Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
Telefonbuch. Du hast das Zeichen hier.«
»Ist rein akademisch. Er kann mir nichts anhaben.«
»Du weißt nicht, dass …«
»Ich weiß, dass …, und du weißt es auch. Es ist völlig unmöglich, dass er stärker als ich sein kann.«
»Jetzt brauchen wir Verstärkung. Ruf Nanette …«
»Oh, ja«, lachte Jerome bissig. »Niemandem würde es auffallen, wenn ich sie von Portland herüberhole. Hast du eine Ahnung, wie groß die rote Flagge wäre, die da erschiene? Den Leuten würde was auffallen, sie würden anfangen, Fragen zu stellen …«
»Und was ist, wenn? Es ist eine große Sache …«
»Das kannst du leicht sagen. Was weißt du denn von …«
»Bitte. Ich weiß genügend, um zu wissen, dass du über-paranoid bist …«
Hin und her ging es zwischen den beiden. Jerome leugnete eisern, dass es ein Problem gab, Carter beharrte darauf, dass sie angemessene Vorsichtsmaßnahmen treffen müssten. Wie zuvor schon bemerkt, hatte ich die beiden noch nie so offen so uneins erlebt. Es gefiel mir nicht, besonders als die Lautstärke beträchtlich zunahm. Ich wollte nicht zugegen sein, wenn es zu Hieben oder Präsentationen ihrer Macht käme, da ich über die letzten Wochen hinweg bereits zu viel davon erlebt hatte. Langsam verzog ich mich aus dem Wohnzimmer in einen angrenzenden Flur. Cody, der meine Stimmung spürte, folgte.
»Ich hasse es, wenn Mama und Papa sich streiten«, bemerkte ich, während wir uns von dem überirdischen Zank zurückzogen und eine geschütztere Örtlichkeit suchten. Ich schaute durch Türrahmen und entdeckte ein Bad, ein Schlafzimmer und ein Gästezimmer. Irgendwie konnte ich mir nicht recht vorstellen, dass der Dämon allzu viele Übernachtungsgäste beherbergte.
»Das sieht viel versprechend aus«, sagte Cody, als wir ein Zimmer mit Unterhaltungselektronik betraten.
Weitere Ledersessel umgaben einen gewaltigen, absurd schmalen Plasmabildschirm an der Wand. Schlanke, wunderschöne Lautsprecher standen an strategisch günstigen Stellen um uns herum, und in einem gediegenen Glaskasten zeigten sich Hunderte von DVDs. Auch in diesem Zimmer hatte jemand gewütet, wie in den anderen. Seufzend warf ich mich auf einen der aufgeschlitzten Sessel, während Cody das Soundsystem überprüfte.
»Was hältst du von der ganzen Sache?«, fragte ich ihn. »Die neuen Entwicklungen, meine ich, nicht das Unterhaltungszeug da.«
»Was soll ich davon halten? Mir kommt es sehr zielstrebig vor. Dieser Nephilim wärmt sich mit geringeren Unsterblichen auf und entschließt sich jetzt, die höheren anzugehen. Krank und abgedreht, aber nun ja, so ist das halt. Die Schokoladenseite von allem ist, dass wir jetzt außer Gefahr sind – womit ich Jerome und Carter nicht beleidigen will.«
»Ich weiß nicht.« Ich legte nachdenklich den Kopf in den Nacken. »Da ist für mich nach wie vor was falsch. Irgendetwas entgeht uns. Hör denen da drin doch mal zu! Warum verhält sich Jerome in der ganzen Sache so idiotisch? Warum will er nicht auf Carter hören?«
Der junge Vampir sah von seiner Tätigkeit auf, die Filme zu durchsuchen, und lächelte mich gerissen an. »Ich hätte nie geglaubt, noch den Tag zu erleben, an dem du für Carter Partei ergreifst. Ihr beide müsst letzte Woche dicke Kumpels geworden sein.«
»Jetzt gib dich keinen romantischen Illusionen hin!«, warnte ich ihn. »Gott weiß, dass ich bereits genug am Hals habe. Es ist nur so, dass ich nicht recht weiß. Carter ist gar nicht so schlecht, wie ich immer gedacht habe.«
»Er ist ein Engel. Er ist überhaupt nicht schlecht.«
»Du weißt, was ich meine, und du wirst zugeben müssen, dass etwas dran ist an dem, was er sagt. Jerome sollte angemessene Vorkehrungen treffen. Dieses Ding hat seine Wohnung in Einzelteile zerlegt und Warnungen hinterlassen – selbst wenn es veraltete Sprüche oder was auch immer sind. Warum ist Jerome so davon überzeugt, dass ihm nichts passieren kann?«
»Weil er glaubt, stärker zu sein.«
»Woher sollte er das wissen? Keiner von beiden hat ein gutes Gefühl für ihn bekommen – selbst Carter nicht in der Nacht, als er mich gerettet hat.«
»Jerome kommt mir nicht wie der Typ vor, der Dinge grundlos abtut. Wenn er sagt, er sei stärker, dann würde ich … Heilige Scheiße! Sieh dir das mal an!« Sein ernsthaftes Gerede löste sich in Gelächter auf.
Ich stand auf, ging zu ihm hinüber und kniete mich neben ihn hin. »Was?«
Er zeigte auf die untere Reihe der DVDs. Ich las die Titel. High Fidelity. Better
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