Succubus Dreams
dass du das zu einer anderen Frau sagst.»
Ich suchte die Fernbedienung für meine Stereoanlage und schaltete sie ein. ‹Tainted Love› ertönte.
«Ich kann nicht zu Hits aus den 80ern strippen.»
«Tawny!»
Mit einem entsetzten Blick in meine Richtung ging sie in die Mitte des Zimmers. Zunächst stand sie einfach nur da. Dann versuchte sie langsam, den Rhythmus der Musik zu erfassen. Ich sage versuchte, weil sie so neben dem Takt lag, dass es schon erstaunlich war. Selbst unter Einsatz aller meiner Kräfte hätte ich mich wohl unmöglich so asynchron bewegen können. Schließlich stellte sie die Fußbewegungen überhaupt ein und konzentrierte sich schlicht auf ihren Oberkörper. Sie schwenkte Arme und Rumpf leicht hin und her. Es war das ungeschickteste, peinlichste Spektakel, das ich jemals gesehen hatte.
Schließlich entschied sie, genügend ‹getanzt› zu haben, und machte sich daran, die Kleider abzustreifen. Jedoch war sie wohl außerstande, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen, und ließ jeglichen Anschein fahren, sich zur Musik zu bewegen. Stattdessen stand sie still da und knöpfte sich die gestreifte Bluse auf. Ihre Finger fummelten am dritten Knopf von unten herum, und sie brauchte fast dreißig Sekunden, bis sie ihn aufbekommen hatte.
«Aufhören! Bitte, hör auf!», sagte ich und schaltete die Musik ab. «Dein Ziel besteht darin, den Menschen Jahre ihres Lebens zu rauben, aber doch nicht so!»
«War ich schlecht?», fragte sie.
«Nein», erwiderte ich. «Du warst entsetzlich.»
Sie schob die Unterlippe zu einer Schnute vor.
«Oh, nun komm schon», sagte Cody, immer der Netteste in unserer Gruppe. «Das ist gemein.»
«Hallo, ich soll Lehrerin sein, nicht Freundin.»
«Die Schule der Georgina ist hart», intonierte Peter feierlich.
«So leicht ist das nicht», sagte Tawny und sah mich anklagend an. «Wenn du wirklich meine Lehrerin bist, dann zeigst du mir, wie es geht.»
Vier Augenpaare starrten mich erwartungsvoll an. Ich setzte zu einem Protest an, aber dann fiel mir ein, dass Tawny zu helfen bedeutete, Niphon wesentlich schneller aus Seattle hinauszubefördern. Ich erhob mich und nahm ihren Platz in der Mitte des Zimmers ein.
«Okay, zunächst einmal fehlen dir zwei Dinge. Zum einen: Höre auf die Musik und bewege dich mit ihr. Es gibt einen Takt. Entdecke ihn. Bewege deine Füße und deinen Körper – deinen ganzen Körper – danach. Werde Teil davon.» Tawnys leerer Gesichtsausdruck teilte mir mit, dass ich zu esoterisch für sie wurde. «Wenn es dann so weit ist, die Kleider auszuziehen, vergiss nicht, dass du es nicht aus praktischen Gründen tust. Du tust es für jemand anders. Sei dramatisch. Sei künstlerisch.»
Ich schaltete die Anlage ein und ging zum nächsten Track auf meiner gemischten CD über. Es war ‹Iron Man›.
«He!», sagte Tawny. «Wie kommst du zu Heavy Metal?»
«Nicht mal du kannst zu Ozzy Osbourne strippen», höhnte Hugh.
Ich warf ihm einen Blick von der Seite zu. «Ich kann zu allem strippen, Süßer.»
Ich fing an. Bewegte mich. Dazu musste ich überhaupt nicht weiter überlegen. Seit meinen Tagen als Sterbliche war ich Tänzerin gewesen. Ich liebte den Tanz. Es gab keine Musik. Es gab kein Ich. Wir waren ein und dasselbe. Mein Körper floss zu Melodie und Rhythmus dahin, und jede Einzelne meiner Bewegungen war anmutig und sinnlich. Ich schenkte nicht einmal meinen Freunden Beachtung. Ich verlor mich schlicht und einfach im Tanz.
Ich hatte nicht viel, mit dem ich anfangen konnte. Ich trug einen Slip und einen BH unter dem Morgenmantel, hatte jedoch die Absicht, beides anzulassen. Ich stand meinen Freunden nahe, jedoch nicht so nahe. Aber ich holte das meiste aus dem Abstreifen des Morgenmantels heraus. Strich mit den Händen über meinen von Seide bedeckten Leib. Löste langsam den Gürtel. Zögerte es allerdings immer wieder hinaus. Ließ ihn schließlich zu Boden gleiten. Streifte gleichermaßen zielstrebig die hochhackigen Schuhe ab.
Ohne aus dem Rhythmus zu geraten, erklärte ich Tawny: «Wenn du so weit bist, ist der Lap Dance dran.»
Ich ging zu Hugh hinüber, der auf dem kleinen Zweiersofa saß, und setzte mich mit gespreizten Beinen auf seinen Schoß, sodass ich ihn kaum berührte. Die Kunst der Stripperin. Ich fuhr mir mit den Fingern durchs Haar, während sich mein Leib immer noch schlängelte wie ein Gummiband.
«Hey, big spender», sagte ich.
Er schien es zu mögen, wirkte jedoch ansonsten eher amüsiert als sonst etwas. Er
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