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STYX - Fluss der Toten (German Edition)

STYX - Fluss der Toten (German Edition)

Titel: STYX - Fluss der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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der Realität errichtet haben. So halten wir sie fern, seit Ewigkeiten schon. Verbannen jene Wesen an den ausgefransten Rand des Daseins. Dort lauern sie, wie Haie in seichtem Gewässer, und holen sich jene, die sich zu weit hinauswagen: Die Verrückten, die Wahnsinnigen, jene, die gerade geboren werden und jene, die im Sterben begriffen sind. Dort an diesen Ufern am Rande des Daseins war ich und habe den Träger des Lichtes gesehen. Und sie ... sie haben mir zugeflüstert, dass er mich holen wird ... irgendwann.«
    Er deutete zuerst auf sich selbst und dann auf mich. »Menschen wie wir sind es, die sie wollen, denn wir haben den sicheren Strand verlassen und sind ins tiefe Wasser hinausgewatet, haben uns herbeilocken lassen.«
    Seufzend lehnte er sich zurück, einen dünnen Schweißfilm im Gesicht. Nun konnte ich die Dunkelheit ins Jacks Gesicht sehen.
    »Was auch immer mich dort unten in der Höhle gepackt hatte, verschwand allmählich aus mir; zog sich Schritt für Schritt zurück, jedoch äußerst widerwillig. Ich konnte spüren, wie sie sich an mich klammerten, wie sie versuchten, mich zu halten und schlussendlich kreischend kapitulierten. Zusammengekauert wie ein scheues Kitz kam ich auf der Waldlichtung zu mir. Stunden mussten seitdem vergangen sein. Ich war alleine, fror erbärmlich und hatte schreckliche Angst. Meine Begleiter waren nirgendwo zu sehen. Was aus ihnen geworden sein mag, weiß ich bis heute nicht. Vielleicht zog sie dieselbe Kraft in die Höhle hinunter und sie fanden nicht mehr herauf. Es könnte auch eine Falle für mich gewesen sein. Wie dem auch sei – seit jener Zeit trage ich viele dunkle Geheimnisse mit mir herum. Ich habe mein Buch schreiben können. Ein sehr erfolgreiches Buch, wie du sicher weißt. Aber mein Leben wurde zerstört!«
    Er schien mit seiner Erzählung am Ende und setzte sich wieder in den Sessel. Mit schwirrendem Kopf nahm ich all meinen verbliebenen Mut zusammen (und das war wirklich nicht mehr viel) und stellte die Frage, die mir schon seit geraumer Zeit auf der Zunge brannte: Warum er sich denn nun noch ängstigte? Ich sah ihm fest in die Augen und erklärte im Brustton der Überzeugung, dass ihm diese Leute ganz gewiss einen üblen Streich gespielt hatten. Schließlich gab es sehr wohl Substanzen, die in der Lage waren, solch lebendige Halluzinationen hervorzurufen und keine davon hatte auch nur das Geringste mit dem Übernatürlichen zu tun. Rückblickend war ich wie ein Kind, das bei einem Gewitter im See schwamm und dabei einem anderen Kind zu erklären versuchte, warum die Blitze auf keinen Fall – niemals und unter keinen Umständen gerade jetzt – ins Wasser schlagen konnten. Ich beendete meinen kleinen, überheblichen Vortrag mit der Anmerkung, dass, wenn er wirklich in jener Höhle gewesen wäre, er wohl nicht wieder auf der Lichtung hätte erwachen können.
    Zitternd saß er da, beide Hände vor dem Gesicht, nur eine kleine Ritze freilassend, damit er mich sehen konnte, und schüttelte den Kopf.
    »Nein, nein! Der Träger des Lichts, des Todeslichts, eilt schon umher auf Erden. Du kennst mein dunkelstes und grausamstes Geheimnis noch nicht. Ich habe dir erzählt, dass die Dunkelheit von mir abfiel und wie sie sich dagegen wehrte, doch das ist nur die halbe Wahrheit.«
    Er schluckte schwer. »Es gibt einen Ort von dem sie nie gewichen ist, wo sie sich eingenistet hat und gedeiht!«
    Bedeutungsschwer blickte er mich an und deutete auf sein Herz. Nie in meinem Leben lief mir je ein solcher Schauer über den Rücken und lieber würde ich mich vierteilen lassen, als diesen Augenblick noch einmal erleben zu müssen. Meine Reaktion mit einem Seufzer quittierend fuhr er fort: »Dort lebt sie weiter, denn wer einmal mit dieser Dunkelheit in Berührung kam, wird sie nie wieder los. Und deshalb weiß ich, dass er gekommen ist. Eines Nachts, nach dieser seltsamen Begebenheit, erwachte ich schweißgebadet aus traumlosem Schlaf. Irritiert setzte ich mich auf, wusste nicht einzuordnen, was gerade mit mir geschah. Weder ein Albtraum noch ein Geräusch im Haus hatte mich geweckt. Bis ich auf meine Brust blickte. Dort war sie, die pulsierende Dunkelheit. Selbst im finsteren Schlafzimmer war sie tausendmal intensiver als die Schwärze der Nacht. Und ich spürte, wie der Lichtträger das Portal öffnete und durch die Wand stieg, hinüber in unsere Welt. Die Dunkelheit in meinem Herzen ist eine Verbindung – und mein Untergang. Durch sie wird er mich finden, es gibt keine

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