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STYX - Fluss der Toten (German Edition)

STYX - Fluss der Toten (German Edition)

Titel: STYX - Fluss der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ist das?«
    »Eine Einladung, Signora .«
    Erstaunt schaute sie ihn an. »Eine Einladung? Aber von wem?« Sie öffnete den Umschlag, holte eine Karte heraus und begann zu lesen: »Graf Vittorio di Ferroni lädt Sie hiermit zu seinem Maskenball in seinen Palazzo am Canal Grande ein.«
    Verwundert schüttelte sie den Kopf. »Ich verstehe nicht. Ein Graf Ferroni ist mir vollkommen unbekannt. Wieso sollte er mich einladen? Liegt hier möglicherweise eine Verwechslung vor?«
    » No, Signora «, entgegnete der Fremde. »Mein erlauchter Herr hat mir den Auftrag erteilt, nach einer Person Ausschau zu halten, die mir nobel und distinguiert erscheint. Dann soll ich ihr die Einladung überreichen und sie zum Palazzo bringen.«
    »Aber das ist doch verrückt«, entfuhr es Natalie.
    »Durchaus nicht. Es ist eine alte Tradition, die mein Herr schon seit etlichen Jahren pflegt. Und ich versichere Ihnen, dass seine Absichten ausschließlich ehrenvoller Natur sind. Sie haben nichts zu befürchten.«
    Natalie zögerte noch immer. Irgendwie kam ihr die ganze Situation seltsam vor. Aber war sie nicht nach Venedig gekommen, um etwas Abenteuerliches zu erleben?
    »Okay«, sagte sie. »Ich nehme die Einladung an.«
    »Mein Herr wird erfreut sein.«
*
    Lautlos trug die Privatgondel des Grafen Natalie und den Fremden durch die anbrechende Dunkelheit. Der Palazzo, auf den sie zusteuerten, stammte aus dem 16. Jahrhundert und sah entsetzlich heruntergekommen aus. Die Mauern bestanden aus dunklen wuchtigen Feldsteinen, die mit Moosflechten überwuchert waren.
    Das verwinkelte Gebäude wirkte auf befremdliche Art verwirrend. Es gab zahlreiche Vorsprünge und Anbauten. Hier und da ragten aus dem spitzwinkligen Dach schlanke hohe Schornsteine hervor. Natalie spürte die ungeheure Traurigkeit, die in diesen Mauern wohnte. Jeder Stein schien von Tausenden unerfüllter Wünsche zu erzählen.
    Als die junge Frau den Palazzo betrat, wurde sie vom Hausherrn freundlich mit einem Handkuss begrüßt. Er trug ein Kostüm aus dunklem Satin und einen roten Umhang. Sein Gesicht wurde von einer goldenen Maske verdeckt.
    »Mein Name ist Graf Vittorio di Ferroni«, sagte er. »Und mit wem habe ich das Vergnügen?«
    »Natalie… Natalie Uhlen.«
    »Es ist mir eine Ehre, Signora . Darf ich Sie bitten, mich zu begleiten?«
    Er fasste sie vorsichtig unterhalb des Ellenbogens an und führte sie mit sich. Dieser Mann war sehr zuvorkommend, erkannte Natalie, aber auf eine Art, die jeder Frau gefallen musste. Irgendwie rührend , dachte sie und warf einen Blick in den großen Spiegel auf der linken Seite. Sie wusste, wie gut sie aussah. Ihr Kleid war so einfach, dass es hinreißend extravagant wirkte. Jeder männliche Gast, der sich auf dem Ball befand, würde sie anstarren. Ebenso die Frauen, aber aus gegenteiligen Motiven.
    Der festlich dekorierte Saal wurde von einigen Hundert Kerzen illuminiert. Auf der rechten Seite befand sich ein Buffet mit erlesenen Speisen und Getränken. Etwa zwanzig Pärchen waren in dem Raum versammelt. Ihre bunten, fantasievollen Kostüme glitzerten und funkelten. Die Gesichter waren hinter Masken verborgen. Als Natalie und der Graf eintraten, wurden sie von den Anwesenden stumm fixiert.
    »Meine lieben Freunde«, sagte Vittorio. »Jetzt, da unser Ehrengast eingetroffen ist, kann unser kleines Fest beginnen.« Tosender Beifall folgte, nachdem der Graf seine kurze Ansprache beendet hatte. »Ich bitte, es mir nachzumachen!« rief er und gab ein Zeichen.
    Musik brandete auf. Die vertrauten Klänge des Kaiserwalzers, obwohl bereits zu oft gespielt und an diesem Ort und zu dieser Stunde schon fast kitschig, erfüllten den Saal und hallten mühelos bis zum Canal Grande jenseits der Mauern hinüber. Woher die Musik kam, ließ sich nicht feststellen. Nirgendwo gab es eine Hi-Fi-Anlage oder eine Kapelle. Allerdings hatte Natalie auch keine Gelegenheit, lange darüber nachzudenken. Der Graf di Ferroni forderte sie auf, und die anderen Paare begannen ebenfalls zu tanzen. Nach kurzer Zeit hatte die junge Frau einen Großteil ihrer Nervosität verloren. Kerzenlicht und Musik bildeten die Bestandteile einer romantischen Umgebung. Der Graf bemühte sich um seine Tanzpartnerin, flirtete, zeigte sich von der charmantesten Seite und erzählte Geschichten. Immer wieder übertönten die Klänge der Musik lautes Gelächter. Die Speisen dufteten mit den Getränken um die Wette, die Gerüche der teuren Parfüms vermischten sich.
    »Hätte nicht gedacht, dass man

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