Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
und ging.
Ich sah ihm wehmütig nach. »Sonst noch jemandem nach einem Ohnmachtsanfall?«
»Mir ganz bestimmt«, ertönte Carters joviale Stimme hinter uns.
Cody und ich machten beide einen Satz.
»Meine Güte!«, rief ich aus. »Seit wann bist du zurück?«
»Keine Zeit für Smalltalk. Festhalten, Kinder!«
Nachdem er sich rasch umgeschaut hatte, um sich zu vergewissern, dass wir allein waren, packte der Engel uns bei den Handgelenken. Ich spürte wieder dieses Übelkeit erregende, sausende Gefühl, und als Nächstes wusste ich, dass wir in einem sehr eleganten, schicken Wohnzimmer standen. Ich war noch nie hier gewesen, aber es war wunderschön. Zueinander passende Ledergarnituren schmückten den Raum, teuer aussehende Kunstwerke hingen an den Wänden. Opulenz. Stil. Großartigkeit.
Das einzige Problem war, dass das Ganze ein einziger Trümmerhaufen war. Schlitze verunstalteten das üppige Mobiliar, Tische waren umgeworfen worden, und die Bilder hingen entweder schief oder waren besudelt oder beides. Auf eine Wand war ein riesiges, mir unbekanntes Symbol gesprüht worden: Ein Kreis mit einer Geraden, die senkrecht darüber verlief, und einer anderen, die sie in einem Winkel kreuzte, von links nach rechts. Diese Pracht, vermischt mit einer solchen Besudelung, verblüffte mich völlig.
»Willkommen im Château Jerome!«, verkündete Carter.
Kapitel 20
»Entschuldigt bitte den abrupten Transport«, fuhr Carter fort. »Jerome ist allmählich hysterisch geworden, weil ich dich so lange alleingelassen habe.«
»Ich bin noch nie im Leben „hysterisch geworden“ – äh, in meiner Existenz, äh, oder was auch immer«, überlegte Jerome, als er ins Zimmer geschlendert kam. Ich nahm ihn genau in Augenschein und glaubte ihm aufs Wort. Makellos gekleidet wie eh und je, hielt er einen Martini in einer Hand und wirkte inmitten der ganzen Unordnung völlig ausgeglichen.
»Hübsch hier«, sagte ich zu ihm, immer noch entgeistert darüber, dass jemand etwas so Schönem einen solchen Schaden zugefügt hatte. »Nur ein bisschen durcheinander.«
Die Augen des Dämons blitzten vor Vergnügen. »Ich habe dich wirklich gern um mich, Georgie.« Er nippte an seinem Drink. »Ja, im Augenblick ist sie etwas unaufgeräumt, aber keine Sorge. Ich mach’ sauber. Abgesehen davon habe ich noch andere Domizile.«
Jerome hatte sich stets ziemlich bedeckt gehalten, wo er lebte, und ich hatte den Verdacht, es war allein Carters Einfluss zu verdanken, dass wir im Augenblick auch nur hier sein durften. Der Dämon hätte uns niemals eingeladen. Ich ging zu einem großen, bodenlangen Fenster hinüber, von dem aus ich einen wunderbaren Blick über Lake Washington hatte, mit der glitzernden Skyline von Seattle dahinter. Meinem Blickwinkel nach zu schließen, wäre ich jede Wette eingegangen, dass wir in Medina waren, einem der elitäreren Vororte der Eastside. Für Jerome nur das Beste.
»Was ist also passiert?«, fragte ich schließlich, als deutlich wurde, dass sonst niemand das Thema anschneiden wollte. »War das ein Überfall des Nephilim, oder hast du einfach nur eine Party geschmissen, die dir etwas aus der Hand geglitten ist? Weil ich, falls Letzteres zutrifft, wirklich stinksauer wäre, dass wir nicht eingeladen waren.«
»Keine Bange«, erwiderte Carter lächelnd. »Unser Freund, der Nephilim, hat ein wenig umdekoriert und uns freundlicherweise angefunkt, als er damit fertig war. Deswegen habe ich dich bei Erik verlassen. Ich hätte dich gewarnt, aber als ich ihn hier drüben gespürt hatte …« Er sah betont zu Jerome hinüber. Der Dämon schnaubte höhnisch.
»Hast du was? Mich in Gefahr geglaubt? Du weißt, dass das unmöglich ist.«
Carter stieß einen unbestimmten Laut aus. »Ja? Wie nennst du das hier?« Er nickte mit dem Kopf zu dem aufgesprühten Symbol hinüber.
»Graffiti«, erwiderte Jerome desinteressiert. »Es hat gar nichts zu bedeuten.«
Ich entfernte mich von dem Fenster mit dem atemberaubenden Ausblick und betrachtete das Symbol von oben bis unten. So etwas hatte ich noch nie gesehen, und mir waren viele Symbole und Zeichen aus allen möglichen Orten und Zeiten bekannt.
»Es muss etwas zu bedeuten haben«, widersprach ich. »Wäre sonst viel Getöse um Nichts. Schließlich hätte er einfach „altes Arschloch“ oder so was hinkritzeln können.«
»Vielleicht steht so was in einem der anderen Zimmer«, schlug Cody vor.
»Eine Pointe so recht nach Georgie. Du lernst mehr als nur tanzen.«
Ich
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