Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
für Salsa entdeckt hatte und verfluchte insgeheim Roman wegen etwas, das wahrscheinlich eine Tanzsucht werden würde, obwohl ich völlig begeistert von den Schritten gewesen war. Er hatte den Körper mit verführerischer Anmut bewegt, hatte den meinen auf eine Weise gestreift, dass es mich bebend nach ihm verlangte.
Händchen haltend stolperten wir auf die Straße hinaus, atemlos und lachend. Die Welt wirbelte etwas um mich herum, und ich kam zum Schluss, dass es wahrscheinlich genau richtig gewesen war, jetzt zu gehen. Meine motorische Kontrolle funktionierte nicht mehr so ganz normal.
»Na gut, wo haben wir geparkt?«
»Du musst Witze machen«, sagte ich zu ihm und riss ihn um die Ecke, wo ich den schwachen Schein eines Taxis erkannte. »Wir müssen ein Taxi nehmen.«
»Nun komm schon, so schlimm bin ich nicht drauf.«
Aber er war so klug, nicht weiter zu protestieren, und wir nahmen das Taxi zu der Brauerei in Greenlake. Leute kamen und gingen; vor Dougs Auftritt hatte es schon zwei weitere Gigs gegeben. Wie befürchtet, wirkte unsere feudale Tanzkleidung inmitten der schlichten Klamotten der Leute im Studentenalter hoffnungslos daneben, aber das erschien nicht mehr so schlimm wie vorhin, als Roman mich abgeholt hatte.
»Lass dich nicht auf Modespiele ein«, riet er mir, als wir uns mühsam unseren Weg in die proppenvolle Brauerei bahnten. »Diese Kids glauben wahrscheinlich, dass wir alte Spielverderber und Konformisten oder so was sind, aber sie sind auf ihre Weise eben solche Konformisten. Sie gehen mit der Nonkonformität konform.«
Ich suchte mit dem Blick nach den Kollegen aus der Buchhandlung und hoffte, sie hätten einen Tisch reserviert. »Oh, nein. Du machst doch nicht einen auf Politik, wenn du betrunken bist, oder?«
»Nein, nein. Ich kann nur einfach keine Leute mehr sehen, die immer in irgendeine Schublade passen wollen, sich bei irgendeiner Schlange anstellen wollen, ob es nun nach links oder rechts geht. Ich bin stolz darauf, die am besten gekleidete Person in diesem Raum zu sein. Schaffe dir deine eigenen Gesetze, das sage ich immer.«
Ich entdeckte Beth und zerrte Roman zu einem Tisch auf der anderen Seite des Raums hinüber. Neben ihr saßen weitere Bewohner der Buchhandlung: Casey, Andy, Bruce – und Seth. Mir sank das Herz in die Hose.
»Hübsches Kleid«, meinte Bruce.
»Wir haben dir einen Platz freigehalten.« Casey zeigte auf einen Stuhl. »Ich wusste nicht, dass du einen … Freund hast.«
Die Sache mit dem Stuhl bekümmerte mich nicht weiter. Ich spürte lediglich Seths Blick auf mir, das Gesicht nachdenklich, jedoch neutral. Ich errötete und kam mir vor wie ein völliger Idiot und wünschte, ich könnte einfach kehrtmachen und verschwinden. Nachdem ich ihn mit meiner blöden Tirade zurückgewiesen hatte, dass ich mich auf kein Rendezvous einließe, stand ich hier Hand in Hand und ziemlich angesäuselt mit Roman. Ich konnte mir nicht mal vorstellen, was Seth jetzt von mir denken musste.
»Kein Problem!«, verkündete Roman, der von meinen wild wogenden Emotionen nichts mitbekam, unbeirrt von der amüsierten Aufmerksamkeit meiner Kollegen. Er setzte sich auf den Stuhl und zog mich auf seinen Schoß. »Wir teilen.«
Andy machte einen Abstecher zur Bar und brachte Biere für uns alle mit, abgesehen von Seth, der ebenso wie beim Koffein lieber abstinent blieb. Roman und ich erklärten, wo wir gewesen waren, lobten Salsa über den grünen Klee als die neueste und größte Freizeitbeschäftigung auf Erden, was uns Anfragen der anderen einbrachte, ob ich nicht einen zweiten Tanzkurs ansetzen wollte.
Bald betrat Dougs Gruppe die Bühne, und wir alle johlten angemessen beim Anblick eines Doug, der sich vom stellvertretenden Geschäftsführer in den Leadsänger von Nocturnal Admission verwandelt hatte. Das Bier floss weiter in Strömen, und während Weitertrinken wahrscheinlich das Dümmste war, was ich hätte tun können, war ich über den Punkt hinaus, an dem ich noch vernünftigerweise hätte aufhören können. Abgesehen davon musste ich mir um zu vieles andere Sorgen machen. Wie zum Beispiel Blickkontakt mit einem bislang schweigenden Seth vermeiden. Und das Gefühl genießen, auf Roman zu hocken und seinen Brustkasten im Rücken und die Arme um die Hüfte zu spüren. Sein Kinn ruhte auf meiner Schulter, sodass er mir leicht etwas ins Ohr flüstern und hin und wieder die Lippen über meinen Hals laufen lassen konnte. Die Härte, die ich unter meinen Oberschenkeln spürte, war
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