Styling deluxe / Roman
Wahrscheinlicher aber war nach Eds Vermutung, dass sie lediglich faulenzte und sich von irgendeinem dienstbaren Geist die Nägel maniküren ließ oder so.
Sie wirkte verstimmt, gelinde gesagt.
»Was wollt ihr?«, erkundigte sie sich drängend und sah von Elena zu Ed und wieder zurück. »Jetzt nicht! Und nicht hier!«, verlangte sie.
»Doch«, widersprach Ed, »jetzt und hier!«
Mit bemüht leiser und beherrschter Stimme erläuterte er knapp: »Elena kann nicht bei uns bleiben. Sie will auch gar nicht bei uns bleiben. Wir haben eine sechzehnjährige Tochter. Ich habe sie gerade angetrunken und kurz vorm Erbrechen mit deiner Tochter und einem Haufen zwielichtiger Männer in einer Bar aufgefunden.«
Als Svetlana sich nicht dazu äußerte, fuhr Ed fort: »Mit deiner Tochter Elena, die übrigens überlegt, ob sie Tänzerin werden will – Nachtclub-Tänzerin. Ist dir denn völlig schnuppe, was aus ihr wird?«, bohrte er. »Interessiert es dich nicht? Willst du ihr überhaupt nicht helfen?
Sie ist nicht mein Problem«, fuhr Ed fort und wand sich innerlich bei diesen Worten, denn es war nicht seine Art, junge Menschen, die Hilfe brauchten, im Stich zu lassen, aber irgendwie musste er an Svetlana herankommen. »Sie ist dein Problem. Kümmere du dich um sie!«
Noch nie hatte jemand so mit Svetlana gesprochen. Alle sagten immer genau das, was sie hören wollte. Und wenn sie etwas zu sagen hatten, das sie nicht hören wollte, dann ließen sie es ihr durch einen Anwalt per Fax übermitteln.
Sie schnappte schockiert nach Luft und überlegte, welche Drohungen sie Ed entgegenschleudern könnte. Doch ihr fiel nichts Brauchbares ein. Er arbeitete nicht für sie. Er brauchte nichts von ihr. Sie konnte ihm in keiner Weise von Nutzen sein. Er und Annie hatten ihre Tochter aus reiner Gefälligkeit aufgenommen! Sie hatte sie nicht in der Hand.
Noch einmal rang sie nach Luft – dieses Mal, weil sie hörte, wie oben eine Tür geöffnet wurde und jemand eilig die Treppe hinunterkam.
Jetzt tauchte in nachlässig geordneter Kleidung Harry hinter ihnen in der Eingangshalle auf.
»Was zum Kuckuck ist hier los?«, wollte er wissen.
Zuerst sah er Ed auf der Türschwelle, dann fiel sein Blick auf Elena. Mit ihrem hellen Teint, dem blonden Haar, der stolzen aufrechten Haltung und den hellgrauen trotzigen Augen hätte sie sich die Worte, die jetzt von ihren Lippen kamen, beinahe sparen können.
»Hallo, ich bin Elena. Ich bin Svetlanas Tochter.«
[home]
34.
Annie, reisefertig:
Pinkfarbener Seidenrock (Oscar la Renta, Ausverkauf bei
The Store
)
Weiße Bluse (Gap)
Halterlose Netzstrümpfe in Beige (Pretty Polly)
Wildlederstiefel in Beige (Jimmy Choo, per eBay)
Regenmantel in Beige (Valentino, per eBay)
Geschätzte Gesamtkosten: 420 £
»Du bist alt genug, um es selbst zu wissen.«
N ein! Du wirst doch nicht?! Hat sie tatsächlich?! Und dann?«
Die Nachricht von Elenas Ablieferung war so aufregend, dass Annie die ausführliche Gardinenpredigt, die sie Lana halten wollte, verschieben musste. Und überhaupt, ein einziger Blick in Lanas blasses, zerknirschtes Gesicht, als sie sich zur Haustür hereindrückte, hatte Annie verraten, dass alle Vorhaltungen sich womöglich erübrigten.
»Ich gehe in mein Zimmer und ziehe mich um«, hatte Lana kleinlaut verkündet und es Ed überlassen, die Svetlana-Geschichte zu Ende zu erzählen.
»Harry stürzte davon«, fuhr Ed fort, »ohne ein weiteres Wort … ohne auch nur seine Schuhe zuzubinden! Dann ging Elena ins Haus, und mehr kann ich nicht berichten. Sie hat mir die Tür vor der Nase zugeschlagen!«
»Ach du liebe Zeit, ich muss sie anrufen!« Annie griff nach ihrem Handy, doch Ed legte ihr seine Hand auf den Arm.
»Nein, musst du nicht«, protestierte er. »Lass sie doch einfach in Ruhe! Soll sie ihre Probleme ausnahmsweise mal selbst lösen. Owen!« Die Lache beim Hundekörbchen hatte Eds Aufmerksamkeit auf sich gezogen. »Du hast Dave nicht rausgelassen! Jetzt hat er eine Pfütze gemacht, und du wischst sie auf, mein Junge!« Er fügte hinzu: »Manche Dinge muss man auf die harte Tour lernen.«
»Schschsch!«, mahnte Annie. »Owen hat selbst einiges hinter sich.«
Owen seufzte, erhob sich aber vom Sofa.
»Der Besitz eines Hundes bringt Verantwortung mit sich, mein Freund«, bemerkte Ed und klopfte ihm im Vorübergehen auf die Schulter.
Annie suchte den Blick ihres Partners. Er hatte ihre Tochter aufgespürt, sich über die Bedrohung durch Schlägertypen hinweggesetzt
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