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Substance-Die Formel

Substance-Die Formel

Titel: Substance-Die Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boyd Morrison
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gekämmt trug, bildete einen scharfen Kontrast zu seiner hellen Haut und den schieferfarbenen Augen, die Ward mit einem Adlerblick musterten. Sein grauer Anzug war maßgeschneidert und saß wie angegossen an seiner athletischen Figur. Dennoch sah Lobec nicht gut aus. Er hatte eine Hakennase und ein fliehendes Kinn. Ward fühlte sich von ihm eingeschüchtert, auch wenn er seine Ausstrahlung bewunderte.
    Lobecs Komplize Bern war jünger, etwa gleich groß, aber rund fünfundzwanzig Kilo schwerer, das meiste davon waren Muskeln. Er trug einen schlecht sitzenden blauen Anzug, der eine Nummer zu weit wirkte. Er hatte einen Bürstenhaarschnitt, und seine verschlafenen Augen blickten gelangweilt unter der ständig gerunzelten Stirn hervor. Ward wusste wenig über ihn. Er hatte in seiner Gegenwart nie mehr als ein paar unverständliche Begrüßungsworte gemurmelt.
    Der Professor rang sich ein Lächeln ab. Er wusste, überwältigen konnte er keinen seiner beiden Besucher, von beiden ganz zu schweigen. Die zehn Zentimeter, die er größer war, machten seinen Bauch nicht wett. Seinem fleischigen Doppelkinn war anzusehen, dass sein einziger Sport darin bestand, den Golfschläger zu schwingen. Das Herbstsemester begann erst in einer Woche, und so trug er den Dreihundert-Dollar-Trainingsanzug, in dem er normalerweise an Wochenenden herumlief. Ansonsten sah er wie der typische Professor aus, bis hin zu seinem schütteren graumelierten Haar und der Nickelbrille. Nichts an Lobecs Haltung signalisierte, dass er ihn als eine mögliche Bedrohung einschätzte.
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen. Ich wollte gerade …«, begann Ward wieder.
    »Sie wissen sehr wohl, was ich meine.« Lobec schien weniger verärgert als amüsiert zu sein. »Seit einer Stunde suchen wir Sie. Sie sind eine andere Strecke nach Hause gefahren als gewöhnlich. Vielleicht verraten Sie uns ja, wieso?«
    Ward hatte sich schon gedacht, sie könnten ihn beschatten. Nachdem er von der Ermordung Herbert Steins gehört hatte, war er vorsichtshalber durch das Kellergeschoss eines Nachbargebäudes seines Instituts zu seinem Auto gegangen.
    »Woher wissen Sie, welche Strecke ich normalerweise fahre?« Ward spielte auf Zeit, um auf eine Idee zu kommen.
    »Wir wissen auch, dass Sie sich von einem Professorengehalt ein Haus für eine dreiviertel Million und einen Mercedes leisten können.«
    Lobec musterte das geschmackvoll eingerichtete Zimmer mit dem Mahagonischreibtisch, dem schwarzen Ledersofa, den Golftrophäen und Erinnerungsstücken. Dann ließ er seinen Blick durchs Fenster zu dem Golfplatz schweifen, der kurz vor der Fertigstellung war.
    »Nur in der letzten Zeit war der Wurm drin, sehe ich das richtig? Mr. Tarnwell erwähnte Ihren guten Riecher für Aktien. Pech, dass Ihre Nase Sie bei Chromosotics im Stich gelassen hat.«
    Ward fiel die Kinnlade herunter. Er hatte den heißen Tipp erhalten, die ortsansässige Firma Chromosotics ginge in Kürze mit einem neuen Mittel auf den Markt. Die behördliche Genehmigung sei eine reine Formalie, hatte man ihm versichert. Nach der ersten Pressemitteilung stieg die Aktie um das Vierfache, und Ward zog sich aus bis aufs Hemd, um noch mehr Anteile zu kaufen. Innerhalb eines Monats drangen jedoch Testresultate über gravierende Nebenwirkungen des neuen Präparats an die Öffentlichkeit. Die Wahrscheinlichkeit einer Zulassung durch die zuständige Behörde war buchstäblich gen null gesunken, und die Aktie stürzte in den Keller. Noch nicht einmal Caroline wusste, dass Ward vor dem privaten Konkurs stand, als er den Deal mit Tarnwell abschloss, der ihn retten sollte.
    Sprachlos hörte Ward seinem Gegenüber zu. »Ich erwähne das nur, um Ihnen klarzumachen, dass wir beträchtliche Möglichkeiten haben, Informationen einzuholen. Sollten Sie mit dem Gedanken spielen, Houston zu verlassen, würden wir Sie auf jeden Fall aufspüren.«
    Da fiel Ward plötzlich seine Frau ein. Sie hätte schon längst mit den gepackten Koffern bei ihm sein müssen. Lobecs Augen funkelten böse.
    Ward sprang auf. »Caroline!« Keine Antwort. Er wandte sich zu Lobec: »Verdammt, wo ist sie?«
    Zum ersten Mal kam Bewegung in Bern. Lächelnd und in aller Ruhe zog er eine Automatik aus dem Jackett.
    »Mrs. Ward ist derzeit in Sicherheit, aber jede Voreiligkeit Ihrerseits stellt eine Gefährdung für sie dar«, kam es von Lobec.
    »Sie werden sich hüten, mich zu erschießen. Man könnte den Knall hören.«
    »Uns ist nicht entgangen, dass Sie und Ihre Frau

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