Sub Terra
ihren Stuhl zurücksank. Sie hob die Hand. »Entschuldigen Sie, Dr. Blakely.«
Er gab ihr mit einem Handzeichen das Wort und trank einen Schluck Wasser.
»Wurde der Ort datiert?«, fragte sie.
Schluckend nickte er. »Wir haben einige oberflächliche Kohlenstoffdatierungen vorgenommen. Wir können von 5,2 Millionen Jahren ausgehen.«
»Was!« Ashley schoss ein zweites Mal von ihrem Stuhl hoch. »Das ist unmöglich.«
»Die Datierung wurde von mehreren Laboratorien wiederholt«, antwortete er mit einem herablassenden Lächeln. Die Augen aller Anwesenden waren nun auf Ashley gerichtet. Ein Beleuchter setzte sie mit einem Spot in Szene. Sie schirmte ihre Augen mit der Hand ab. »Aber die ersten Hominiden, die frühesten Vorfahren des heutigen Menschen, tauchten erst vor vier Millionen Jahren auf diesem Planeten auf. Und diese frühen Hominiden hatten weder die Werkzeuge noch die Gesellschaftsstruktur, um so etwas zu bauen.«
Er zuckte mit den Schultern. »Deshalb sind wir hier.« Klickend erschien das nächste Dia: die Fotografie eines Tunnels am Fuß der Wand. »Diese Tunnel führen aus der kolossalen Kammer in viele unterschiedliche Richtungen hinaus. Wir glauben, dass am Ende eines dieser Gänge die Antworten auf Professor Ashley Carters Fragen liegen. Wer hat die Höhlen gebaut? Wer hat die Skulpturen gemacht? Wo sind die Erbauer jetzt?«
Die Zuhörer verharrten staunend und schweigend. Ashley setzte sich wieder; sie war immer noch geschockt.
»Ich habe ein kleines Team zusammengestellt, das mit der Erforschung beginnen soll. Es soll sich tiefer in das Labyrinth der Tunnel wagen und entdecken, was sich noch da unten befindet. Die Gruppe wird geführt von Professor Carter, einer Expertin in Paläoanthropologie und Archäologie. Alle weiteren Mitglieder sind Koryphäen in ihren jeweiligen Bereichen.«
Er zeigte auf eine blonde Frau mehrere Plätze von Ashley entfernt. »Linda Furstenburg, Professorin für Biologie an der Universität Vancouver, wird das Team begleiten, um die einzigartige Biosphäre zu erforschen, die wir dort unten entdeckt haben. Außerdem ein Geologe, Khalid Najmon«, sagte er und nickte in Richtung eines Arabers, der mit übereinandergeschlagenen Beinen links neben Linda saß. »Er wird uns, wie viele von Ihnen bereits ahnen, helfen, die Reichtümer unter dem antarktischen Eis zu kartieren. Seine Ergebnisse dürften unsere Sichtweise des Kontinents verändern.«
Blakely beendete die Vorstellung, indem er auf die beiden weiteren Männer in der ersten Reihe wies. »Aus dem fernen Australien kommt Benjamin Brust, ein weltberühmter Höhlenforscher; er wird das komplexe, einzigartige Höhlensystem kartieren. Und dieser schmucke Herr in Uniform ist Major Michaelson von den US Marines, der das Team mit zwei weiteren ausgebildeten Militärangehörigen aus sicherheitsrelevanten und logistischen Gründen begleiten wird.«
Mit einer Armbewegung schloss er die gesamte Gruppe vor sich ein. »Meine Damen und Herren, dies ist Ihr Team.« Gemurmelter Beifall erklang vereinzelt aus der Menge.
Ashley versuchte, sich auf ihrem Stuhl klein zu machen.
Nachdem weitere Einzelheiten erklärt und ein paar Fragen beantwortet worden waren, war die Konferenz beendet. Befriedigt verließ Blakely das Podium.
Im gegenüberliegenden Zimmer seufzte er und lockerte seine Krawatte. Den ersten Teil hatte er hinter sich. Roland, der seit über fünfzehn Jahren sein Assistent war, kam mit dem Diamagazin herein. Blakely nickte ihm zu.
»Das verlief ausgezeichnet, Sir«, sagte Roland und packte die Dias in Schachteln. »Den Regierungsvertretern und Ihren anderen Sponsoren scheint es gefallen zu haben.«
»Ja«, sagte er mit einem müden Lächeln. »Das glaube ich auch.« Er zog sein Jackett aus, ließ es auf den Stuhl neben sich fallen und setzte sich auf einen zweiten.
Roland verpackte das Diakarussell in einer Pappschachtel. »Keiner hat den Verdacht, dass es ein erstes Forscherteam gegeben hat.« Blakely zuckte mit den Schultern. »Davon müssen sie im Augenblick auch nichts wissen.«
»Aber was ist, wenn …«
»Dieses Mal sind wir viel besser vorbereitet, keine Sorge. Dieses Team verlieren wir nicht.«
4
ZUM ZWEITEN MAL innnerhalb der letzten zwei Monate standen sich Ashley und Major Michaelson Auge in Auge gegenüber. Auch jetzt, in seiner blauen Uniform, sah er für Ashley wie der blauäugige Zinnsoldat aus, der Dr. Blakely vor ihre Haustür eskortiert hatte. »Es ist mir egal, ob Sie mein Team mit Ihren
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