Styling deluxe / Roman
abgesehen von dem grellen Licht vorbeifahrender Autos, war nichts mehr zu erkennen.
Einen Moment lang saßen sie in fassungslosem Schweigen da und spürten das Hämmern ihrer Herzen.
»Verdammt«, brachte Annie schließlich heraus, »das war knapp!«
Sie sahen einander an, und die Erleichterung nahm den Druck von ihrer Brust.
Annie wusste nicht recht, ob sie lachen oder weinen sollte.
»Gut gemacht!«, sagte Ed leise. »Du warst großartig.«
Sie neigte sich ihm zu, und sie umarmten sich über die Handbremse hinweg.
»Ich nehme an, du bist nicht dazu gekommen, den Knacks in der Frontscheibe reparieren zu lassen?«, fragte Ed dann.
»Nein.«
Eng aneinandergeschmiegt lachten sie vor Erleichterung.
»Hast du deine Mitgliedschaft im Automobilclub verlängert?«, erkundigte Annie sich als Nächstes.
»Ach du Scheiße!«, flüsterte Ed.
Nach einer langen Wartezeit und zahlreichen Anrufen kam ein Mann im gelben Kombi. Er erklärte, dass er sie aufgrund der späten Stunde und des schwergewichtigen Fahrzeugs nur zur nächsten Stadt mit Autoglas-Reparatur-Service abschleppen konnte.
»Die helfen Ihnen morgen früh«, sagte er.
»Morgen früh?«, keuchte Annie. »Wir können nicht bis morgen früh warten. Wir haben ein Hotelzimmer gebucht … in den Cotswolds.«
Der Fahrer hatte gelacht. Er hatte sie tatsächlich ausgelacht!
Annie hatte sich gerade erst halbwegs damit abgefunden, dass sie ihr Fünf-Gänge-Menü im Lullworth verpasst hatten, aber die Vorstellung, auf die ganze Nacht verzichten zu müssen … Sie hatte die Website des Hotels aufgesucht, hatte den Ausblick vom Balkon ihres Zimmers gesehen! Was auch immer Bryan, Dinahs Mann, für dieses Hotel getan hatte, es wurde ihm ordentlich vergütet. In ihrem Zimmer stand ein weißes Himmelbett, Emperor Size … und dazu gehörte ein Bad in weißem Marmor mit Dampfdusche!
In knapp einer Stunde brach Eds Geburtstag an, und sie standen immer noch auf dem Seitenstreifen meilenweit vom Lullworth Hotel entfernt und warteten darauf, dass der Abschleppdienst sie nach Reading brachte.
Es war fast Mitternacht, als sie auf den Parkplatz vom King’s Head fuhren. Annie hatte das Gefühl, dass diese Unterkunft nicht annähernd so luxuriös wie das Lullworth war. Es handelte sich um eine laute unpersönliche Bar mit Gästezimmern im Obergeschoss. Ein paar Frauen in engen Kleidern und Federkopfschmuck drängten sich rauchend auf dem Parkplatz zusammen.
Ed warf sich seine Reisetasche über die Schulter, griff mit der Linken nach Annies Gepäck und mit der anderen nach ihrer Hand und Daves Leine.
»Komm!« Auf dem Weg zur Rezeption grinste er sie an. »Was ist aus deiner Abenteuerlust geworden? Bilde dir einfach ein, wir wären zusammen durchgebrannt«, fügte er im Flüsterton hinzu, »wir haben eine Affäre, und unsere Partner wissen nichts davon.«
»Aber du musstest deinen Hund mitnehmen. Genau«, murrte Annie.
Die Tür öffnete sich zu einer Lobby mit glänzenden vergilbten Prägetapeten und gelbem Teppichboden von der hässlichsten Sorte.
Als sie sich eingetragen und den Schlüssel erhalten hatten, führte man sie eine braun-gelbe Treppe zu ihrem Zimmer hinauf.
Ed öffnete die Tür, tastete nach dem Schalter und machte Licht, nur um das grässlichste Hotelzimmer dem Blick freizugeben, das Annie je gesehen hatte. Es wies den gleichen braun-gelb gemusterten Teppichboden auf wie der Flur, die Wände waren vor Jahren mit cremefarbenem und braunem Blümchenmuster tapeziert worden, und das kleine schwindsüchtig aussehende Doppelbett zierte eine orangefarbene Candlewick-Tagesdecke.
Es roch nach Rauch und Schweiß.
»Oh nein!«, stöhnte Annie auf und stellte sich die grausigen klammen Polyesterlaken unter der Tagesdecke vor. »Das kann ich nicht! Ich kann hier nicht schlafen, Schätzchen. Ich glaube, ich schlafe lieber im Jeep.«
»Annie«, Ed legte den Arm um ihre Taille, »alles wird gut!«
Er ging zum Bett und schaltete die Nachttischlampe ein, eine kleine Lampe mit orangefarbenen Fransen. Dann kam er zurück und löschte das Deckenlicht, so dass das Zimmer wenigstens nicht mehr so grell ausgeleuchtet war.
Obwohl Annie noch immer restlos unüberzeugt an der Tür stand, streckte Ed sich auf dem Bett aus – woraufhin es beängstigend wippte und knarrte – und verkündete grinsend: »Ich habe eine Flasche Sekt in meiner Tasche. Ich bin hier mit der Frau, die ich liebe.«
»Und mit deinem Hund.«
»Die Situation ist überaus erotisch«, schnurrte
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