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STYX - Fluss der Toten (German Edition)

STYX - Fluss der Toten (German Edition)

Titel: STYX - Fluss der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mehr besucht hatte. Ich versuchte, das Licht anzumachen, fand jedoch den Schalter nicht. Also stieg ich blind eine Treppe hinauf. Unsicheren Schrittes erreichte ich das obere Ende und ging weiter durch mein Kinderzimmer, durch das man ins Elternschlafzimmer gelangte. Dort angekommen versuchte ich wieder Licht anzumachen, doch eine innere Stimme warnte mich davor und ich wusste, wenn ich es tat, würde ich Dinge sehen, die nie gesehen werden durften. Dennoch griff ich nach dem Schalter und ... erwachte schweißgebadet.
    Noch immer das laute Pochen meines Herzens im Ohr, fragte ich mich, was der Sinn dieses Traumes gewesen sein mochte. Viele Jahre war ich nicht mehr in diesem Haus gewesen. Meine Familie war lange vor meiner Volljährigkeit dort ausgezogen, dennoch hatte ich mich in dem Traum an jede Einzelheit erinnern können. Selbst an Details, die mein erwachsenes Ich längst vergessen hatte.
    Mit Entsetzen wurde mir klar, dass es nicht mein Herz war, welches ich da pochen gehört hatte, sondern Jack an der Tür. Mit nackter Panik in der Stimme rief er um Hilfe, flehte mich an, ihm zu öffnen. Vor den Fenstern tobte ein wilder Sturm. Ich sah ganze Äste im Mondlicht umherwirbeln, Millionen von Blättern, die vom Wind hin und her geschleudert wurden und immer wieder... Jacks heisere Schreie.
    Wütend erhob ich mich aus meinem Bett, stellte die Nachttischlampe an und suchte nach meinen Pantoffeln.
    Jedoch blieb mir nicht mehr genug Zeit die Tür zu erreichen und Jack die Meinung zu sagen, wie es mein Plan gewesen war. Auf halbem Weg ging das Licht im Zimmer mit einem kurzen Flackern aus. Wie von Geisterhand erlosch auch der Lichtschein der Straßenlaternen und selbst der Mond schien dunkler zu werden. Jack verstummte abrupt. Schwere Schritte, Trauerglocken gleich, hallten die Treppe hinauf. Jemand kam! Wie gebannt starrte ich auf die Wand. Nur wenige Zentimeter zwischen mir und meinem Hausgenossen und doch schienen wir Welten voneinander entfernt zu sein, fast so, als wäre er schon hinter dem Spiegel. Ich weiß nicht, ob ich etwas hätte ändern können, selbst wenn ich eingeschritten wäre, doch ich blieb stehen und blickte durch die Wand –tatsächlich durch die Wand. Jack stand auf der anderen Seite des Spiegels und ich konnte ihn sehen, sollte ihn sehen.
    Es war der Lichtträger, der da kam. Jack folgte ihm mit seinen Blicken, wie ein Frosch, der mit einer Taschenlampe angeleuchtet wurde. Der Fremde war ein Jüngling, keinen Tag älter als siebzehn, doch seine Kleidung war unverwechselbar. Eine schwarze, lange Kutte, die leicht über den Boden streifte und eine Kapuze, die er weit in sein Gesicht hineingezogen hatte. Lange, dünne Finger blitzen unter den Ärmeln hervor. Wie Spinnenbeine , dachte ich.
    In der linken Hand, fest umklammert, hielt er eine alte Bergmannslampe. Sie hing an einer rostigen Kette und schaukelte mit jedem seiner Schritte. Durch die schmutzigen Bullaugen der Lampe flackerte der Schein einer Kerze. Es war jedoch kein normales Licht. In einem bläulich-violetten Schein funkelnd, der mir in den Augen brannte, fraß es sich förmlich durch das Gewebe der Wirklichkeit hindurch. Es bereitete mir physische Schmerzen und doch konnte ich mein Gesicht nicht abwenden. Ich war wie hypnotisiert. Langsam zersetzte der Schein des Lichtträgers die Realität, löste mein Haus um uns herum allmählich auf. Eine andere Wirklichkeit begann darunter hervorzuschimmern, so als wäre dies alles nur eine Bleistiftzeichnung über einem Bild gewesen. Und der Lichtträger radierte sie unbarmherzig hinfort. Ich wusste sofort wo wir waren. Am Ufer des Flusses, den Jack mir in jener schicksalsträchtigen Nacht beschrieben hatte. Die Höhle war in der Tat unendlich, alleine bei diesem Anblick wurde mir schwindlig. Eines hatte er jedoch vergessen zu erwähnen: Das unerträgliche Kratzen von Fingernägeln auf Fels. Unaufhörlich hallte dieses Schrecklichste aller Geräusche von den Felsen wider. Es waren die Gefangenen, die vergeblich versuchten, sich aus dem Fels zu graben. Ihr Anblick bereitete mir tiefste Verzweiflung und ich verstand, wieso Jack den Lichtbringer als Verräter bezeichnet hatte. Mit einem Schlag wurde mir alles klar. Er war der Fährmann gewesen und dies sein Fluss, jene dunklen Wasser namens Styx. Sein Boot lag immer noch träge in der öligen Flüssigkeit. Eigentlich viel zu tief. Ich sah genauer hin und erkannte wieso: Goldmünzen stapelten sich darauf. Der Obolus war entrichtet worden, aber niemand

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