetz vor ihren Augen auftauchte und silberne Funken und Splitter ihre Sicht behinderten und die Straße verschwinden ließen, trat sie auf die Bremse.
    Als der Jeep schließlich stand, bestand die Frontscheibe aus einem Mosaik kleiner undurchsichtiger Glasstückchen, und

Weitere Kostenlose Bücher