Succubus Dreams
und ließ Peter, Cody und Hugh ein. Meine drei Zwerge von Schneewittchen. «Und warum taucht ihr immer dann auf, wenn ich gerade ausgehen will?»
Wie stets machten sie es sich ohne weitere Einladung in meinem Wohnzimmer gemütlich. Cody reichte mir einen Fetzen Papier, der an der Tür des Hausmeisters geklebt hatte und auf dem stand, dass ein Paket für mich angekommen sei. Ich machte mir im Geiste eine Notiz, es beim nächsten Mal abzuholen, wenn sein Büro geöffnet hätte.
«Wir gehen in diese Kneipe, wo man diese unheiligen Margaritas macht», sagte er. «Dachten, wir könnten bei dir vorbeischauen und fragen, ob du mitkommen willst.»
«Und du, du bist mal wieder undankbar und gemein», sagte Peter. Er sah sich im Wohnzimmer um. «Ich sehe keinen Weihnachtsbaum.»
Hugh beäugte meine rote Seidenrobe. «Du gehst darin aus?»
«Natürlich nicht. Ich mache mich bloß fertig, das ist alles.»
Die drei tauschten Blicke aus.
«Geschäftlich oder Seth?», fragte Hugh.
«Seth.»
«Verdammt!», fluchte Peter. Er zog ein paar zerknüllte Scheine aus der Tasche und reichte sie Hugh.
«Ihr wettet auf mein Liebesleben?»
«Ja», erwiderte Hugh. «Die ganze Zeit. Du solltest sehen, wie viel wir auf das Datum gesetzt haben, wenn ihr beide endlich miteinander schlaft.»
«Na ja, setzt mal weiter. Das wird nicht passieren.» Ich verschränkte die Arme und lehnte mich an die Wand neben meinem Fernseher. «Natürlich unternimmt Niphon alles Mögliche, damit es doch passiert. Ist er beim Wetten dabei?»
«Noch nicht. Was tut er denn?», fragte Cody.
Ich erzählte ihnen von Niphons Angebot für Seths Seele. Zu meiner Überraschung teilten sie meinen Schock und meine Entrüstung nicht.
«Ich weiß nicht», sagte Hugh langsam. «Daran habe ich eigentlich auch schon gedacht.»
Mir blieb der Mund offen stehen. «Woran hast du zuvor schon gedacht? Seths Seele zu kaufen?»
«Natürlich. Das ist mein Geschäft, und he, wenn es dir helfen würde…»
«Oh, du lieber Gott!»
«Aber wenn du dich dazu entschließt», sagte Hugh, «kommst du zuerst zu mir! Ich kann jedes Angebot übertrumpfen, das Niphon macht.»
«Wenn du den Handel vermittelst, kannst du bei der Wette nicht mitmachen», warnte Peter.
«He!», rief Hugh. «Stimmt nicht!»
«Oh, doch. Du hast einen unfairen Vorteil…»
«Meine Güte! Seid still, ihr alle! Ich kann’s nicht fassen, dass ihr ernsthaft darüber sprecht, die Seele meines Freunds…»
Eine neue Signatur durchlief uns. Ein Duft wie kandierte Äpfel. Warmer Honig auf der Haut.
«Tawny», sagten wir wie aus einem Mund.
Ich öffnete die Tür und Tawny warf sich mir laut flennend in die Arme. Ich jaulte auf und versuchte, nicht umzufallen.
«Oh, Georgina», schluchzte sie und die Wimperntusche rann ihr in schwarzen Bächen die Wangen herab. «Ich werd’s nie hinkriegen. Nie, nie, nie!»
Ich gab mir Mühe, mich aus ihrer amazonenhaften Umarmung zu lösen. «Na, na», sagte ich schwach. «Du schaffst das schon.»
Schniefend trat sie zurück und strich sich mit der Hand über die Augen, wodurch sie die Situation mit der Wimperntusche nur noch verschlimmerte. «Nein, tu’ ich nicht. Ich hab’s versucht und wieder versucht… nichts funktioniert.»
Ich warf einen Blick zu der Bande hinüber. Alle sahen mich erwartungsvoll an, als ob ich ihnen erklären könnte, wie es ein Sukkubus schaffte, nicht aufs Kreuz gelegt zu werden. Doch ich bezweifelte, dass irgendwer eine Erklärung dafür liefern könnte.
«Na gut», sagte ich schließlich. «Beruhige dich und wir werden der Sache auf den Grund gehen. Aber zuerst richtest du dich mal wieder her. Du siehst ja furchtbar aus!»
«Geht nicht», jammerte sie.
«Du denkst wie ein Mensch», schimpfte ich. «Du kannst diesen Make-up-Schlamassel verwandeln.»
«Nein», sagte sie noch fester. «Das verstehst du nicht. Ich kann’s nicht.»
Verwirrt starrte ich sie an, dann dämmerte es mir. Es war fast nicht zu erkennen, aber ein blasser Schimmer legte sich immer wieder um ihren Körper. Sie hatte Probleme, die gegenwärtige Gestalt zu behalten. Ihr Energievorrat war so weit erschöpft, dass ihr die Fähigkeit zum Gestaltwandel verlorenging.
«Boa!», sagte ich. Einen Sukkubus in einem so schlimmen Zustand hatte ich noch nie erlebt. Ich selbst war einmal so tief gesunken, aber das war nach einer größeren Schlacht im Gestaltwandeln passiert.
Wiederum traten ihr die Tränen in die Augen. «Was soll jetzt werden? Was ist, wenn mir die Energie
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