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Substance-Die Formel

Substance-Die Formel

Titel: Substance-Die Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boyd Morrison
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genug von seinen ekelhaften Träumen vorgeschwärmt.
    »Mann oh Mann, was für ein Traum! Diesmal war ich Frankenstein. Sie wissen schon, ich habe einen Menschen gemacht. Nur war es kein Monster. Ich habe mein Ideal aus den flotten Bienen zusammengesetzt, die immer in der Badeanzugausgabe von Sports Illustrated drin sind. Von dem einen Mädchen hab ich ein Bein ausgeschnitten und von einem anderen die Titten. Gerade hatte sie der Blitz getroffen. Sie lebte. Splitterfasernackt lag sie genau vor meiner Nase! Sie stand auf und wollte …«
    »Heben Sie die Einzelheiten für Ihre Memoiren auf, Bern.«
    »Manchmal frage ich mich, ob Sie überhaupt ein Mensch sind, Lobec. Haben Sie Hormone?«
    »Ich ziehe es vor, mein sexuelles Verlangen und meine beruflichen Aufgaben zu trennen, und ich schlage vor, Sie halten es ebenso, wenn das überhaupt geht. Es würde Ihnen auf jeden Fall helfen, sich besser auf die Arbeit zu konzentrieren.«
    »Worauf soll ich mich denn konzentrieren? Der Kerl ist ja noch nicht einmal zu Hause.« Bern setzte seine Kopfhörer auf und drückte auf einen Knopf an dem Gerät auf dem Nebensitz. »Die Wanze funktioniert astrein. Ich kann seine Gespräche abhören. Was soll ich denn noch tun?«
    Lobec ließ den Blick über den Parkplatz schweifen. Alle paar Minuten kamen Leute aus ihren Wohnungen und stiegen ins Auto. »Vielleicht sollten wir uns einen neuen Plan überlegen für den Fall, dass Kevin Hamilton nach Hause kommt.«
    »Neuer Plan? Ist Ihnen zu viel los hier?«
    »Statt ihn vor seiner Wohnung abzufangen, hören wir seine Telefongespräche ab und warten. Wenn nichts vorfällt, was ein dringendes Einschreiten ratsam macht, halten wir ihn lieber später irgendwo in einer einsamen Gegend an. Ich gehe davon aus, du hast deine Papiere dabei?«
    »Na klar.« Bern holte seine Brieftasche hervor, klappte sie auf und hielt Lobec Dienstmarke und Ausweis der Polizei von Houston hin. Lobec nickte, und Bern verstaute seine Brieftasche wieder. »Ich habe übrigens die Nase voll, Kaplan zu heißen. Ich glaube, ich gehe zu Sheryl, sie soll mir einen neuen Ausweis geben, wenn diese Sache abgeschlossen ist. Was halten Sie von Braddock?«
    »Gar nichts. Das wäre der vierte Ausweis in diesem Jahr. Wenn man seinen Namen zu häufig ändert, kann es zu Verwirrungen führen. Unter Stress könnte man Schwierigkeiten haben, sich an den richtigen Namen zu erinnern.«
    »Haben Sie Angst, ihn zu vergessen?«, spottete Bern.
    »Ich habe nicht von mir gesprochen. Muss ich den Zwischenfall im vergangenen Jahr erwähnen?«
    Berns Grinsen verschwand. Er hatte Lobec mit dem falschen Namen angesprochen, und ihnen war nichts anderes übrig geblieben, als ihren Verhandlungspartner umzulegen.
    »Was hat es überhaupt mit diesem Adamas auf sich?«, wollte Bern ungeschickt ablenken. »Ist das eine neue Chemikalie, die Tarnwell produzieren will?«
    »Ich weiß nicht mehr als Sie. Ich habe wenig Ahnung von Chemie, und Mr. Tarnwell hat mich nicht eingeweiht. Ich glaube, es ist für uns beide besser, nicht darüber zu reden.«
    »War er sauer über Stein?«
    »So könnte man es ausdrücken.«
    »Was können denn wir dafür, wenn irgendwelche Kinder die Leiche beim Spielen finden?«
    Bern zog eine Zigarette aus der Schachtel und steckte sie sich zwischen die Lippen. Dann kramte er nach einem Feuerzeug. »Der Müllplatz sah so verlassen aus, ich dachte, da würde monatelang niemand hin…«
    »Mr. Bern«, unterbrach ihn Lobec scharf, »was habe ich Sie gebeten, in meiner Gegenwart zu unterlassen?«
    Die Flamme des Feuerzeugs flackerte zwei Zentimeter vor der Zigarette. Vor Schreck riss Bern die Augen auf, setzte sich aufrecht hin und ließ die Flamme verlöschen. »Es tut mir leid, Lobec.« Er sprach so hastig, dass er stammelte. »Ich wollte das eigentlich gar nicht, ich habe aus alter Gewohnheit …«
    »Sie wissen sehr wohl, dass mich Ihr Rauchen stört, und Sie respektieren meine Wünsche nicht. Das stört mich noch mehr. Ich will hoffen, dass es das letzte Mal war.«
    Bern nickte beflissen, und Lobec gab sich damit zufrieden. Zwei Mal hatte sich Bern ihm widersetzt, aber schon beim zweiten Mal hatte Lobec ihm klargemacht, dass mit ihm nicht zu spaßen war. Die Brandnarbe auf Berns Arm ließ daran keinen Zweifel.
    Lobec wandte sich wieder seinem Dossier zu. Er wusste gern möglichst viel über die Leute, mit denen er zu tun hatte, auch wenn es nicht für lange war.
    Nicholas Kevin Hamilton. Sechsundzwanzig Jahre alt. Einzelkind.

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