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STYX - Fluss der Toten (German Edition)

STYX - Fluss der Toten (German Edition)

Titel: STYX - Fluss der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gelbe Frucht schien zum Greifen nah. Doch in dem Moment, als ich die pelzige Oberfläche der gelben Knolle berühren wollte, schien ein Ruck durch die Pflanze zu gehen. Mit Erschrecken sah ich, wie sich sämtliche Äste aufstellten und mich wie Schlangen gierig ansahen, zum Angriff bereit.
    Dann fuhren sie auf mich herab.
    Mit aller Kraft versuchten sie, mich von ihrem gelben Kern fortzuschieben.
    Doch so leicht ließ ich mich nicht abschütteln. Ich setzte mein ganzes Gewicht gegen die grünen Äste. Zentimeter für Zentimeter arbeitete ich mich weiter an die Frucht heran. Meine Arme brannten. Langsam aber sicher hinterließen die Fänge der Pflanze rote Spuren auf meinen Armen. Sie schienen eine Art Säure abzusondern, die in den offenen Wunden wie Feuer brannte.
    Ich dachte schon, dass meine Kraft nicht ausreichen würde. Dass ich aufgeben würde, ohne die Frucht auch nur berührt zu haben. Doch dann tauchte sie auf. Wie ein helles Licht im Dunkeln erschien die goldgelbe Frucht vor meinem Gesicht. Begierig griff ich danach.
    Als ich die pelzige Haut der Frucht an meinen Fingern spürte, schien die Frucht zu erschlaffen. Von einem Moment auf den anderen hörten die Äste auf, mich fortzustoßen, und hingen wie zuvor an der Pflanze herab. Mit einem kräftigen Ruck löste ich die Frucht aus dem Griff der Pflanze.
*
    Ungläubig sah der Fährmann mich an, als ich mit der Pflanze in der Hand zu dem unheimlichen Fluss zurückkehrte. Es war schon ein Wunder, dass ich überhaupt zurückgefunden hatte.
    »Hier ist die Frucht!« Ich warf ihm die goldene Knolle zu. »Wirst du mich jetzt über den Fluss bringen?«
    Er schien einen Moment nachzudenken. Und kurzzeitig dachte ich, dass er mich einfach hier stehen lassen und fortfahren würde. Doch dann sah er mir wieder in die Augen und begann langsam und mit tiefer Stimme zu sprechen: »Geschäft ist Geschäft ...«, murmelte er und half mir auf das Boot. Seine dürre Hand war eiskalt und fühlte sich an wie die eines Toten.
    Mit einem kräftigen Stoß schob er das Boot vom Ufer weg in das offene Bett des Flusses. Schaukelnd bahnte sich der Kahn seinen Weg durch die Wellen. Ich war noch nie mit einem Schiff unterwegs gewesen und der starke Wellengang reizte meinen Magen aufs Äußerste. Ich erschrak, als ich in das dunkle Wasser sah. Und für einen Moment war meine Übelkeit vergessen. Helle Schatten trieben um das Boot herum, schienen das ganze Wasser zu erleuchten. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich Körper, Gesichter, die mich mit vor Entsetzen aufgerissenen Augen ansahen. Panisch schienen sie sich an das Boot zu drängen.
    Ängstlich versuchte ich möglichst in die Mitte zu rutschen, doch das Boot war klein. Je weiter ich nach rechts oder links rutschte, umso näher kam ich der anderen Seite. Ich spürte den Blick des Fährmannes auf mir haften, doch ich traute mich nicht aufzusehen.
    »Was ist das hier?«, fragte ich mit zittriger Stimme, die fast schon zu versagen schien. »Wo sind wir hier?«
    Der Fährmann schwieg.
    Das Einzige, was ich hören konnte, war das durchdringende Stöhnen und Schreien, das aus dem Fluss zu uns herüber getragen wurde. Und es wurde immer lauter und eindringlicher.
    Ich schrie auf, als helle, fast durchsichtige Hände über den Rand des Bootes krochen und nach mir greifen wollten. Ich versuchte wegzurutschen, doch sofort spürte ich die kalten Hände in meinem Rücken, die von der anderen Seite nach mir griffen. Mit einem dumpfen Klang flog der Stock des Fährmannes durch die Luft und traf die seltsamen Gestalten. Sie zischten wütend, doch dann verschwanden sie.
    Aufmunternd flüsterte er mir zu: »Mach dir keine Sorgen! Sie können dir hier nichts tun ...«
    Ich kauerte mich auf die kleine Sitzbank und sah ihn unsicher an. »Wo sind wir hier?«
    »Das hier ist der Styx ...«
    Der Fährmann redete weiter, doch ich konnte ihm einfach nicht zuhören. Ich hatte das Gefühl, dass seine Stimme irgendeinen Einfluss auf mich hatte. Es dauerte nicht lange bis mir die Augen zufielen ...
*
    Wieder veranstaltete mein Herr ein großes Fest.
    Es gab exotische Speisen, Gesang und Tanz. Und wieder war ich es, die die Gesellschaft bedienen musste.
    Eigentlich hatte Hedda mich für eine andere Aufgabe eingeteilt. Seit dem Dilemma auf dem Fest, bei dem ich den Grafen Loxlye endgültig gegen mich aufgebracht hatte, musste ich die niedersten Dienste verrichten: Ich war es, die die großen Gusstöpfe reinigen musste. Und ich war es, die die Innereien der

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