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Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah

Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah

Titel: Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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mitzunehmen – irgendwohin, wirklich –, wo wir allein und nackt sein konnten, wo ich das alles tun konnte, was ich mir in meiner Fantasie ausgemalt hatte. Ein weiterer Kuss … noch ein Kuss, und ich könnte nicht mehr innehalten. Ich begehrte es allzu heftig. Ich wollte mit jemandem zusammen sein, den ich wollte. Nur ein einziges Mal nach all diesen Jahren.
    Und genau das konnte ich nicht.
    »Georgina …«, setzte Roman verwirrt an, die Hände immer noch auf mir.
    »Bitte!«, bettelte ich flüsternd. »Lass mich los. Bitte, lass mich los. Du musst mich loslassen.«
    »Was ist? Ich versteh’s nicht.«
    »Bitte, lass mich los«, wiederholte ich. »Lass mich gehen!« Die plötzliche Lautstärke meiner eigenen Stimme überraschte mich, verschaffte mir einen kleinen Schub an Willenskraft, und ich konnte mich aus seinem Griff befreien. Er streckte die Hand nach mir aus, sprach meinen Namen, aber ich wich zurück. Ich hörte mich hysterisch an, wie eine Verrückte, und Roman sah mich zu Recht genauso an. »Rühre mich nicht an. Rühre. Mich. Nicht. An.«
    Ich war wütender auf mich selbst, mein Leben, als auf ihn. Eine entsetzliche Wut und Enttäuschung, verstärkt vom Alkohol, durchströmte mich. Die Welt war nicht fair. Es war nicht fair, dass einige ein perfektes Leben führten. Dass wunderschöne Zivilisationen zu Staub zerfallen sollten. Dass Babys nur wenige Atemzüge lang leben sollten. Dass ich in diesem grausamen Witz meiner Existenz gefangen sein sollte. Eine Ewigkeit, in der ich nur lieben ohne Liebe konnte.
    »Georgina …«
    »Rühr mich nicht an! Niemals mehr! Bitte …«, flüsterte ich heiser und tat dann das Einzige, was mir noch geblieben war. Ich flüchtete. Ich rannte. Ich wandte mich von ihm ab und rannte den Gang hinab, weg von Roman, weg von Seth, weg aus dem Zuschauerraum. Ich wusste nicht, wohin ich rannte, aber ich wäre in Sicherheit. Roman wäre in Sicherheit. Ich könnte vielleicht den eigenen Schmerz nicht lindern, aber ich könnte ihn vor weiterem Schmerz bewahren.
    Mein armseliger Zustand und meine Verzweiflung ließen mich in Leute hineinrennen, die mit einem unterschiedlichen Grad an Höflichkeit auf mein wahnsinniges Verhalten reagierten. War Roman hinter mir? Ich wusste es nicht. Er hatte mindestens ebenso viel getrunken wie ich; sein Koordinationsvermögen konnte nicht besser sein. Wenn ich nur einmal allein sein könnte, könnte ich die Gestalt wechseln oder unsichtbar werden und hier herauskommen …
    Ich platzte durch eine Tür, und eine Woge kühler Nachtluft umfing mich plötzlich. Keuchend sah ich mich um. Ich stand auf dem hinteren Parkplatz. Stoßstange an Stoßstange standen die Wagen dort, und ein paar Leute, die Hasch rauchten, lungerten herum, aber die meisten schenkten mir keinerlei Beachtung. Die Tür, durch die ich gekommen war, öffnete sich, und ich drehte mich in der Erwartung um, Roman vor mir zu haben. Stattdessen sah ich einen sehr besorgten Seth.
    »Bleiben Sie mir vom Leib!«, warnte ich ihn.
    Er hielt die Hände hoch, die Handflächen zu einer beruhigenden Geste nach außen gedreht, während er langsam auf mich zukam. »Geht’s Ihnen gut?«
    Ich trat zwei Schritte zurück und suchte mit zittrigen Fingern nach meiner Handtasche. »Mir geht’s gut. Ich muss bloß … ich muss bloß von hier weg … von ihm weg.« Ich zog mein Handy heraus, weil ich einen der Vampire anrufen wollte. Es rutschte mir aus den Händen, wich meinen Versuchen aus, es festzuhalten und schlug mit einem Übelkeit erregenden Knall aufs Pflaster. »Oh, Scheiße!«
    Ich ging in die Knie, hob das Handy auf und schaute entsetzt auf das zerstörte Display. »Scheiße!«, wiederholte ich.
    Seth kniete neben mir nieder. »Was ich kann tun?«
    Ich sah zu ihm auf, und sein Gesicht verschwamm mir vor den Augen. »Ich muss hier raus. Ich muss von ihm weg.«
    »Okay. Kommen Sie. Ich bringe Sie heim.«
    Seth nahm mich beim Arm, und ich hatte eine schwache Erinnerung daran, ein paar Blocks zu irgendeinem dunklen Auto geführt worden zu sein. Er half mir hinein und fuhr davon. Ich sank hinein in die Bewegung des Fahrens, ließ mich davon vereinnahmen, träge vor und zurück, träge vor und zurück, vor und zurück …
    »Anhalten!«
    »Was?«
    »Sofort anhalten!«
    Er gehorchte, ich öffnete die Tür und entleerte meinen Mageninhalt auf die Straße draußen. Anschließend wartete Seth einen Moment, bevor er mich fragte: »Geht’s Ihnen gut genug für die Weiterfahrt?«
    »Ja.«
    Wenige Minuten

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