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STYX - Fluss der Toten (German Edition)

STYX - Fluss der Toten (German Edition)

Titel: STYX - Fluss der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht!«
    Fragend sah ich sie an. »Der junge Herr?«
    Hedda schüttelte den Kopf. »Was eine dumme Frage. Natürlich, der Sohn unseres Herrn! Er ist heute aus dem Krieg zurückgekehrt.«
    Die Rothaarige drehte sich geschäftig um. Immer wieder hetzte sie von einem Tisch zum anderen, belegte die Platten und rührte in großen Töpfen, die auf dem Herd vor sich hin köchelten. Als der Duft des köstlichen Essens in meine Nase stieg, krampfte sich mein Magen schmerzhaft zusammen. Seit gestern hatte ich nichts mehr gegessen. Und angesichts meines Missgeschicks würde ich heute mit Sicherheit nichts mehr bekommen.
    »Hier!«, schnauzte Hedda mich ungeduldig an und drückte mir Platten mit exotischen Früchten und anderen Delikatessen in die Hände. »Und jetzt ab, wieder raus mit dir!«
    Mit Unbehagen trat ich durch den Dienstboteneingang in die große Halle, bewegte mich noch vorsichtiger als zuvor, tauschte die geleerten Platten gegen belegte aus und versuchte, nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, als es ohnehin schon der Fall war. Doch ich spürte seinen Blick auf mir, egal wohin ich mich auch bewegte. Nur kurz trafen sich unsere Blicke.
    Der junge Herr sprach mit seinem Vater. Dabei horchte mehr dem ungebremsten Redeschwall des Alten, als dass er zu dem Gespräch beitrug. Doch sein Blick lag die ganze Zeit auf mir. Ich wandte meine Augen ab, senkte sie zu Boden. Versuchte mich einzig und allein auf meine Arbeit zu konzentrieren. Doch sein Blick durchbohrte mich und ließ meinen Körper heiß vor Nervosität werden. Ich mochte es nicht – wollte, dass er aufhörte. Doch er tat es nicht. Ich hoffte nur, dass das Essen endlich enden würde und ich vor seinen Augen fliehen konnte. Die Hilflosigkeit zerrüttete mich und diesmal war Fynn nicht da, um mir zu helfen.
    Wie eine Irre rannte ich durch den stockdüsteren Wald.
    Ich durfte keine Zeit verlieren.
    Immer wieder blieb ich an Dornen hängen, welche tiefe Schnitte auf meinen Armen hinterließen, doch ich spürte den Schmerz kaum. Auch die Dunkelheit machte mir nicht so viele Probleme wie sonst. Eigentlich war ich schon immer ein ängstliches kleines Mädchen gewesen, das sich vor vielen Dingen fürchtete.
    Doch jetzt war alles egal.
    In diesem Moment zählte nur eines: Diese seltsame Frucht zu finden und die Suche nach Fynn fortzusetzen. Er würde dasselbe für mich tun, da war ich mir sicher.
*
    Stolpernd lief ich eine Anhöhe hinunter. Ein kleiner Bach plätscherte dort und bahnte sich seinen Weg durch den unebenen Boden. Kleine rote Blumen wuchsen am Wegrand, schienen zu der kleinen Brücke zu führen, die das Gewässer überspannte. Langsam schritt ich auf die Brücke zu. Mein Kopf schien zu explodieren. Immer wieder schrie die Stimme in meinem Kopf, ich solle den Weg verlassen, solle bloß nicht die Brücke betreten.
    Hätte ich doch auf sie gehört.
    Doch zu spät.
    Dann sah ich es.
    Fernab des Ufers auf der anderen Seite wuchs eine Pflanze, schön wie die Morgenröte. Sie trug viele geöffnete Blüten, die sich einer nicht vorhandenen Sonne entgegenstreckten. Und doch schienen sie selbst zu leuchten, schienen die Lichtung zu erhellen. Die Blüten strahlten in allen Farben des Regenbogens. In der Mitte der Pflanze wuchs eine rundliche Frucht. Sie schien von einem samtigen gelben Pelz überwachsen zu sein. Kleine Stacheln traten aus der Haut hervor.
    Neugierig beschleunigte ich meine Schritte. Dumpf hallten sie auf dem Holz der Brücke wider.
    Plötzlich erstarrte ich.
    Ein hoher Schrei erklang, fuhr mir durch Mark und Knochen. Ängstlich sah ich mich um.
    Was war das bloß?
    Auf einmal begann die Brücke unter mir zu beben. Wenige Sekunden blieb ich wie angewurzelt stehen, war nicht imstande mich zu bewegen. Dann kam wieder Leben in meinen Körper. Mit einem Satz sprang ich von der Brücke an das rettende Ufer.
    Doch von dem Moment an, da ich das hölzerne Ungetüm verließ, hörte es auf zu rumoren und sich zu winden. Stille trat ein. Ich ließ mich auf dem feuchten Gras nieder und hielt mir den Kopf. Wo war ich hier bloß gelandet?
    Dann fiel es mir wieder ein. Die Pflanze! Ich musste dem Fährmann die seltsame Frucht beschaffen, damit ich weiter nach meinem Bruder suchen konnte. Langsam pirschte ich mich an die Blume heran. Nach der Sache mit der Brücke war ich etwas vorsichtiger geworden. Aber was sollte mir eine Pflanze schon anhaben?
    Immer näher trat ich auf die große Blume zu, behutsam, ganz vorsichtig, um nichts aufzuschrecken. Die

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